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Sex-Emojis: So wirken sich die neuen Facebook-Regeln auf Sexarbeiter*innen aus

Facebook (und damit auch Instagram) schränkt ab sofort „die Verwendung explizit sexueller, möglicherweise zu einer Kontaktaufnahme führender Sprache ein, da manche Mitglieder unserer globalen Gemeinschaft diese Art von Inhalten als anstößig empfinden könnten“, wie es in den überarbeiteten Gemeinschaftsstandards zum Thema sexuelle Kontaktaufnahme heißt. 
Damit ist jetzt beispielsweise das Angebot von oder die Anfrage nach Nacktfotos und Sexchats verboten. Aber auch „kontextspezifische und üblicherweise sexuelle Emojis oder Emoji-Strings“ sind tabu. Will heißen: Aubergine und Pfirsich darfst du ab jetzt nur noch verwenden, wenn du deiner Mitbewohnerin eine Einkaufsliste oder deinem Freund ein Rezept schicken willst. Und die Wassertropfen packst du am besten nur in deine Nachricht, wenn du gerade Urlaub auf Bali machst oder du von deinem schweißtreibenden Training im Fitnessstudio erzählst. Solltest du eines dieser Emojis jedoch in einem sexuellen Kontext verwenden, könnte deine Nachricht gelöscht werden.
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XBIZ, eine News-Site der Sexbranche, berichtete als Erstes über das Update der Richtlinien, nachdem der BBC-Journalist Thomas Fabbri sie darauf aufmerksam gemacht hatte. Fabbri und XBIZ fanden heraus, dass die Änderungen anscheinend irgendwann zwischen dem 7. September und dem 23. Oktober vorgenommen wurden – ohne eine offizielle Ankündigung. Gustavo Turner von XBIZ schreibt, die neue Regel würde „die Posts, die Sexarbeiter*innen teilen dürfen, noch mehr einschränken, wodurch sie gezielten Hetzkampagnen von extremen Pornogegner*innen noch schutzloser ausgesetzt sind als ohnehin schon“.
Laut XBIZ scheint Facebook Sexarbeiter*innen schon länger im Visier zu haben – auch die, die sich sehr bemühen, die Richtlinien bestmöglich einzuhalten, wie Kendra James. Sie erzählte XBIZ, Instagram hätte ihren Account gesperrt, nachdem sie einem Mann, der sie per DM nach kostenlosen Nacktbildern gefragt hatte, sagte, er solle über ihre Website gehen, weil es ihr Job ist und sie damit Geld verdient.
Joe Vela ist der CEO von Emojibator, einer Firma, die Sextoys in Emojiform anbietet. Er ist ebenfalls der Meinung, die neuen Regeln wären für alle Personen, die in der Sexbranche arbeiten absolut problematisch. Er erzählt, die Bedeutung von Emojis hat für Sexarbeiter*innen zugenommen, seit es strengere Vorgaben zu sex-positivem Content gibt. Mit ihnen können zum Beispiel Dienstleistungen ohne verbotene Wörter beschrieben werden, was das Risiko einer Accountsperrung oder Löschung verringert. Die Änderungen machen es aber nicht nur den Anbieter*innen, sondern auch den Konsument*innen schwerer, so Vela.

Hassreden werden geschützt, aber unsere Fähigkeit, unsere Sexualität auszudrücken wird eingeschränkt.

Daniel Saynt
Der Sexualpädagoge Daniel Saynt sagt, die Regeln würden im krassen Gegensatz zu Facebooks Bemühungen stehen, Hassreden und Belästigung zu regulieren. „Es ist ein übler Angriff auf unsere Freiheit der Meinungsäußerung von einer Plattform, die kürzlich gemeinsame Sache mit rechten Websites, Frauenhassern und konservativen Politiker*innen machte. Hassreden werden geschützt, aber unsere Fähigkeit, unsere Sexualität auszudrücken wird eingeschränkt. Lügen von Politiker*innen werden akzeptiert, aber Sexualpädagog*innen, Sexarbeiter*innen und Aktivist*innen werden shadow-banned, gelöscht oder daran gehindert, Werbung zu machen“, so Saynt.
Wir haben Facebook um einen Kommentar zu den Auswirkungen der neuen Richtlinien für Sexarbeiter*innen und andere Personen, die beruflich mit dem Thema Sex zu tun haben, gebeten. Stephanie Otway, eine Sprecherin der Facebook Company antwortete: „Bestimmte Emojis werden nur von Facebook und Instagram entfernt, wenn sie zusammen mit der Frage nach Nacktbildern, Sex oder Sexpartner*innen oder Sexchats gepostet werden. Wir löschen nicht einfach die Emojis“.

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