Ich scherze darüber (aber ist es wirklich ein Scherz?), dass meine Kolumnen über Sex und Beziehungen aus langen Ausführungen zweier Grundsätze bestehen.
1. Nein, du bist nicht merkwürdig und du bist definitiv nicht allein. (Nachtrag: Wenn was auch immer dich deiner Meinung nach "merkwürdig" macht, dein Leben oder das Leben von anderen behindert, solltest du darüber reden – wenn nötig mit professioneller Hilfe.)
2. Sprich mit deinem Partner.
Und hier haben wir das Fundament meiner Kolumne, zumal diese Themen in einem breiten Spektrum anwendbar sind. Nehmen wir als Beispiel "Geständnis" der britischen Medienpersönlichkeit Saira Khan. Sie gab zu, Ihrem Ehemann erlaubt zu haben mit anderen Sex haben zu dürfen, was einen Mediensturm ausgelöst hat. Khan ist 46 Jahre alt und war mit ihrem Ehemann, Steven Hyde, 11 Jahre lang verheiratet. Sie erklärte in der Talkshow "Loose Women", dass sie absolut null Interesse an Sex mit ihrem Ehemann hat. Dies brachte sie dazu, ihm anzubieten, dass er sich Sex woanders sucht. "Sobald er nach Hause kommt, bekomme ich Panik und fange an zu sagen, wie müde ich bin", teilte sie in der Show mit. "Ich schäme mich, das zuzugeben, aber ich habe ihm gesagt, dass er mit jemand anderem ausgehen kann ... Ich will, dass er glücklich ist. Er wird mich dafür umbringen, dass ich das erzähle... Bin ich die Einzige?" Die Antwort auf ihr Statement war laut Khan überwältigend. Reporter standen auf einmal vor ihrer Tür, Berichte wurden geschrieben und öffentliche Urteile gefällt. Sogar Khans Mutter lief aus Kashmir an, um sie dafür zurechtzuweisen, dass sie im Fernsehen über Sex gesprochen hat. "Nein, Mum, ich habe darüber gesprochen, wie ich keinen Sex habe", antwortete sie. Nach ihrem ursprünglichen Auftritt war sie einige Tage später wieder bei "Loose Women" zu sehen – dieses Mal zusammen mit ihrem Ehemann –, um den Aufruhr zu diskutieren. "Zuerst war ich recht beängstigt. Ich bin es gewohnt, Bilder von mir in den Zeitungen zu sehen, aber das war mein Ehemann, meine Ehe", sagte sie. "Was es beweist, ist, dass das ein Thema ist, über das die Nation reden will."
Nicht nur Menschen in Großbritannien wollen darüber reden. Datenforscher Seth Stephens-Davidowitz schreibt, dass "Beziehung ohne Sex" die zweithäufigste Suchanfrage bei Google im Bezug auf Beziehungen ist (nach "Gewalt in der Beziehung"). Nach "Beziehung ohne Sex" wird dreieinhalb Mal öfter gesucht als nach "unglücklicher Beziehung" und acht Mal öfter als nach "Ehe ohne Liebe". Um also Khans ursprüngliche Frage zu beantworten: Nein, sie ist nicht allein, und Beziehungen werden viel öfter fast oder ganz ohne Sex geführt, als Paare es gerne zugeben würden (was sie niemals tun). Beidseitig vereinbarte nicht-monogame Beziehungen, wie diejenige, die Khan ihrem Partner vorgeschlagen hat, sind vermutlich viel verbreiteter, als wir es annehmen. Das Schockierende an Khans Geständnis war nicht, was sie gestanden hat, sondern die Tatsache, dass sie es gestanden hat. Öffentlich. Im Fernsehen. Denn wenn wir vom Drehbuch der Monogamie abweichen – zuerst die Liebe, dann die Heirat, dann pflichtbewusster Sex einmal pro Woche mit niemand anderem als seinem Partner bis das der Tod uns scheidet –, dann müssen wir eigentlich schweigen.
Und hier haben wir das Fundament meiner Kolumne, zumal diese Themen in einem breiten Spektrum anwendbar sind. Nehmen wir als Beispiel "Geständnis" der britischen Medienpersönlichkeit Saira Khan. Sie gab zu, Ihrem Ehemann erlaubt zu haben mit anderen Sex haben zu dürfen, was einen Mediensturm ausgelöst hat. Khan ist 46 Jahre alt und war mit ihrem Ehemann, Steven Hyde, 11 Jahre lang verheiratet. Sie erklärte in der Talkshow "Loose Women", dass sie absolut null Interesse an Sex mit ihrem Ehemann hat. Dies brachte sie dazu, ihm anzubieten, dass er sich Sex woanders sucht. "Sobald er nach Hause kommt, bekomme ich Panik und fange an zu sagen, wie müde ich bin", teilte sie in der Show mit. "Ich schäme mich, das zuzugeben, aber ich habe ihm gesagt, dass er mit jemand anderem ausgehen kann ... Ich will, dass er glücklich ist. Er wird mich dafür umbringen, dass ich das erzähle... Bin ich die Einzige?" Die Antwort auf ihr Statement war laut Khan überwältigend. Reporter standen auf einmal vor ihrer Tür, Berichte wurden geschrieben und öffentliche Urteile gefällt. Sogar Khans Mutter lief aus Kashmir an, um sie dafür zurechtzuweisen, dass sie im Fernsehen über Sex gesprochen hat. "Nein, Mum, ich habe darüber gesprochen, wie ich keinen Sex habe", antwortete sie. Nach ihrem ursprünglichen Auftritt war sie einige Tage später wieder bei "Loose Women" zu sehen – dieses Mal zusammen mit ihrem Ehemann –, um den Aufruhr zu diskutieren. "Zuerst war ich recht beängstigt. Ich bin es gewohnt, Bilder von mir in den Zeitungen zu sehen, aber das war mein Ehemann, meine Ehe", sagte sie. "Was es beweist, ist, dass das ein Thema ist, über das die Nation reden will."
Nicht nur Menschen in Großbritannien wollen darüber reden. Datenforscher Seth Stephens-Davidowitz schreibt, dass "Beziehung ohne Sex" die zweithäufigste Suchanfrage bei Google im Bezug auf Beziehungen ist (nach "Gewalt in der Beziehung"). Nach "Beziehung ohne Sex" wird dreieinhalb Mal öfter gesucht als nach "unglücklicher Beziehung" und acht Mal öfter als nach "Ehe ohne Liebe". Um also Khans ursprüngliche Frage zu beantworten: Nein, sie ist nicht allein, und Beziehungen werden viel öfter fast oder ganz ohne Sex geführt, als Paare es gerne zugeben würden (was sie niemals tun). Beidseitig vereinbarte nicht-monogame Beziehungen, wie diejenige, die Khan ihrem Partner vorgeschlagen hat, sind vermutlich viel verbreiteter, als wir es annehmen. Das Schockierende an Khans Geständnis war nicht, was sie gestanden hat, sondern die Tatsache, dass sie es gestanden hat. Öffentlich. Im Fernsehen. Denn wenn wir vom Drehbuch der Monogamie abweichen – zuerst die Liebe, dann die Heirat, dann pflichtbewusster Sex einmal pro Woche mit niemand anderem als seinem Partner bis das der Tod uns scheidet –, dann müssen wir eigentlich schweigen.
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WENN WIR VOM DREHBUCH DER MONOGAMIE ABWEICHEN, MÜSSEN WIR EIGENTLICH SCHWEIGEN
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Aber diejenigen, deren Sexualität (ob man darunter Libido, Orientierung oder Präferenzen versteht) nicht mit der ihres Partners übereinstimmt, verstehen, dass Beziehungen nicht alle identisch ablaufen. "Nicht übereinstimmende sexuelle Bedürfnisse sind ein üblich Grund dafür, dass Menschen ethische nicht-monogame Beziehungen in Erwägung ziehen, gewiss. Ich kenne solche Paare und arbeite mit ihnen", erzählt mir Beziehungscoach Effy Blue. "Sexuelle Treue ist nicht, woran der Erfolg einer Beziehung gemessen wird. Wenn eine der Parteien ein stärkeres Verlangen nach Sex hat, muss das nicht bedeuten, dass die andere Partei sich verpflichtet fühlen muss, dieses zu befriedigen. Das Paar kann zum Wohle der Harmonie in der Beziehung eine gemeinsame Entscheidung treffen.
Und so kommen wir wieder zu Grundsatz 2: Sprich mit deinem Partner, so wie Khan, die ihrem Ehemann das Konzept einer nicht-monogamen Ehe vorgeschlagen hat. Ihr Ehemann hatte kein Interesse daran und das ist okay, aber Khan erkannte ethische Non-Monogamie als eine Option an, die ihnen dabei helfen könnte, ihre jeweiligen Bedürfnisse zu befriedigen.
Und das ist genau das, worüber wir nicht reden, wenn es um Ehen und Beziehungen geht. Es gibt mehr Alternativen als wir öffentlich zugeben und mehr Optionen als man uns glauben macht. Wir haben bereits akzeptiert, dass sexuelle Orientierungen sich über ein Spektrum verteilen. Was daraus folgt, ist dass es im großen Bereich zwischen Asexualität und Hypersexualität ebenfalls Schwankungen des sexuellen Verlangens gibt. Es gibt etliche Gründe, aus denen jemand sein Interesse an Sex verlieren oder sogar eine Aversion dagegen entwickeln könnte, so wie Khan, und dabei behaupte ich nicht, über Einsichten in ihr psychologisches oder hormonelles Profil zu verfügen. Alles von Medikation, Probleme der geistigen Gesundheit, Ermüdung und hormonelle Veränderungen, bis zur sexuellen Vergangenheit und Beziehungsproblemen, kann dem Sextrieb eines Menschen stark zusetzen und viele dieser Punkte können und müssen angesprochen werden.
Abgesehen von diesen Punkten ist die Libido jedes Menschen unterschiedlich und individuell und es ist nur allzu wahrscheinlich, dass man sich selbst in jemanden verliebt, der eine ganz andere Vorstellung davon hat, wie oft man in einer Beziehung Sex haben sollte. "Ich arbeite mit vielen Paaren, deren sexuelle Bedürfnisse nicht übereinstimmen und in manchen Fällen können die unterschiede so drastisch sein, dass einer der Partner eine offene Beziehung vorschlagen kann", erzählt mir Sextherapeutin Vanessa Marin. "Eine offene Beziehung kann funktionieren, aber beide Partner müssen einer solchen Vereinbarung bewusst zustimmen. Es wird nicht funktionieren, wenn einer der Partner den anderen mit Hilfe von Druck oder Schuldgefühlen dazu zwingt, selbst wenn es der Partner mit dem schwächeren Sextrieb ist, der den Partner mit den stärkeren Bedürfnissen dazu bringen will."
"In meiner Praxis ermutige ich Paare dazu, diese Entscheidung einstimmig zu treffen und ihre gegenwärtige Beziehung anzuerkennen und dafür zu feiern, dass die Bedürfnisse beider Partner einen Platz in ihr haben", fügt Blue hinzu. "Es muss eine gemeinsame Bemühung sein. Es geht nicht darum, dass eine Person ausgeht und die andere zurücklässt. Es ist ein Paar, das die Bedürfnisse einer der Parteien fördert. Sie müssen zusammenarbeiten und als Team Probleme lösen. Sie müssen herausfinden, wie das aussehen soll."
Blue bekräftigt, dass der Wechsel zu einem nicht-monogamen Lebensstil endlose Gespräche erfordert: "Es ist gewiss keine einfache Umstellung", sagt sie. "Alle beteiligten müssen in Ninja-Geschwindigkeit kommunizieren können, sie brauchen die Fähigkeit, Bedürfnisse auszudrücken und Grenzen zu setzen und erfordern ein großes Maß an kognitiver Flexibilität". Anders gesagt: Sie müssen die Fähigkeit haben, über das Monogamie-Drehbuch hinauszuschauen und etwas zu erschaffen, was für das Paar einzigartig ist. Die Umstellung ist nicht für jedermann, aber sie ist möglich und kann bereichernd sein – manchmal kann sie sogar Beziehungen retten. Wer diese Wahl trifft und sich entscheidet darüber zu reden, verdient unseren Respekt.
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