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Sind Füllstoffe so schlecht wie ihr Ruf & teure Beauty-Produkte besser als billige?

Illustration by Olivia Santner
Wenn ich etwas in all meinen Jahren in der Beauty-Welt gelernt habe, dann, dass ein Begriff immer allgegenwärtig sein wird: Füllstoff. Das erste Mal hörte ich davon, als ich in einem Kosmetikladen gearbeitet habe. Dort sagten die anderen Verkäufer*innen oft, dass die hohen Preise der Markenprodukte daher kommen, weil sie keine Füllstoffe beinhalten würden. Heute arbeite ich als Beauty-Journalistin und an dieser Einstellung hat sich bei vielen Anbietern anscheinend immer noch nichts geändert. Im Gegenteil: Jetzt, da der Trend immer mehr in Richtung natürliche Schönheit geht, schrieben mir viele Brands, ihre Produkte seien viel besser für die Haut, weil sie keine Füllstoffe hätten. Irgendwie sind Füllstoffe zu etwas geworden, das zum Strecken teurer Skincare verwendet wird, um sie billiger zu machen. Aber das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Ich bin nämlich der Meinung, Kosmetika braucht Füllstoffe – egal, ob es sich nun um kostspielige oder günstige Produkte handelt.
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Da stimmt mir auch Stephen Alain Ko, ein kosmetischer Chemiker, zu. „Ich glaube die Industrie verwendet den Begriff mehr als Teil einer Marketingstrategie, um die Konsument*innen davon zu überzeugen, dass ihr Produkt ‘effizient‘ ist. Es gibt nämlich keine allgemein gültige Definition dafür, was Füllstoffe sind. Jede Marke versteht darunter was anderes, und es scheint, als könne das auch von Formel zu Formel anders sein“, meint Ko.
Wenn du überhaupt keine Füllstoffe in deinem Produkt hättest, könntest du es wahrscheinlich nicht mal auf die Haut auftragen – die Konsistenz wäre in etwa wie die von Kreide oder von einer sehr klumpigen Creme. Wasser ist ein gutes Beispiel für einen wichtigen Füllstoff. Es ist meistens sogar der erste Inhaltsstoff, der auf der Packung aufgelistet wird. „Durch das Wasser, bekommen manche Produkte erst die richtige Textur. Oder es löst andere Inhaltsstoffe, damit sie wirklich wirken können“, erklärt Ko.
Wenn du komplett reines Vitamin C, pures Retinol oder sogar 100-prozentige Hyaluronsäure kaufen würdest, könntest du damit nichts anfangen. Füllstoffe verbessern die Konsistenz, stabilisieren das Produkt und machen es langlebiger. Das neue Vita-C Glycolic Serum von Murad benutzt unter anderem Gold als Stabilisator für das Vitamin C, und ich bin mir sicher, niemand würde das als Füllstoff bezeichnen.
Da es keine Regulierungen für den Begriff gibt, ist es schwer zu wissen, was eine Marke darunter versteht. Bei einigen Brands sind vor allem aggressive Stoffe damit gemeint. Wenn auf der Packung etwa steht “Frei von Füllstoffen“, dann meinen sie damit, ihr Produkt ist für sensible Haut geeignet. Besonders oft wird auch die Formulierung “zur natürlichen (ein weiterer Begriff für den es keine Regulierungen gibt) Hautpflege“ verwendet.
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Dabei ist eines aber klar: Kein Hersteller will die Liste der Inhaltsstoffe unnötig verlängern – jeder Inhaltsstoff wird aus einem bestimmten Grund verwendet, aber der Grund besteht niemals darin, die Wirkung zu reduzieren. Tatsache ist, manche Stoffe verringern die Effizienz eines anderen, damit das Produkt nicht zu aggressiv ist.
Deshalb ist der Irrglaube, teure Hautpflege sei besser als die billige, auch nicht wahr. Teure Marken treiben die Kosten für ein Produkt in die Höhe, indem sie zum Beispiel sagen, es enthalte einen besonders seltenen Inhaltsstoff. Und ja, das stimmt auch zum Teil, aber das ist oft nicht der eigentliche Grund, warum wir dafür so viel zahlen müssen. Der “besondere Wirkstoff“ ist oft nur in ganz kleinen Mengen in dem Produkt. Meistens zahlen wir fürs Marketing und vielleicht eine schöne Verpackung – denn die Wirkung des Produkts, kommt eher von den Füllstoffen, wie Vitamin E oder Glyzerin.
Ebenso sind einige Augencremes mit einer Augenringe-korrigierenden Tönung untersetzt oder sie besitzen lichtreflektierende Partikel, um dunkle Ringe zu minimieren – auch das sind Füllstoffe, die wir aber gerne sehen. „Als Verbraucher*in solltest du den Fokus darauf legen, zu lernen, welche Stoffe für dich von Vorteil sind“, sagte Ko, „und manchmal ist es eben ein langweiliger Füllstoff wie Glyzerin“ – der schließt nämlich die Feuchtigkeit in der Haut ein.
Also, achte nicht auf den Preis, sondern hol dir die Produkte, die dir gefallen. Und mach dir nicht so viele Gedanken über die Füllstoffe. Versuche dich lieber ein wenig mit den Inhaltsstoffen deiner Lieblingsprodukte vertraut zu machen, damit du anfangen kannst, herauszufinden, was für dich funktioniert. Cosmetics Info und die Inhaltsstofflisten von Hautschutzengel sind zwei wirklich gute Quellen dafür.

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