Kinder sind ein Geschenk des Himmels. 2015 kamen allein in Deutschland 737.575 zur Welt. Wunder vollbringen sie deshalb aber noch lange nicht. Und doch werden sie als Druckmittel und Beziehungs-Kitt gern benutzt. Hand aufs Herz, wer hat keine Freundin, Bekannte, Verwandte, die irgendwann mal den Spruch „Dann werde ich eben schwanger“ gebracht hat, um den Mann an ihrer Seite bis ans Ende ihres Lebens an sich zu binden?! Eben.
Zu ihrer Verteidigung: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt – auch in Sachen Beziehung. Ein plump daher gesagter Spruch, der jedoch bestens zu meinem kleinen Bruder passt: Mit seinen 24 Jahren lässt er nichts anbrennen. Kein Problem, doch ehrlich gesagt habe ich nur auf den Tag gewartet, bis ich den Anruf und den Satz „Ich werde übrigens Vater“ zu hören bekomme. Im April 2016 war es dann so weit. Er hatte über Weihnachten ein Mädchen geschwängert, das er gerade erst kennengelernt hatte. Die Überraschung: Sie entschied sich nicht nur für das Kind, mein Bruder entschied sich auch für das Mädchen und das Kind – und gegen sein Gigolo-Leben!
Eines war jedoch von Anfang an klar: Leicht wird es nicht! Schließlich kannten sich beide erst kurz und demnach eigentlich überhaupt nicht. Ziemlich schwierige Ausgangssituation für eine Familie. Und siehe da, hier und da kriselte es. Weil der Fokus komplett auf der Schwangerschaft lag und mein Bruder und seine Freundin quasi „gezwungen“ waren, zusammen zu sein, wollte der Funke einfach nicht überspringen. Normale Dates mit Kribbeln im Bauch? Vergiss es! Wenn sie zusammen waren, wirkten sie trotzdem verliebt, fürsorglich und liebevoll. Und spätestens wenn das Baby dann da ist, wird schon alles gut werden. Dachte mein Bruder. Dachte ich. Dachten alle. Am 24. August erblickte die kleine Prinzessin das Licht der Welt und die Reaktion meines Bruders? „Wer sagt, dass ein Baby keine Beziehung retten kann, der lügt. Es kann!“
Wow. Ich hab wirklich gedacht, dass mein Bruder endlich angekommen ist. Eine gemeinsame Wohnung, eine feste Freundin, ein Baby, das er abgöttisch liebt und ganz viel Euphorie für die Zukunft. Doch ich habe mich geirrt. Denn ein Baby kann nunmal nichts retten, was nicht da ist (oder noch nie da war)! Ein Baby kann keine Liebe zaubern. Es kann auch die Kommunikationsschwierigkeiten nicht in Luft auslösen. Es kann nicht dafür sorgen, dass man auf einer Wellenlänge schwimmt, einander vertraut und sich versteht. Alles was es kann, ist die bedingungslose Liebe der Eltern für sich selbst schaffen. Und das ist auch gut so.
Deshalb müssen wir aufhören, unseren Kindern Superkräfte zu verleihen! Manchmal muss man eben einfach einsehen, dass es nicht passt, nicht funktioniert, einfach nicht sein soll. Da hilft auch keine Brechstange. Und eben auch keine Hoffnung...
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