Alles, was ich vor meinem Termin für Wangen-Filler gelernt habe

Je älter ich werde, desto weniger schüchtert mich die Vorstellung ein, mir irgendwann Gesichts-Filler injizieren zu lassen. Es liegt aber nicht nur am Älterwerden, dass sich meine Meinung dazu langsam geändert hat, sondern auch daran, dass ich jobbedingt dazu schon viel recherchiert habe. Noch dazu hat sich die Welt der Filler in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt: Einige Filler-Produkte, wie Sculptra, sind sogar bio-stimulierend; das bedeutet, sie fördern die natürliche Kollagenproduktion in der Haut, anstatt lediglich die Fettpolster mit Hyaluronsäure-Gel aufzufüllen. Andere, wie Redensity, eine „widerstandsfähige“ Form von Hyaluronsäure, wurden speziell entwickelt, um leichter und weicher zu sein und sich in Form von Mikrotropfen ins Gesicht injizieren zu lassen. Oder um es kurz zu sagen: In den letzten Jahren hat sich die Filler-Technologie enorm weiterentwickelt, und die Ergebnisse könnten potenziell besser aussehen denn je.

Es hilft auch, dass mehrere Leute, deren Meinung ich vertraue, schon ganz offen von ihren positiven Erfahrungen mit Fillern erzählt haben. Vor Kurzem habe ich bei The Cut einen Artikel gelesen, in dem Cyndi Ramirez, die Gründerin von Chillhouse, Wangen-Filler als eine ihrer liebsten Beauty-Behandlungen bezeichnete. Auch die Content Creator Tefi Pessoa hat schon über ihre Erfahrungen mit Gesichts-Fillern gesprochen – in der Nase, den Lippen und den Wangen. Und in ihrem Newsletter Anxiety Beer schreibt die Beauty-Redakteurin Hannah Baxter über ihre regelmäßigen Wangen-Filler-Injektionen und über ihre Gründe dafür.

Ich habe von Natur aus sehr flache Wangen, die ich gerne ändern würde, wenn ich könnte. Deswegen interessiere ich mich schon seit einiger Zeit für Wangen-Filler. Bevor ich mir aber einen eigenen Beratungstermin buche, habe ich mich bei Expertinnen umgehört. Im Folgenden beantworten sie einige der häufigsten Wangen-Filler-Fragen – wo werden sie injiziert? Wie schmerzhaft ist das? Wie viel kosten Filler? Und wie wahrscheinlich ist es, dass die Filler „wandern“, wie auf TikTok gewarnt wird?  

Wangen-Filler ist ein Überbegriff für Hyaluronsäure-Produkte, die in die Wangen injiziert werden – in tiefliegendes Fettgewebe, nahe der Wangenknochen –, um dem Gesicht mehr stützende Fülle zu verleihen.

Die meisten Gesichts-Filler werden für die Behandlung von Nasolabialfalten verwendet, die näher am Mund liegen. Die auf das Gesicht spezialisierte Schönheitschirurgin Dr. Jennifer Levine erklärt mir aber, dass die Nasolabialfalte eben durch das Einfallen des Jochbein-Fettgewebes in der Wange entsteht. „Wir sollten daher eigentlich nicht die Falte behandeln, sondern die Ursache dieser Falte. Das sieht nämlich natürlicher aus“, meint Dr. Levine. 

Weil die Wange das Gesicht anatomisch stark stützt, können Wangen-Filler gegen alle möglichen Zeichen der Alterung wirken, sowie auch gegen nicht-altersbedingte „Müdigkeit“. „In der Gesichtsmitte ergeben sich die ersten Veränderungen schon mit Mitte bis Ende 20. Viele Leute bemerken, dass sie dann müder aussehen“, sagt Dr. Levine. „Wangen-Filler an den oberen Seiten können dieses Problem beheben.“ Konkret bedeutet das: dort, wo du Highlighter auftragen würdest, um deine Wangenknochen zu betonen.

In der Nähe liegt die Unteraugenpartie, und viele Chirurg:innen sind der Meinung, Wangen-Filler könnten auch gegen Aushöhlungen unterhalb der Augen helfen. Manche glauben sogar, stützende Wangen-Filler seien für bestimmte Patient:innen die bessere Wahl als Filler-Injektionen in die sogenannte Tränenrinne (die auch eher „wandern“, aber dazu kommen wir noch). „Für die meisten Leute haben Wangen-Filler auch einen schönen Effekt auf den Unteraugenbereich“, erklärt die Krankenschwester Vanessa Coppola, Gründerin von Bare Aesthetics Med Spa. Dr. Levine ergänzt: „Für diese Aushöhlung sollte immer zuerst die Wange behandelt werden, weil wir die Menge an Filler unterhalb der Augen so gering wie möglich halten sollten. Wenn wir also bei der Wange anfangen, bekommen wir eine bessere Korrektur hin, brauchen dafür aber weniger Produkt.“

Die meisten Leute halten diese Frage vielleicht für albern; für mich war das aber eine echte Sorge. In Wahrheit würde die Tiefe der Filler (die ja immerhin in die tiefliegenden Fettpolster der Wange gespritzt werden) aber ein Dehnen der Haut an der Oberfläche verhindern. 

„Die meisten Filler-Anbieter:innen injizieren die Filler subperiostal, also direkt oberhalb den Wangenknochens“, erklärt Coppola. „Das heißt: Der Filler liegt ganz unten in der Haut, auf dem Knochen und unterhalb des Muskels, wo sich die tiefen Fettpolster befinden. Näher an der Hautoberfläche liegen die oberflächlichen Fettpolster, die im Laufe des Alterungsprozesses meist abschlaffen und stärker zu hängen beginnen. Die tieferliegenden Fettpolster hingegen fallen tendenziell eher in sich zusammen.“ Wenn diese tieferen Fettpolster also mithilfe von Fillern gestützt werden, entsteht Volumen, ohne dass die Haut dabei gedehnt wird. „Du solltest danach auch nicht aufgequollen aussehen“, meint Coppola. „Wangen-Filler sollten außerdem natürliche Bewegungen weiterhin erlauben, weil sie eben unterhalb des Muskels liegen.“

Das erste Mal, als mir jemand von ihrer eigenen Wangen-Filler-Erfahrung erzählte, sagte sie, sie sei mit dem Ergebnis zwar total glücklich, habe aber bei der Injektion eine Art „Knirschen“ unter der Haut gehört. Das schreckte mich direkt ab. Sowohl Dr. Levine als auch Coppola versichern mir allerdings, dass ihre Patient:innen bei der Behandlung generell keine Schmerzen empfinden. Vor dem Eingriff wird die Stelle örtlich betäubt, und viele moderne Filler-Produkte enthalten zusätzlich das Betäubungsmittel Lidocain. Wenn du also bei einer solchen Injektion Schmerzen hast, solltest du das der behandelnden Person sofort sagen.

Dennoch kann die Injektion durchaus etwas unangenehm sein. „Manche Patient:innen beklagen sich darüber, dass sie hören können, wie die Filler gespritzt werden, weil der Wangenknochen bis ins Ohr reicht“, erzählt Coppola. „Dabei kommt es zu einem knirschenden oder knallenden Geräusch, das die Leute meistens mehr stört als die Nadel an sich. Das liegt aber schlichtweg an dem anatomischen Bereich, in den die Filler injiziert werden, weil er eben direkt neben dem Ohr liegt und du das daher hören kannst. Viele Patient:innen sagen, das fühle sich komisch an.“

Auf der Schmerzskala sind Wangen-Filler deutlich weniger schmerzhaft als Lippen-Filler, da die Lippen viel empfindlicher sind. Dr. Levine zufolge sorgt auch die Aufregung vor der Injektion manchmal für Unwohlsein. „Die meisten Leute sind vor der ersten Injektion sehr nervös“, sagt Dr. Levine. „Der Schmerz ist dabei weniger das Problem. Sie sind eher aufgeregt, weil sie sich fragen, ob sie das Richtige tun und ob das Ganze am Ende gut aussieht.“

Die Antwort auf diese Frage ist ganz individuell. Es ist daher wichtig, deine Wünsche und Sorgen vorher mit der zertifizierten behandelnden Person zu besprechen, um herauszufinden, ob Wangen-Filler für dich die beste Option sind und, wenn ja, wie sie sich auf dich anpassen lassen. Dr. Levine erwähnt, dass es ein weit verbreiteter Irrglaube sei, für das beste Ergebnis sollten Filler im ganzen Gesicht „verteilt“ werden, anstatt sich auf eine Gesichtspartie zu konzentrieren.

„Ja, wir wollen es nicht übertreiben, müssen aber eben auch genug Produkt injizieren, damit der:die Patient:in wirklich ein Ergebnis sieht. Ansonsten lohnt sich die Behandlung nicht“, meint Dr. Levine. „Gleichzeitig wollen wir auch, dass das Ergebnis möglichst lange hält. Wir wollen daher nicht nur so wenig Produkt nehmen, dass du am Ende nichts siehst und gar nichts korrigiert wird.“ Als Ausgangspunkt wählt Dr. Levine daher für ihre Patient:innen eine Spritze pro Wange. Manchmal erfordert es aber auch je zwei oder drei Spritzen, um „merkliche Unterschiede“ zu erzielen, meint Coppola.

Verglichen zum Beispiel mit Botox in der Stirn halten Wangen-Filler länger, meist um die sechs bis neun Monate. „Normalerweise sogar eher ein Jahr“, fügt Dr. Levine hinzu. „Wenn du aber weniger Produkt verwendest, sinkt auch die Haltbarkeit.“ Natürlich hängt die aber auch von vielen weiteren Faktoren ab – wie deinem Alter, der Anzahl der Behandlungen, deiner Hautbeschaffenheit, und so weiter. „Nach einer Studie, bei der Teilnehmenden sechs Spritzen Voluma [einer Form von Juvéderm-Filler] injiziert wurden, gefolgt von einer Auffrischung nach sechs Monaten, hielt das Ergebnis zwei Jahre lang“, erzählt Dr. Levine. Das ist aber nicht die Norm.

Im Vergleich zu Botox (oder einem ähnlichen Neuromodulator wie Dysport oder Jeuveau) sind Filler ein bisschen teurer. „Die Preise für Hyaluronsäure-Filler variieren je nach Anbieter:in und Ort“, erklärt Coppola. Eine Spritze Hyaluronsäure-Filler kostet dich durchschnittlich ab 500 Euro aufwärts.

Vielleicht hast du selbst schon mehrere TikToks gesehen, in denen Leute erzählen, ihre Filler seien im Gesicht gewandert, also „verrutscht“ – und ja, das kann durchaus passieren. Bei Wangen-Fillern ist das aber eher die Seltenheit. Es kommt häufiger an dünnerhäutigen, besonders beweglichen Gesichtsstellen wie den Lippen und den Tränenrinnen unterhalb der Augen vor.

Wie kommt es zu diesem Verrutschen der Filler? „Natürlich bewegt sich das Gesicht sehr stark. Wir haben dort viele Muskeln“, erklärt Dr. Levine. „In Gesichtsbereichen wie dem Mund, den du viel bewegst, kann es passieren, dass sich deine Filler verlagern.“ Die Lippe ist ein kleiner Bereich, der daher mehr Präzision und weniger Filler erfordert. „Wenn der Person aber zu viel injiziert wird oder die Filler nicht in die richtige Ebene gespritzt werden, die sich nicht superleicht bestimmen lässt, kann es durchaus zu dieser Wanderung der Filler kommen.“

Unterhalb der Augen kann das passieren, wenn die Wangen den Bereich nicht ausreichend stützen. „Dann tendieren die Filler dazu, abwärts zu rutschen“, meint Coppola. „Wangen-Filler sind die bessere Wahl als Unteraugen-Filler, und das ist einer der Gründe dafür.“

Aber keine Sorge: Bei solchen Filler-Verlagerungen, Fehlern bei der Injektion oder der Verwendung von zu viel Produkt lässt sich die Hyaluronsäure durch die Injektion eines Enzyms namens Hyaluronidase auflösen. Das sollte das Problem direkt beseitigen, obwohl es laut Coppola auch sein kann, dass es dazu ein paar Sitzungen benötigt. Hierbei ist allerdings wichtig zu bedenken, dass sich der Filler zwar sichtbar auflöst, aber aufgrund seiner tiefen Hautinjektion noch sehr lange im Körper verbleiben kann. „Bei Leichenstudien haben wir tatsächlich noch zehn Jahre nach der Injektion Filler finden können“, erzählt Coppola. „Eine kleine Menge kann immer noch da sein – selbst wenn sie für das menschliche Auge unsichtbar ist.“

Obwohl wir in Sachen Gesichts-Filler noch viel zu lernen haben, konnten die Expertinnen zumindest meine brennendsten Fragen beantworten. Es gibt genau genommen keine Pro- und Kontra-Liste für Filler – aber doch sehr viel zu bedenken. Und genau deswegen solltest du dich damit immer an zertifizierte Anbieter:innen wenden, denen du auch vertraust.