Seit dem Frühjahr 2020 haben wir eines gelernt: Zwischen den eigenen vier Wänden sind wir vor dem Coronavirus relativ sicher, wenn wir uns auch sonst an die Pandemie-Sicherheitsvorkehrungen halten. Das heißt aber natürlich nicht, dass diese freiwillige Quarantäne immer Spaß macht. Sie kann langweilig sein, sich einsam anfühlen, Ängste und Unsicherheiten provozieren – und wenn du sie mit einem Partner oder einer Partnerin verbringst, kann sie noch dazu zum Streitthema werden. So sehr, dass es im chinesischen Xi’an nach dem Ende eines etwa anderthalbmonatigen (!) Lockdowns zu einer „noch nie dagewesene Anzahl an Scheidungsterminen“ kam, nachdem das zuständige Büro wieder öffnete, berichtet die Global Times.
WerbungWERBUNG
Das soll jetzt nicht deprimierend klingen, aber: Das ergibt schon Sinn. Vor COVID-19 verbrachten viele Menschen lediglich ein paar Stunden am Abend sowie die Wochenenden mit ihren Partner:innen, selbst wenn sie zusammen wohnten. Als aber die Ära von Quarantäne und Social Distancing begann, wurden viele Paare dazu gezwungen, ihren Kontakt auf 24/7 zu erweitern – ohne „Verschnaufpausen“ zwischendurch. Das hieß: Jede noch so kleine Inkompatibilität wurde plötzlich umso deutlicher. Und nach inzwischen über einem Jahr Corona in Deutschland liegen die Nerven blank.
Du hast inzwischen das Gefühl, dich und andere durch die Selbstisolation mit deinem Partner oder deiner Partnerin zwar vor Corona zu schützen, damit aber deine Beziehung aufs Spiel zu setzen? Keine Panik – mit diesen Tipps musst du dich nicht zwischen deiner Gesundheit und deiner Beziehung entscheiden.
Sucht euch (digitale) Hilfe
Du hast manchmal das Gefühl, nur deine Beziehung würde unter der Pandemie leiden? Dann lass dich von diesem Fakt beruhigen: Es kommen immer mehr Apps und andere Angebote auf den Markt, die helfen sollen. Da wäre zum Beispiel Rise, ein (englischsprachiges) kostenloses Online-Programm, das Paaren dabei helfen soll, die gemeinsame Isolation intakt zu überstehen. „Ich sehe das als Mittelding zwischen ‚Date‘ und ‚Paarberatung‘“, meint eine Refinery29-Autorin. Für die, die es etwas kommunikativer mögen, gibt es auch Online-Paartherapie-Angebote, wie zum Beispiel von PaarBalance, wo du entweder allein oder gemeinsam mit deinem Partner bzw. deiner Partnerin mit professionellen Therapeut:innen sprichst. Paartherapeut:innen gibt es natürlich auch „offline“; während der Pandemie bieten viele von ihnen zusätzlich virtuelle Sprechstunden an.
WerbungWERBUNG
Stellt diese Frage
„Was erwartest du im Laufe der nächsten Tage von mir?“ Die Psycho- und Beziehungstherapeutin Rachel Sussman empfiehlt diese Frage, um ein Gespräch über die eigenen Bedürfnisse und eventuell nötigen Kompromisse in einer Beziehung zu eröffnen.
Vielleicht wünschst du dir zum Beispiel, mit deinem Partner oder deiner Partnerin im Laufe des Homeoffice-Tages immer wieder zu quatschen; er oder sie möchte diesen Smalltalk aber womöglich lieber in den Feierabend verschieben. Wenn ihr so etwas vorher klärt, vermeidet ihr dadurch Missverständnisse und Frustrationen, die entstehen, wenn ein harmloses „Na, wie läuft’s?“ in einen Streit ausartet. Denkt immer daran: Niemand von euch kann Gedanken lesen!
Stellt euch einen Zeitplan auf
Es fühlt sich womöglich erstmal albern an, aber ein strukturierter Tagesplan kann euch dabei helfen, die Zeit zu Hause schneller vergehen zu lassen. Noch dazu reduziert er Konflikte, meint Sussman. „Sagen wir mal, eine Person muss den ganzen Tag telefonieren, während die andere still vor sich hinarbeitet; das könnte schwierig werden“, erklärt sie. Wenn ihr aber einen Zeitplan darüber aufstellt, wer wann was macht bzw. machen muss, könnt ihr euch im Voraus Lösungen ausdenken. Vielleicht legt die ruhigere Person während des längsten Calls der anderen dann eben einfach einen Spaziergang ein; oder ihr einigt euch auf Stunden der Stille, während der keine Telefonate erlaubt sind. Ihr könnt außerdem gemeinsame Zeiten festlegen, zum Beispiel zum Mittagessen.
Setzt auf „Ich-Aussagen“
Den Spruch hast du vermutlich schon tausendmal gehört, aber jetzt ist es wirklich an der Zeit, ihn zu beherzigen: Verzichtet auf die vorwurfsvollen „Du-Aussagen“. Konkret heißt das: Wenn du gerade total konzentriert arbeitest und dein:e Partner:in beschließt, spontan laut eine Pause zum Zocken einzulegen, solltest du etwas sagen, meint die Ehe- und Familientherapeutin Moraya Seeger DeGeare – aber dabei kommt es auf die Formulierung an: „Ich muss mich gerade konzentrieren und wäre dafür gern eine Weile allein im Zimmer. Ich liebe dich, aber lass uns bitte erst um 14 Uhr wieder zusammen hier sitzen.“ Klingt doch viel besser als „Du nervst mich grad zu Tode“, oder?
WerbungWERBUNG
Raus aus der Routine
Wenn ihr gerade nicht arbeitet, sorgt für Abwechslung, schlägt DeGeare vor. „Ihr habt gerade mehr gemeinsame Zeit denn je. Welche neuen Unternehmungsmöglichkeiten eröffnet euch das? Das gilt für Paare genauso wie für Familien“, meint sie. Kocht ein euch neues Essen zusammen, holt ein Kartenspiel raus und bringt euch ein Spiel bei, seht euch die Dokus an, auf die ihr schon so lange Lust habt, oder probiert im Bett was Neues aus – euer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Führt tiefe Gespräche
Wann, wenn nicht jetzt, ist der ideale Zeitpunkt für tiefschürfende Gespräche, durch die ihr euch noch näher kommt? Die richtigen Fragen dazu könnt ihr euch natürlich selbst ausdenken – oder euch dabei auf Fragespiele wie Sondermoment oder Tacheles verlassen. Oder ihr spielt eine gute, altmodische Runde „Würdest du lieber…?“.
Selbst wenn ihr schon seit Jahren zusammen seid, kennt ihr sicher noch nicht jedes intime Detail eures Gegenübers. Solche Fragespiele können euch dabei helfen, euch besser kennenzulernen.
Kühlt euch draußen ab
Nach einem Jahr der Pandemie hat der Lagerkoller längst eingesetzt. Und was hilft besser dagegen als eine ordentliche Portion frische Luft? Selbst wenn es draußen kalt und weiß ist, gönnt euch einen Spaziergang, geht Fahrradfahren, oder baut einen Schneemann. Das ist eine „effektive Art, Stress abzubauen und positive Verbindungen zu stärken“, meint der Psychologe Dr. Chris Kraft im John-Hopkins-Blog. Und eins steht fest: Für erhitzte Gemüter ist ein bisschen Winterkälte genau das Richtige.
WerbungWERBUNG