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Geht’s dir gut oder hast du TikToks „Aged“-Filter getestet?

Als jemand, die schon seit Beginn ihrer Karriere in der Beauty-Branche arbeitet, weiß ich eines genau: Wir als Gesellschaft würden so ziemlich alles tun, um nicht alt auszusehen – selbst, wenn das bedeutet, Tausende Euro für Anti-Aging-Skincare hinzublättern, bloß weil die behauptet, selbst die tiefsten Falten zu glätten.
Ich habe schon Menschen gesehen, die mithilfe einer Nadel ihr komplettes Gesicht haben ändern lassen, um jünger auszusehen. Hey, ich habe das selbst schon hinter mir – und es immer als „Recherche“ für meinen Job gerechtfertigt. Aber so sehr wir uns auch abmühen: Das Unaufhaltsame lässt sich, wie der Name schon sagt, eben nicht aufhalten. Je älter wir werden, desto stärker fährt unsere Haut die Produktion von Kollagen runter. Das Gesicht beginnt stellenweise zu „hängen“, Falten entstehen, und das pralle Gesichtsvolumen, das wir mit unserer Jugend verbinden, lässt nach.
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Es ist aber nicht nur eine innere Stimme, die uns einflüstert, wir müssten alles dafür tun, möglichst jung auszusehen. Gerade wir Frauen haben uns mittlerweile auch an die zahllosen externen Messages gewöhnt, die uns aus allen Ecken der Gesellschaft entgegenhallen – und die auch schon unsere Mütter und Großmütter gehört haben. Ab einem gewissen Alter, so redet man uns ein, verliert eine Frau ihren Wert. Dieser Wert wird daran bemessen, wie attraktiv ihr Aussehen empfunden wird (und wie potenziell fruchtbar ihre Fortpflanzungsorgane sind). Diese Message wird uns über unser ganzes Leben hinweg eingetrichtert – angefangen mit der begehrenswerten Schönheit der glatthäutigen Plastik-Barbies in unserer Kindheit, bis hin zur Beauty-Industrie, die jedes Jahr Milliarden von Euro scheffelt, indem sie uns Unsicherheiten einredet, die sie „korrigieren“ könne.
Natürlich gibt es Menschen, die sich dieser Anti-Aging-Kultur komplett verweigern. Aber was ist mit denen von uns, die irgendwo in der Mitte stehen? Einige von uns genießen es, auch mal ein bisschen eitel zu sein, und nutzen diese Beauty-Produkte und -Eingriffe, um uns im hektischen Alltag ein bisschen Selfcare zu gönnen. Es muss doch eine gesunde Balance geben – eine Möglichkeit, in Würde zu altern, ohne dass unsere Skincare-Routinen zwangsläufig etwas über unsere persönlichen Werte aussagen müssen.
Und genau da kommt TikToks kontroverser und extrem viraler „Aged“-Filter ins Spiel.
Wie auch der genauso beliebte „Bold Glamour“-Filter nutzt er eine komplizierte KI-Gesichtserkennungstechnologie, um deinem Gesicht digitale Falten und herabhängende Haut aufzudrücken und so „vorherzusagen“, wie du wohl im Alter aussehen könntest. Einige Nutzer:innen haben den Filter sogar schon auf alte Videoaufnahmen von Promis der 90er (wie Drew Barrymore und Adam Sandler) gelegt, um zu zeigen, wie nah die Vorhersagen der künstlichen Intelligenz dahinter der Realität kommen.
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Vielen TikToker:innen gefällt aber gar nicht, was sie sehen, wenn sie den Filter auf sich selbst anwenden und so einen Blick in die potenzielle persönliche Zukunft werfen. Die meisten schieben und zerren daraufhin erstmal an ihrer Haut herum und runzeln die Stirn, während sie jede neue Falte analysieren, die ihnen die App ins Gesicht gezaubert hat.
Trotz all derjenigen, die sich allein schon vor der Vorstellung einer älteren Version von sich selbst zu ekeln scheinen, gibt es aber ähnlich viele Leute, die sich über dieses gealterte Spiegelbild wirklich freuen. „Sie sieht so sympathisch und lebensfroh aus! Ich kann es gar nicht erwarten, sie zu treffen“, meint zum Beispiel @yazzy_so_co0l.
@justhopinalong

Wonder who my boo will be when i’m 67

♬ original sound - Hope Woodard
Andere überlegen sich sogar, wie ihr älteres Ich in der Zukunft so drauf sein könnte: „Ich weiß einfach, dass sie einen Buchladen führt, in derselben Straße wie all ihre Freund:innen wohnt und jeden Sonntag einen Kuchen backt“, schreibt @bigbooklady.
Viele empfinden es auch als sehr tröstend, dass die ältere Version ihrer selbst wie ein geliebtes Familienmitglied aussieht – vielleicht sogar wie ein bereits verstorbenes. „Ich habe meiner Mum früher immer gesagt, dass ich mal aussehen will wie sie, wenn ich älter bin“, erzählt @laureenmuy. „Deswegen musste ich lächeln, als ich den Filter sah.“
„Alle rasten völlig aus wegen diesem Filter. Aber ich liebe ihn irgendwie – denn wem sehe ich damit total ähnlich?“, fragt @thiskindalife. „Ich sehe aus wie meine Oma, die erst vor ein paar Monaten gestorben ist.“
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@smollpol Old me kinda cute tho stilllll👀 BIG SMASH #fyp #foryoupage ♬ The Bug Collector - Haley Heynderickx
Aber kann dieser Filter wirklich genau voraussagen, wie wir mal aussehen? Die kurze Antwort: Nein. Plastische Chirurg:innen und Dermatolog:innen erkennen zwar durchaus gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Filter und realen Anzeichen der Alterung im Gesicht; es ist aber wichtig zu wissen, dass bei unseren individuellen Alterungsprozessen so viele Faktoren eine Rolle spielen. Ein Filter kann uns nicht die Zukunft vorhersagen.
Die Kosmetikerin und Gründerin von Dieux Skin, Charlotte Palermino, hat dazu bereits ein Instagram Reel gepostet. Sie macht den Witz, dass dieser Filter durchaus von einer Botox-Marke in Auftrag gegeben worden sein könnte, und ergänzt, dass Filter wie diese „verschiedene Gesichtszüge auf deinem Gesicht zusammenstellen, um einem Archetyp zu entsprechen“. Das heißt: Der Filter verallgemeinert deine individuellen Gesichtszüge. In Wahrheit sind wir aber natürlich nicht alle gleich – und werden auch nicht identisch altern.
Ganz egal, ob du strikt dagegen bist, irgendwas an deinem Gesicht machen zu lassen, oder durchaus Lust darauf hättest: Spätestens nach diesem „Aged“-Filter ist klar, dass wir dem Altern alle sehr unterschiedlich entgegenblicken.
Gleichzeitig ist es aber auch tröstend zu wissen, dass uns Apps wie TikTok die Möglichkeit bieten, mit Leuten aus aller Welt über dieses Thema zu sprechen. Das sichtbare Altern wird in verschiedenen Communitys und Ländern nämlich völlig unterschiedlich empfunden, und es tut gut, mit anderen Meinungen konfrontiert zu werden. Obwohl der Filter vielleicht nicht für immer verändert, wie wir das Altern betrachten, ist er zumindest der Anstoß für viele Gespräche, die uns das Ganze womöglich auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten lassen. 
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