Isabel, 36: In 15 Jahren Beziehung kam die sexuelle Initiative immer von mir. Ich wünsche mir ein erfülltes Sexleben, aber mein Mann spricht mich nicht mehr an. Er will unsere Ehe retten und kommt jetzt auf mich zu. Doch ich bin verunsichert.
Berit Brockhausen: Kein Wunder. Nachdem Sie lange Jahre sehr deutliche Botschaften bekamen, dass Ihr Mann Sex mit Ihnen nicht dringend wünschte, muss es sich im besten Fall eher wie liebevolle körperliche Fürsorge für Sie angefühlt haben. Das kann mal nett sein, ist aber weit entfernt von genussvollem gemeinsamem Sex. Es ist beruhigend, dass Sie darauf keine Lust mehr haben.
WerbungWERBUNG
Sprechen Sie offen über sexuelle Wünsche
Doch Veränderung erfordert Mut. Ganz gleich, ob Sie gehen oder bleiben. Trauen Sie sich, in einer sexuellen Begegnung zu sich zu stehen? Haben Sie das Selbstvertrauen, Irritationen nicht zu übergehen, sondern zu zeigen, dass Ihnen etwas kein Vergnügen bereitet? Gibt es in Ihnen die Sicherheit, dass guter Sex mit Ihnen nur möglich ist, wenn Sie selbst Spaß daran haben, ganz gleich wie sehr das von irgendwelchen Erwartungen abweicht?
In Ihrer Beziehung bedeutet das zusätzlich, Ihrem Mann in die Augen zu schauen, damit er erkennt, was sich in Ihnen verändert hat: „Mit deiner Gnadennummer kommst du bei mir nicht mehr durch. Ich lasse mich nicht mit ein paar Turnübungen zur Rettung der Ehe abspeisen. Ich will wollen und gewollt werden.“ Verunsichert zu sein, ist in dieser Situation absolut angemessen. Werden Sie davor zurückschrecken? (Dann sieht es verdammt schlecht aus mit dem erfüllenden Sex, ganz gleich mit wem) Oder akzeptieren Sie die Angst und wagen es trotzdem? Es geht um viel mehr als Spaß im Bett. Es geht um den Mut, zu der Frau zu werden, die Sie sein wollen. Sind Sie bereit dazu?