Kirtis Ehemann unterstützt seine Frau bei ihrer Therapie. Derzeit ist ihre Angst vor Verunreinigung jedoch noch immer ein bestimmender Teil in ihrer beider Leben.
Laut Dr. Claire Lomax, Leiterin des Doktorats für Klinische Psychologie an der Universität von Newcastle, ist üblich, dass Partner in die Verhaltensweisen, auch Rituale genannt, die dabei helfen sollen, den Betroffenen vor den Dingen, die ihre obsessive Angst betrifft, zu schützen, mit einbezogen werden.
„Es kommt vor, dass der Partner oder ein anderes Familienmitglied gebeten wird, sich an dem Ritual zu beteiligen, wie etwa beim Putzen zu helfen“, erklärt Dr. Lomax. „Der oder die Betroffene könnte den Partner möglicherweise auch darum bitten, zu versichern, dass er sauber ist und somit keinerlei Infektionen oder Keime verteilt.“
Wird man mit einem geliebten Menschen konfrontiert, der verzweifelt und angsterfüllt ist, ist es für den Partner eines an Zwangsstörungen leidenden Patienten nicht immer einfach, dem anderen Geborgenheit und Trost zu spenden und gleichzeitig zu vermeiden, seine Ängste nicht erneut heraufzubeschwören.
„Für Partner ist es wirklich schwierig zu wissen, was in dieser Situation zu tun ist“, so Dr. Lomax. „Offensichtlich wollen sie dem Betroffenen helfen sich besser zu fühlen und ihnen durch Versicherungen ihrerseits Sicherheit geben. Oft wissen sie, dass das nicht wirklich hilft, weil die Besserung oft nicht lange andauert.“
Was passiert, wenn sich die Angst vor Verunreinigung vor allem auf den eigenen Partner richtet?
„Es mag so aussehen, als könnte man helfen, aber auf lange Sicht ermutigst man sie nur dazu zu denken, dass ihr Ängste real sind“, stimmt auch Becca zu, eine 28-Jährige persönliche Assistentin, deren Zwangsstörung durch die Angst vor Hundekot ausgelöst wird. „Geht man nicht darauf ein, mögen sie vielleicht wütend werden, aber es wird ihnen dabei helfen zu erkennen, dass das Schlimmste gar nicht eintritt, wenn sie ihre Sicherheitshandlungen nicht durchführen.“
Manchmal jedoch, erklärt Becca, sei es notwendig da ein pragmatisches Gleichgewicht zu finden.
„Es gibt Phasen, in denen ein bisschen Beteiligung des anderen notwendig ist, so wie kürzlich bei meinem Umzug“, erklärt sie. „Mein Partner musste mich bei einigen meiner Sicherheitshandlungen unterstützen, damit ich meinen Alltag bewältigen konnte.“
„Die meisten Menschen mit einer Zwangsstörung wissen, dass ihre Gedanken und Verhaltensweisen irrational und sinnlos sind, fühlen sich jedoch nicht fähig, damit aufzuhören. Häufig haben sie Angst, dass den Menschen, die sie lieben, etwas zustößt, sollten sie eine bestimmte Handlung nicht vollenden“, erklärt Dr. Lomax. „Egal, wie gering das Risiko auch sein mag, der/die Betroffene wird sich immer dafür verantwortlich fühlen, dieses schlimme Ereignis zu verhindern und wird alles dafür tun.“
Dieses übersteigerte Gefühl von Verantwortlichkeit kann den Betroffenen/ die Betroffene vollkommen erschöpfen, besonders dann, wenn das Umfeld nichts von der Krankheit weiß.