Nimmst du die Pille? Auf diese Frage antworten die meisten Frauen in ihren Zwanzigern mit einem eindeutigen „Ja”. Verständlich, denn die Pille erleichtert uns viele Dinge. Die Einnahme ist unkompliziert und bringt zudem ein paar sehr angenehme Nebeneffekte mit sich. Doch welchen Hormoncocktail Frauen täglich zu sich nehmen & welche Neben- und Nachwirkungen auftreten können, das wird häufig zu wenig oder gar nicht thematisiert. Wir finden, es fehlt eine angemessene Informationspolitik! Diese Kluft wollen wir schließen und läuten nach ausgiebiger Recherche und Gesprächen mit Expert*innen die Themenwoche „BitterSweet“ rund um die Antibabypille ein, um dich umfassend und differenziert zu informieren.
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Wenn Frauen mit der Antibabypille verhüten, dann sollten sie sich darüber bewusst sein, dass sie hormonell erheblich in ihren natürlichen Menstruationszyklus und damit die Biologie des weiblichen Körpers eingreifen. Vielen ist das zwar „irgendwie bekannt“, aber was da eigentlich genau in ihrem Körper passiert, darüber herrscht nach wie vor oft Unklarheit. Ein Grund dafür könnte sein, dass Frauen immer früher die Pille nehmen und damit auch schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt aufhören den natürlichen Ablauf ihres Zyklus kennenzulernen.
Wir sind der Meinung, dass jeder Mensch wissen sollte, was in seinem Körper vor sich geht. Denn nur dann ist es möglich einen verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper und daraus resultierend die jeweils bestmögliche Verhütungsmethode für sich auszuwählen. Schließlich gibt es neben der Pille noch eine Reihe weiterer Verhütungsmittel. Falls du dich also bisher noch nicht ausführlich mit deinem Zyklus beschäftigt hast oder an der einen oder anderen Stelle etwas Auffrischung benötigst, wollen wir dir im Rahmen unserer Themenwoche rund um die Antibabybpille und darüber hinaus die nötigen Informationen über den weiblichen Zyklus und passende Werkzeuge an die Hand geben.
Was während eines Zyklus in deinem Körper passiert und wie lange die Phasen jeweils andauern, wie du deinen Zyklus exakt berechnen und überwachen kannst und inwiefern die Antibabypille hormonell in den Zyklus eingreift, wollten dir deshalb einmal näher aufgreifen.
Der weibliche Zyklus
Im Schnitt durchlaufen Menschen mit weiblichen Geschlechtsorganen rund 400 Mal im Laufe ihres Leben den Menstruationszyklus, ein Vorgang, der in den meisten Fällen während der Pubertät zwischen 11 und 18 Jahren einsetzt und erst mit den Wechseljahren endet. Bis dahin hat eine gesunde Person also im Prinzip alle vier Wochen die Chance schwanger zu werden. Ein Menstruationszyklus beginnt mit dem ersten Tag der Periode und endet einen Tag vor dem Einsetzen der nächsten Regel. Dazwischen liegen im Schnitt 23 bis 35 Tage, da die Zykluslänge von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Jeder erneute Zyklus wird von verschiedenen Hormonen gesteuert, die in unserem Gehirn produziert werden und über den Blutkreislauf in die Eierstöcke gelangen, und bereitet den weiblichen Körper jeden Monat wieder auf eine mögliche Schwangerschaft vor. In den Eierstöcken befinden sich von Geburt an etwa 1 Million Eizellen, die theoretisch das Potenzial haben befruchtet zu werden. Der Monatszyklus jeder Person mit einer Gebärmutter und Eierstöcken besteht aus drei unterschiedlichen Phasen: Die Follikelphase (1. Zyklushälfte), die Ovulationsphase (Der Eisprung) und der Lutealphase (2. Zyklushälfte). Und das passiert in den jeweiligen Phasen:
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Die drei Zyklusphasen
1. Die Follikelphase (Erste Zyklushälfte)
In der ersten Zyklushälfte, der Follikelphase, bereitet sich dein Körper auf eine mögliche Befruchtung einer reifen Eizelle vor. Zunächst wachsen deshalb in deinen Eierstöcken unter Einwirkung des follikelstimulierenden Hormons (FSH) etwa 20 Eibläschen heran – sogenannte Follikel. In jedem dieser Follikel befindet sich eine noch nicht entwickelte Eizelle. In den Wänden der Follikel bildet sich zusätzlich das weibliche Geschlechtshormon Östrogen aus.
Während der Östrogenspiegel in den ersten Tagen der Follikelphase noch relativ niedrig ist, steigt er mit den heranwachsenden Follikeln in den Tagen kurz vor dem Eisprung sukzessive an und begünstigt vor allem den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Außerdem weitet sich durch das Hormon Östrogen der Gebärmutterhalskanal und der Zervixschleim wird flüssiger, klar und spinnbar, was ihn besonders gut durchlässig für Spermien macht. Normalerweise schafft es in der ersten Zyklusphase nur eines der Follikel zu einer reifen Eizelle heranzuwachsen. Die anderen bilden sich zurück.
Die Zeitspanne der Follikelphase, also vom ersten Tag der Menstruation bis zum Eisprung, ist durchaus variabel. Bei einem Zyklus von 28 Tagen, dauert die erste Zyklushälfte etwa 14 Tage. Bei einem 35-Tage-Zyklus dementsprechend 21 Tage.
2. Die Ovulationsphase (Der Eisprung)
Kurz vor dem Eisprung sind die Follikel am weitesten entwickelt. Der Östrogenspiegel ist auf ein Maximum angestiegen. Die Hirnanhangdrüse, eine wichtige Schaltzentrale für hormonelle Funktionen im Gehirn, bemerkt das und schüttet nun vermehrt das sogenannte luteinisierende Hormon (LH) aus. Das erhöhte LH-Level löst den Eisprung aus, der dickste Follikel platzt und gibt die reife Eizelle jetzt aus dem Eierstock in den Eileiter ab, über den sie sich zur Gebärmutter fortbewegen kann. Auf ihrem Weg zur Gebärmutter ist die Eizelle befruchtungsfähig, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. Normalerweise schafft es nur eine der reifen Eizellen bis hierher. In Ausnahmefällen kann es aber zu mehreren Eisprüngen innerhalb von wenigen Stunden in nur einem Menstruationszyklus kommen, sodass bei der Befruchtung durch Spermien prinzipiell eine Mehrlingsschwangerschaft möglich ist.
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3. Die Lutealphase (Zweite Zyklushälfte)
Nach dem Eisprung folgt die zweite Zyklushälfte, die auch als Gelbkörperphase bezeichnet wird. Die gereifte Eizelle ist im Eileiter angekommen, wird zu einer Drüse umgewandelt und wartet weiterhin auf eine Befruchtung. Der Follikel bleibt im Eierstock zurück und wird zum Gelbkörper. Diese Gelbkörper wiederum produzieren jetzt das Hormon Progesteron, das vor allem die Gebärmutterschleimhaut mit Nährstoffen versorgt und auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle einstellt. Der Muttermundschleim wird in der Gelbkörperphase zähflüssiger und ist daher auch wieder undurchlässiger für Spermien. Kam es während der zwölf bis 18 Stunden nach dem Eisprung nicht zu einer Befruchtung der Eizelle, bist du in der zweiten Hälfte deines Zyklus, in der auch deine Basaltemperatur ansteigt, nicht mehr fruchtbar. Die Eizelle und der Gelbkörper sterben dann etwa 12 bis 16 Tage nach dem Eisprung und vor Eintritt in die Gebärmutter ab, deine Östrogen- und Progesteronspiegel sinken wieder, die Gebärmutterschleimhaut bildet sich zurück und wird über die Vagina abgestoßen. Die Blutung setzt ein, die bei vielen Frauen mit Regelschmerzen verbunden ist. Mit dem ersten Tag deiner Regel beginnt dein hormoneller Zyklus von Neuem. Also alles auf Anfang!
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Was passiert mit deinem Zyklus, wenn du die Pille nimmst?
Fast alle Antibabypillen, die Frauen heutzutage zur Verfügung stehen, enthalten die synthetischen Hormone Östrogen und Gestagen, das dem natürlichen Hormon Progesteron ähnelt – einige Präparate enthalten auch nur eines der Hormone. Ein gesunder weiblicher Körper produziert diese Hormone eigentlich selbst. Durch die Einnahme der Pille werden sie dem Körper jedoch künstlich und über einen längeren Zeitraum zugeführt, was dazu führt, dass der Hormonspiegel während des gesamten Zyklus konstant bleibt. Die natürlichen Hormonschwankungen in den einzelnen Zyklusphasen werden unterdrückt, der Körper der Frau stellt sich dadurch nicht auf eine mögliche Schwangerschaft ein. Die meisten Frauen nehmen entweder eine Mikro- oder eine Kombipille.
Die älteren Minipillen enthalten kein Östrogen und weisen stattdessen in niedriger Dosierung den Wirkstoff Levonorgestrel auf, der einen Eisprung aber nicht unbedingt verhindert. Die neueren Minipillen verzichten zwar auch auf das Geschlechtshormon Östrogen, haben dafür aber in niedriger Dosierung den Wirkstoff Desogestrel, der den Eisprung komplett verhindert. Sie wird 28 Tage lang durch genommen – ohne dabei eine Pillenpause einzulegen, in der normalerweise die Abbruchblutung stattfindet. Beide Pillenpräparate sorgen außerdem dafür, dass permanent ein Schleimpfropf im Gebärmutterhals gebildet wird, der für Spermien nahezu undurchlässig ist. Außerdem wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert, der für die Einnistung einer Eizelle unerlässlich ist.
Bei der Kombipille handelt es sich um eine Pille, die mit den Hormonen Östrogen und Gestagen versehen ist. Durch die Einnahme wird der Reifeprozess der Eizellen bereits in den Eierstöcken gehemmt, der Anstieg des LH-Hormons wird blockiert, es kommt nicht zum Eisprung und zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, ergo kann auch keine Befruchtung stattfinden. Das künstlich hergestellte Hormon Gestagen beeinflusst außerdem de Konsistenz des Zervixschleims. Die Kombipille wird in der Regel 21 Tage lang eingenommen, bevor dann während einer 7 Tage langen Pillenpause die Abbruchblutung einsetzt und der Hormonspiegel im Körper etwas sinkt. Der große Vorteil dieser Pillenart ist, dass die Abbruchblutung bei vielen Frauen wesentlich geringer ausfällt als eine natürliche Menstruationsblutung, schmerzfreier und zudem genauer planbar ist. Allerdings besteht die Gefahr, dass die natürliche Hormonproduktion des Körpers gestört wird, weil dieser irgendwann kein eigenes Östrogen mehr in den Eierstöcken herstellen kann. Solch ein Mangel kann wiederum weitreichende Folgen für den natürlichen Zyklus der Frau haben kann.