Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) möchte das Single-Dasein zur Behinderung erklären. Wenn euch jetzt auch ungläubig der Mund offen stehen geblieben ist, seid ihr mit dieser Reaktion nicht alleine.
Bevor ihr jetzt aber am gesunden Menschenverstand zweifelt und euch fragt, was uns die WHO damit über die Alleinstehenden unter uns sagen möchte, lasst uns das Ganze aufklären: Der Gedanke dahinter ist, zukünftig mehr Menschen die Möglichkeit einer In-vitro-Fertilisation (IVF) geben zu können.
In einigen Ländern können staatliche Fördermittel für eine solche Befruchtung nur dann beantragt werden, wenn man zuvor als unfruchtbar eingestuft wurde, was laut WHO als Behinderung gilt. Es gibt jedoch auch Frauen, die sich ein Kind wünschen und eine In-vitro-Befruchtung in Betracht ziehen, weil sie schlicht und ergreifend keinen Partner haben, mit dem sie ein Kind zeugen könnten, obwohl sie rein körperlich in der Lage wären, ein Kind auch ohne IVF zu bekommen.
Hinsichtlich der aktuellen Formulierung der Definition von Unfruchtbarkeit ist eine IVF nur Paaren möglich, die mindestens ein Jahr erfolglos versucht haben, schwanger zu werden. Was wiederum bedeutet, dass die Regierung sowohl gleichgeschlechtlichen Paaren sowie Singles eine solche Behandlung nicht zugesteht.
In vielen Ländern müssen Paare, denen eine solche Befruchtung zugestanden wird, außerdem verheiratet sein und dem ungeborenen Kind eine Familie im traditionellen Sinne bieten können, wie Fertility Treatment Abroad berichtet.
In den USA variieren die Gesetze von Bundesstaat zu Bundesstaat. Laut der National Conference of Sate Legislatures müssen die Empfänger einer In-vitro-Befruchtung in den meisten Fällen jedoch mindestens ein Jahr ungeschützten Sex gehabt haben, ohne schwanger geworden zu sein, damit die Behandlungskosten von der Versicherung übernommen werden. In Großbritannien müssen es sogar drei Jahre sein oder es muss ein physisches Problem nachgewiesen werden, um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Gleichgeschlechtlichen Paaren wird eine Behandlung nur dann zugestanden, wenn sie zuvor sowohl mit einer Leihmutter als auch mit einer privat finanzierten Behandlung erfolglos waren. In Deutschland sehen die Voraussetzungen zur Kostenübernahme ähnlich aus.
Die neuen Richtlinien sollen laut WHO jedem das gleiche Recht einräumen, sich fortpflanzen zu können.
Die aktualisierten Standards sollen nun an die Gesundheitsministerien der einzelnen Länder übermittelt werden, die ihrerseits Einfluss auf die Regierung nehmen sollen, um die bestehenden Gesetze entsprechend zu ändern.
„Die Definition von Unfruchtbarkeit ist nun so formuliert, dass sie allen Individuen das Recht einräumt, eine Familie zu gründen und das schließt auch Singlemänner, Singlefrauen, homosexuelle Männer und homosexuelle Frauen mit ein“, so David Adamson, einer der Verfasser der neuen Richtlinien gegenüber dem Telegraph. „Damit wird es grundlegende Änderungen geben, wer zu dieser Gruppe zählt und Anrecht auf Gesundheitsversorgung hat. Die Länder sind daran gebunden.“
Sicherlich ist die Begrifflichkeit schräg gewählt. Die Absicht, die dahinter steckt, ist aber durchaus nachvollziehbar.
Übersetzt von Anna Hackbarth