Durststrecke. Trockenperiode. Sexdürre. Nenn es wie du willst, aber bestimmt gab es auch in deinem Leben schon Phasen, in denen nicht so viel – oder gar nichts – bei dir lief. Und bestimmt hast auch du dich schon mindestens einmal gefragt, ob du genügend Sex hast. Ob dein Sexleben normal ist.
Und wenn du das Thema dann bei deinen Freund*innen ansprichst, macht das die Sache wahrscheinlich auch nicht einfacher. Sie werden sagen, dass du es als Warnsignal sehen solltest, weil möglicherweise etwas mit deiner Beziehung nicht stimmt. Sie werden sagen, du solltest dem Ganzen schnellstmöglich auf den Grund gehen, bevor es zu spät ist.
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Natürlich sagen deine Freund*innen das nur, weil sie das Beste für dich wollen. Weil sie sich Sorgen machen. Aber gibt es dafür überhaupt einen Grund? Ist es wirklich sooo schlimm, in einer Beziehung zu sein und keinen (oder nur selten) Sex zu haben?
Um das zu beantworten, musst du laut der New Yorker Beziehungstherapeutin Lisa Brateman zwei Fragen berücksichtigen. Erstens: Wie lange seid ihr schon zusammen? Und zweitens: Ist es für euch beide okay, (gerade) weniger Sex zu haben?
Es ist komplett normal, wenn Pärchen irgendwann seltener miteinander schlafen, wenn die Honeymoon-Periode vorbei ist. Wenn die Beziehung gefestigter ist und man sich aufeinander eingestellt hat, stellt sich laut Lisa oft eine gewisse Routine ein. Aber das ist überhaupt nicht schlimm! Schließlich gibt es auch noch viele andere Möglichkeiten, miteinander intim zu sein, ohne Sex zu haben – und zwar auf emotionaler und körperlicher Ebene. Wichtig ist nur, dass es „irgendeine Art von Intimität gibt, denn sonst wird aus einer Beziehung schnell eine Freundschaft“, so Brateman.
Was die zweite Frage angeht, wird es schwierig, wenn sich eine*r von beiden mehr Sex wünscht, sich aber der Partnerin oder dem Partner anpasst. „Manche wollen so sehr mit einer Person zusammen sein, dass sie alles machen, um sie oder ihn nicht zu verlieren“. In dem Fall würde das also heißen, sie finden sich damit ab, weniger Sex zu haben, weil sie Angst haben, die Beziehung andernfalls aufs Spiel setzen zu würden. „Doch irgendwann kommt ein Punkt, an dem sie denken: Für mich ist Sex sehr wichtig. Ich habe dieses starke Verlangen und möchte mich nicht einschränken müssen.“, so Lisa Brateman. Spätestens an diesem Punkt fragen sie sich dann, warum ihr Freund oder ihre Freundin keinen Sex haben will. Umso länger sie vertröstet werden und umso größer das Verlangen wird, desto mehr fühlen sie sich abgelehnt und vielleicht gekränkt. Der einzige Ausweg aus dieser Misere lautet (du ahnst es bestimmt schon) Kommunikation.
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Es ist zwar nicht leicht, darüber zu reden, aber nicht darüber zu reden ist keine Option, erklärt Brateman. Wenn du feststellst, dass sich in deinem Sexleben etwas verändert hat, schlägt sie vor, etwas wie folgendes zu sagen: „Ich habe das Gefühl, dass du nicht mehr so viel Interesse daran hast, Sex zu haben wie am Anfang unserer Beziehung. Ist alles okay?“. Sei verständnisvoll. Zeig, dass du sie oder ihn liebst und betone, dass es nicht um Vorwürfe oder eine Schuldzuweisung geht – du machst dir einfach nur Sorgen. Ziel ist eine Konversation, nicht eine Konfrontation, so Lisa.
Es gibt viele Gründe für Veränderungen beim Sexualtrieb einer Person, also zieh keine voreiligen Schlüsse und vermute auch nicht direkt das Schlimmste. Es muss nicht gleich bedeuten, dass dein*e Freund*in fremdgeht. Vielleicht hat sie oder er einfach gerade sehr viel Stress im Job oder macht sich um Dinge Sorgen, die nichts mit dir oder eurer Beziehung zu tun haben. Du wirst es nie erfahren, wenn du nicht nachfragst.
Wenn du dann herausgefunden hast, was der Grund dafür ist, dass ihr aktuell seltener miteinander schlaft, musst du entscheiden, was du mit dieser Information machst. Ist es okay für dich, eine Weile (oder vielleicht sogar längerfristig) darauf zu verzichten? Diese Frage kannst nur du beantworten.
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