Ein Baby zu machen ist einfach, oder? Schließlich ist alles, was es dafür braucht Sperma und ein Ei. Das mag vielleicht im Biounterricht so easy dargestellt worden sein, tatsächlich ist es aber gar nicht so leicht, schwanger zu werden. Es spielen ganz schön viele Faktoren mit rein – und zwar allein schon beim Thema Eisprung.
Also fangen wir am besten noch Mal von vorn an mit der Sexualkunde und widmen uns der Frage: Was passiert eigentlich im Körper, wenn wir ovulieren (sprich: einen Eisprung haben)?
Das passiert im Körper beim Eisprung
„Ein Follikel setzt in einem der beiden Eierstöcke ein mikroskopisch kleines Ei frei, das vom Eileiter aufgefangen wird“, erklärt Dr. Carolyn Alexander, die im Southern California Reproductive Center tätig ist. Das passiert zeitlich etwa in der Mitte des Menstruationszykluses. Von dort aus macht sich das Ei irgendwann auf den Weg durch die Eileiter, um im Uterus (der Gebärmutter) auf das Sperma zu treffen. Findet es dort keine Samen vor, reabsorbiert dein Körper das Ei einfach und du bekommst deine Tage. Anschließend geht der Zyklus wieder von vorn los.
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Aber das ist natürlich nur die Kurzfassung der Geschichte. „In Wirklichkeit laufen eine Menge Mechanismen und Vorgänge ab, damit das Ei sicher abgestoßen und aufgefangen werden kann“, so Dr. Alexander. Während des kompletten Kreislaufs spielen Hormone eine große Rolle, wie du sicher weißt. Sie beeinflussen nicht nur den Menstruationszyklus an sich, sondern viele Prozesse, die im Körper ablaufen. Außerdem werden bestimmte Enzyme freigesetzt, die dafür verantwortlich sind, dass sich der Follikelrand öffnet, damit das Ei herausschlüpfen kann. Mindestens genauso wichtig wie die Hormone und Enzyme sind die Granulosazellen. Sie bilden eine Art Hülle um die Eizelle und verhindern eine Fehlgeburt. Bei all den komplexen Vorgängen, die im Körper vorgehen, ist es kein Wunder, dass viele von uns beim Thema Eisprung und Fruchtbarkeit nicht wirklich durchblicken.
„Das Zeitfenster in dem Menschen fruchtbar sind, ist tatsächlich ziemlich klein. Wenn du also schwanger werden möchtest und deshalb den perfekten Zeitpunkt zum Geschlechtsverkehr bestimmen willst, ist das gar nicht so einfach“, sagt Dr. Alexander. Konkret gesagt bedeutet das: „Nur etwa 24 bis 36 Stunden nach dem Eisprung kann es befruchtet werden“. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis in den Tagen vor und nach dem Eisprung auch am höchsten.
Deinen Zyklus ganz genau zu kennen, kann dein Leben deutlich leichter machen – ganz gleich, ob du dir nun ein Kind wünschst oder eben nicht. Damit du genau weißt, was wann in deinem Körper abläuft, kannst du beispielsweise einen Periodenkalender führen (dafür gibt es auch viele praktische Apps). Außerdem gibt es einige Anzeichen, die häufig (aber nicht zwingend) bei einem Eisprung auftreten:
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Anzeichen für einen Eisprung
1. Laut Dr. Alexander ist der wohl eindeutigste Hinweis auf einen bevorstehenden Eisprung, dass der Vaginalausfluss dünner, transparenter und klebriger wird. Die neue Konsistenz (vorher ist der Schleim dicker) erleichtert den Spermien den langen Weg zur Eizelle.
2. Während deines Zykluses schwankt deine Basaltemperatur (also die Körpertemperatur, die du beim Aufwachen hast und die du mit einem Thermometer und Apps tracken kannst) normalerweise: Direkt nach dem Eisprung schießt sie nach oben. Wenn du also versuchst, schwanger zu werden, ist die beste Zeit für Sex somit vor dem Temperaturhöhepunkt. Um das nicht zu verpassen, wirst du deine Temperatur wahrscheinlich erst für ein paar Monate genau beobachten müssen, um irgendwann zukünftige Peaks ausrechnen zu können.
3. Eins der etwas unüblicheren Anzeichen ist eine Veränderung der Libido. Genauer gesagt berichten einige Patientinnen von Dr. Alexander von gesteigerter Lust nach Sex um die Zeit der Ovulation. Grund dafür ist die Kombination aus erhöhtem Östrogenlevel und einem Testosteronanstieg.
4. Es können Krämpfe auftreten (Mittelschmerz). Es ist ein dumpfer Schmerz auf der Seite des Unterleibs, auf der der Eierstock ist, der die Eizelle in diesem Monat freisetzt. Zum Glück dauern die Schmerzen oft nicht länger als einen Tag an – oft sogar nur ein paar Minuten. (Sollten sie doch länger andauern oder sehr unangenehm sein, kannst du Paracetamol nehmen.)
5. Um die Zeit des Eisprungs können Schmierblutungen auftreten, wobei dies auch Einnistungs- und nicht Zwischenblutungen sein können. Laut Dr. Alexander sind Einnistungsblutungen solche, bei denen die Eizelle befruchtet wurde und das Embryo versucht, sich in der Gebärmutter einzunisten. Normalerweise passiert das etwa zu der Zeit, zu der du deine Periode erwartest. Es kann aber auch schon nach fünf Tagen nach dem Eisprung geschehen. Alle anderen Blutungen solltest du besser mit deiner Gynäkologin abklären, weil sie nicht nur an hormonellen Veränderungen, sondern auch manchmal an Myomen (harmlose Wucherungen im Uterus) liegen können.
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6. Manche Menschen haben PMS-ähnliche Symptome, wenn sie ovulieren. Dazu zählen beispielsweise Blähungen und Druckempfindlichkeit der Brüste. Allerdings ist es oft nicht eindeutig bestimmbar, ob es sich nun um PMS-ähnliche Symptome oder PMS handelt und du in diesem Zyklus vielleicht einfach deine Tage eher bekommst als du dachtest.
Solltest du versuchen, schwanger zu werden, kann es sehr hilfreich sein, Ausfluss, Temperatur und andere Details zu beobachten. Jedoch kann es sein, dass du nicht alle Signale erlebst oder etwa bewusst wahrnimmst. Wenn du eine Schwangerschaft vermeiden willst und deswegen hormonell verhütest, hast du gar keinen Eisprung (so verhindern die Pille und ähnliche Methoden eine Schwangerschaft). Und dann gibt es auch noch andere Dinge, die einen Einfluss auf den Eisprung haben können. Beispielsweise kann sich bei Personen mit Endometriose die Umgebung um die Eizelle im Follikel verändern; Menschen mit PCOS ovulieren meist später im Zyklus als andere (am 16. bis 20. statt 13. bis 15. Tag), erklärt Dr. Alexander.
Falls du Fragen oder Angst hast, etwas könnte mit deinem Eisprung oder deinem Zyklus nicht ganz stimmen, wende dich bitte an eine Ärztin oder einen Arzt.