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Alles, was du über das Toxische Schocksyndrom (TSS) wissen musst – und was Panikmache ist

Die auch als „Tamponkrankheit“ bekannte Infektion sorgte vor einigen Jahren für reichlich Trubel und große Verunsicherung unter Frauen, die regelmäßig während ihrer Tage Tampons benutzen. Immer neue Horrorgeschichten von jungen Frauen, die nach dem Gebrauch von Tampons plötzlich im Koma lagen oder gar starben, machten in den Medien die Runde. Leider wurden die wahren Geschichten mit allerlei Halbwahrheiten unterfüttert, sodass eine regelrechte TSS-Panik entstand, die viel Raum für Panikmache bot und das eigentliche Problem, nämlich eine durchaus mögliche und gefährliche, wenn auch sehr seltene Infektion, in den Hintergrund rücken ließ. Klingt alles jetzt schon reichlich verwirrend? Keine Sorge, wir zäumen das Pferd nicht von hinten auf und fangen mal von vorne an.
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Was genau ist das Toxische Schocksyndrom (TSS)?

Unter einem Toxischen Schocksyndrom versteht man eine Infektion, die zu schwerem Organ- und Kreislaufversagen bis hin zum Tod führen kann. Ausgelöst wird TSS von den Stoffwechselprodukten ganz bestimmter Bakterien, nämlich Staphylococcus aureus und seltener Streptococcus pyogenes. Dringen diese Bakterien in den menschlichen Körper ein und werden verstoffwechselt (also von unserem Körper chemisch abgebaut), können Giftstoffe entstehen, die die Krankheit verursachen. Beim Toxischen Schocksyndrom handelt es sich um eine Erkrankung, die das Resultat einiger fataler Zufälle ist. Die Toxine der Bakterien kommen auf natürliche Weise sowohl auf, als auch in unserem Körper vor, weshalb die meisten Menschen Antikörper gegen sie gebildet haben. Ist dies nicht der Fall, können auch Kinder, Männer und nicht-menstruierende Frauen an einem Toxischen Schocksyndrom erkranken.

Warum wird die Krankheit auch „Tamponkrankheit“ genannt?

In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren kam es in den USA zu einer Reihe von Todesfällen von damals an TSS erkrankten, jungen Frauen. Grund hierfür war eine Produktneuheit in der Damenhygiene: ein super-absorbierender Tampon, den Frauen während ihrer Periode bis zu 24 Stunden tragen konnten, ohne ihn wechseln zu müssen. Ein Großteil der an TSS erkrankten Frauen nutzte diesen sogenannten „Super-Tampon“.
Bei einer Infektion gelangen die Giftstoffe über die Schleimhaut dann in den Blutkreislauf. Das Produkt wurde damals umgehend vom Markt genommen, und die Zahl der TSS-Erkrankungen ging aufgrund dieser Ursache drastisch zurück. Jede*r kann am Toxischen Schocksyndrom erkranken, da jede entzündete und eitrige Wunde (insbesondere Verbrennungen) als Eintrittspforte für die auslösenden Bakterien dienen kann. Insofern ist die Bezeichnung „Tamponkrankheit“ für das Toxische Schocksyndrom nicht nur irreführend und unvollständig, sondern klammert auch andere potenzielle Gefahrenquellen für die Infektion aus.
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Was sind die typischen Symptome eines Toxischen Schockzustands?

Die Symptome einer Erkrankung an TSS sind leider nicht sehr eindeutig, da sie auch bei anderen Infektionen auftreten können. Typisch für ein durch einen Tampon ausgelöstes TSS ist ein Ausbruch nach der letzten Menstruation und aus voller Gesundheit heraus. Zu hohem Fieber (ab 39 °C) gesellen sich Krankheiten des Magen-Darm-Trakts, wie Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen. Ein großflächiger Hautausschlag, insbesondere an den Handflächen und Fußsohlen in Verbindung mit Hautabschälungen ist typisch für eine TSS-Infektion. Hinzu können Symptome wie Schwindel, Muskelschmerzen, Herzrasen, Blutdruckabfall, Ohnmacht, gerötete Schleimhäute (auch der Augen und in der Vagina), sowie eitriger Scheidenausfluss, Leber- und Nierenschäden und Kreislaufzusammenbrüche kommen.
Wie gefährlich ist eine TSS-Erkankung und wie wird sie behandelt?
Unbehandelt führt ein Toxischer Schockzustand fast immer zum Tod durch Multiorganversagen. Bei dem Verdacht einer Erkrankung sollte umgehend ein Notarzt oder eine Notärztin gerufen oder ein Krankenhaus aufgesucht werden. Die Behandlung erfolgt stationär, du musst also im Krankenhaus bleiben, in den meisten Fällen wird ein Antibiotikum intravenös verabreicht, das sowohl die Infektion bekämpft, als auch die Bakterien abtötet. Auch wird dem Körper zur Stärkung des Immunsystems viel Flüssigkeit zugeführt.
Bei einer rechtzeitigen Behandlung von TSS sind die Chancen auf eine vollkommene Genesung sehr gut. Bleibenden Schäden kann ebenfalls vorgebeugt werden.

Mit diesen Maßnahmen kannst du einer TSS-Infektion vorbeugen:

Wie so oft lauten die Zauberworte bei der Vorbeugung von TSS (aber auch allen anderen infektiösen Erkrankungen): Hygiene und Vorsicht.
1. Achte beim Kauf der Tampons und vor jedem Gebrauch darauf, dass die Umverpackungen unbeschädigt sind.
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2. Wasche dir vor jedem Wechseln des Tampons die Hände gründlich mit Seife.
3. Nutze immer die kleinstmögliche Saugstärke, die zu deiner aktuellen Blutungsstärke passt.
4. Wechsle regelmäßig deinen Tampon, idealerweise alle vier bis acht Stunden, aber spätestens immer dann, wenn er vollgesogen ist.
5. Wenn du deinen Tampon auch über Nacht tragen möchtest, denke daran, ihn kurz vor dem Schlafengehen einzuführen und unmittelbar nach dem Aufstehen wieder zu wechseln.
6. Es wird immer wieder behauptet, dass durch die Verwendung von Baumwolltampons das TSS-Risiko vermindert werden könnte. Es gibt bislang aber keine ausreichenden Belege, die diese Behauptung stützt. Tatsächlich konnte im Rahmen einer vor Kurzem im Labor durchgeführten Studie nicht bestätigt werden, dass die Beschaffenheit der getesteten Tampons (Baumwolle oder Viskose) einen Einfluss auf das TSS-Risiko hat.
7. Dieselbe Studie weist darauf hin, dass beim Gebrauch von Menstruationstassen ähnliche Vorsichtsmaßnahmen wie bei Tampons eingehalten werden sollten, um das Risiko eines menstruellen TSS zu reduzieren.
Don't panic!
Die wichtigste Regel im Umgang mit TSS lautet: keine Panik! Das Toxische Schocksyndrom ist eine ernstzunehmende und gefährliche Erkrankung, die nicht ausschließlich im Zusammenhang mit der Nutzung von Tampons auftritt. In Deutschland liegt die Gefahr zu erkranken bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:100.000. Die Letalität, also die Wahrscheinlichkeit, bei medizinischer Behandlung an einem Toxischen Schockzustand zu sterben, liegt bei drei bis fünf Prozent – und ist somit seltener als die sehr seltenen Nebenwirkungen bei Medikamenten.

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