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Fitness-Hype „Urban Heroes“: Trainieren mit Party-Feeling

FOTO: Marc Andre Jourdan
In der Ecke legt ein DJ angesagte Beats auf. Hier und da stehen Menschen im schummrig-roten Disko-Licht, das wirklich jeden in jeder Situation gut aussehen lässt. Wie zum Beweis sind die Wände verspiegelt. Wir sind schön. Mutig. Stark. Wir sind, tja, Großstadthelden halt. Darauf heben wir erstmal einen. Nein, keinen Drink – obwohl die Situation das potentiell erfordern könnte. „Jeder greift sich zwei Hanteln“, ruft die Trainerin, eine bildhübsche, superfreundliche Blondine. Fit und zart zugleich, nahbar und motivierend. Aber auf subtil-beängstigende Art auch respekteinflößend. „Urban Heroes“ – so heißt der neueste Fitness-Hype, der zahlreiche prominente Anhänger wie Lenny Kravitz oder Sophia Thomalla hat und jetzt von den USA zu uns schwappt. Bevor das erste deutsche Studio am 11. Juli am Hamburger Gänsemarkt eröffnet, durfte ich das Boutique-Fitness-Konzept, wie es genannt wird, im Rahmen eines Pop-up-Events testen: „Ein herausforderndes 50-minütiges HIIT-Training, das auf einen Mix aus Cardio- und Krafttraining setzt, einzigartige Trainingsimpulse schafft und Indoor-Training neu definiert“, hieß es in der Einladung. Soso … Grundsätzlich ist das Prinzip nichts Neues. Als Personal Trainerin mache ich selbst HIIT-Training und bringe meine Kundinnen damit in Form. Die Ergebnisse sind phänomenal. Was genau glaubt „Urban Heroes“ also neu definiert zu haben? So einiges, wie sich schnell herausstellte … Die Begrüßung ist lässig: High-Five ist das neue Hallo, freundliche Motivation der neue Drill. Die Trainerin erklärt das Prinzip: Die Gruppe aus 16 Personen wird unterteilt in acht Läufer und acht Stepper. Die Läufer stellen sich auf die Laufbänder, die Stepper, nun ja, neben ein Step-Board. Erstere machen den Cardio-, Letztere den Kraftteil des Trainings. Nach etwa zehn Minuten wird gewechselt. Jeder ist zweimal Stepper, zweimal Läufer. Damit bei diesen Wechseln kein Durcheinander entsteht, sind die Laufbänder und Stepper durchnummeriert. Heißt: Wer auf Laufband Nummer acht steht, muss später zu Step-Board Nummer acht. Dann werden noch die Einstellungen für die Laufbänder erklärt, dann geht es los.
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FOTO: Marc Andre Jourdan
Ich greife mir zwei Hanteln und stelle mich an den Stepper mit der Nummer fünf. Neben mir eine junge Studentin – ein bisschen pummelig, aber nicht übergewichtig. Das soll sich ändern. Sie stiert in den Spiegel, der gerade mal eine Armlänge von unseren Nasenspitzen entfernt ist. Selbst im schummrig-roten Licht mit Photoshop-Wirkung ist ihre Entschlossenheit nicht zu übersehen. Gleich daneben eine muskulöse Frau mit Oberarmen so groß wie meine Oberschenkel. Gegenüber eine zarte Blondine mit Dutt, wie man sie sonst in Yoga-Studios trifft, neben einer Latina, die ihre Kurven stolz im knappen Nike-Outfit zur Schau stellt. Eine bunte, sehr angenehme Mischung von Menschen unterschiedlichster Fitness-Levels. Keiner protzt, keine glotzt – alle sind gut drauf. Während im Hintergrund das leise Gebrumme der Laufbänder ertönt, legen die Stepper mit Kniebeugen los – in den Händen die Gewichte, die sie für richtig halten. Empfehlungen wurden nicht ausgesprochen. So ist es natürlich leicht, sich zu über- oder unterfordern. Was einige auch tun. Auch fehlte eine professionelle Anleitung der Übungen, um Fehlhaltungen zu vermeiden, was aber möglicherweise auf die Pop-up-Situation des Trainings geschoben werden kann. Im Studioalltag wird hoffentlich genauer auf die einzelnen Kunden eingegangen. Gezählt werden nicht die Anzahl der Wiederholungen, sondern es geht auf Zeit. Man kann schnell machen oder langsam und Pausen einlegen, wenn nötig. Es folgen Schulterpressen, Kickbacks für den Trizeps und Crunches. Simple Übungen, die aber durch die minutenlange Ausführung die Muskeln zum Brennen bringen.
FOTO: Marc Andre Jourdan
Dann der Wechsel – es geht aufs Laufband. „Wer muss, kann gern die Geschwindigkeit reduzieren“, sagt die Trainerin. „Aber jeder sollte an seine Grenzen gehen.“ Anders als beim Kraftteil wurden für den Cardioteil Parameter festgelegt, an denen man sich orientieren kann: Einsteiger, Heroes und Superheros, die jeweils in verschiedenen Geschwindigkeiten laufen. Die Trainerin gibt sie wie die Kombination eines Zahlenschlosses an: „Acht, zehn, zwölf!“. Heißt: Wer sich zu den Einsteigern zählt, läuft bei acht, Heroes bei zehn und Superheroes bei zwölf Kilometern pro Stunde. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Acht Kilometer pro Stunde ist eine lockere Laufgeschwindigkeit, zehn ist ziemlich sportlich, zwölf ist schon sehr anspruchsvoll – zumindest, wenn man das Tempo länger durchhalten will.
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FOTO: Marc Andre Jourdan
Ein paar Minuten müssen es hier schon sein. Ich will eine Superheldin sein. Eine Lara Croft. Zumindest ein bisschen. Also los. Blöd nur, dass das Tempo sukzessive erhöht wird. Dann folgen drei Sprintintervalle von jeweils einer Minute. „14, 16, 18!“, bellt die Trainerin. Ernsthaft? Zugegeben: Ich bin keine starke Läuferin, insofern dauerte es nur wenige Sekunden, bis ich mir selbst den Heldentitel wieder entziehe und mich auf Einsteiger-Level begebe. Und selbst da muss ich sagen: Bei 14 km/h läuft man eigentlich nicht mehr, sondern funktioniert nur noch. Das müssen Instinkte sein, Überlebensinstinkte, weil die Beine aus irgendeinem Grund wissen, dass es eine saublöde Idee wäre, langsamer als das Laufband zu laufen oder gar stehen zu bleiben. Der Schweiß tropft, das Herz rast, die Wangen glühen – im schummrig-roten Photoshop-Licht kein Problem. Nach rund zehn Minuten geht es zurück an den Stepper. Eine neue Übungsabfolge für die Muskeln, die eigentlich schon gar nicht mehr wollen. Macht nichts. Irgendwo zwischen dem ersten Laufband- und dem zweiten Stepper-Taining scheint das „Natural-High-Gefühl“, das die Macher des Konzepts versprechen, einzusetzen. Eigentlich hört man nur die Musik, die lauter geworden zu sein scheint. Man macht weiter, obwohl es wehtut. Wie eine Nacht in der Disko – vom Tanzen schmerzende Füße halten ja auch nicht vom Weitertanzen ab.
FOTO: Marc Andre Jourdan
Noch ein letztes Laufband-Intervall. Die Zielgerade vor uns. Gerade als ich dachte, es könnte nicht schlimmer werden, packt die Trainerin noch einen drauf: „Steigung auf sechs, acht, zehn.“ Das sind Prozentangaben. Wir laufen jetzt bergauf. Und es sind keine kleinen Hügel. Ich mache ein paar Sekunden mit und entscheide dann: „Ich bin aus Hamburg – Hügel finden in meinem Alltag nicht statt.“ Steigung raus und weiterlaufen. Die Stunden endet mit dem Rücken auf dem Laufband. Ich habe mich mal lang gemacht. Auf Anweisung der Trainerin. Die Stepper liegen auf ihren Step-Boards. Durchatmen. Stretching – wenn auch etwas zu wenig, wie ich finde. Es dauert gute 20 Minuten, bis sich der Puls beruhigt, die Schweißtropfen versiegen. Ich fühle mich fantastisch – auch, wenn ich vielleicht doch keine Superheldin bin. Zumindest nicht nach „Urban Heroes“-Maßstäben gemessen. „Diese hochintensive Mischung aus Cardio und Kraft ist sehr anspruchsvoll“, sagt die Trainerin. „Die gute Nachricht ist: Man macht extrem schnell Fortschritte!“ Der Weg zur Superheldin ist also nicht unbedingt lang. Aber auch nicht billig. 25 Euro kostet die 50-minütige Session. Zwei bis drei Mal pro Woche soll man trainieren, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Macht 50 bis 75 Euro. Pro Woche. Das ist sehr sportlich. Der Vorteil: Es gibt keine Verträge, stattdessen bucht man online die Class, die einem zeitlich am besten passt. Keine Laufzeiten, keine Verpflichtungen. Für mich eine tolle Möglichkeit, um mich mal richtig auszupowern, die Gruppendynamik zu genießen, in kompletter Erschöpfung zu schwelgen. Eine Alternative zum normalen Training, aber kein Ersatz – dafür ist es schlicht zu teuer.
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