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Liebe: Ich habe mich für Stabilität & gegen Romantik entschieden

Photo by Jeruel Sanchez / EyeEm
Es gibt da draußen nicht wenige Menschen, die Angst haben, sich auf eine*n Partner*in festzulegen – es könnte ja noch jemanden da draußen geben, der besser zu uns passt. Dabei verlieben wir uns am Ende nun mal alle in Menschen, die nicht perfekt sind. Die 30 Jahre alte Susan* lebt in London und wird sich bald mit einem Mann verloben, der nicht mal die Hälfte der Kriterien erfüllt, die sie eigentlich an den perfekten Partner stellt. Trotz ist er der Mensch, mit dem sie sich vorstellen kann, alt zu werden. Wir haben sie gebeten, mit uns über Fantasievorstellungen in der Liebe und die Realität einer Partnerschaft zu reden. Und wieso sich festlegen nicht immer bedeutet, dass man eigentlich noch was Besseres haben könnte. Protokoll führte Christiana Bedei.
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Als ich vor fünf Jahren meinen zukünftigen Verlobten traf, habe ich nicht wirklich einen Gedanken an ihn verschwendet. Und erst recht nicht an uns beide zusammen. Es gab weder Magie zwischen uns, noch hatte ich Schmetterlinge im Bauch. Wir hatten in der Uni den gleichen Freundeskreis und haben auch mal ein bisschen miteinander geflirtet, aber er war wesentlich interessiert an mir, als ich an ihm. Ich habe einfach ein bisschen rumgespielt und mal geguckt, wie sich die Dinge entwickeln und irgendwann haben wir dann miteinander geschlafen.
Um ehrlich zu sein, war er nicht gerade mein Typ. Auf einer Dating-App hätte er wahrscheinlich keine Chance bei mir gehabt, schon gar nicht mit seiner ernsten Art und allem. Überhaupt war ich einfach 25 und suchte nach einem Partner, der die männliche Version meiner Selbst war. Ich stellte mir vor, wie mein zukünftiger Freund und ich die gleiche Musik hören, zu den selben Veranstaltungen gehen und die ganze Zeit zusammen Dinge unternehmen würden. Dieser Mann war so ziemlich das Gegenteil davon. Bis zum heutigen Tag haben wir ehrlich gesagt nicht so wahnsinnig viel gemein.
Irgendwie wurde etwas, das als unverfänglicher One-Night-Stand begann, auf natürliche Art und Weise zu einer Beziehung, derer ich mir lange Zeit nicht sicher war. Viele Menschen in meinem Umfeld fragten mich, ob ich glaubte, dass das mit uns beiden so eine gute Idee sei. Damals konnte ich das nicht wirklich beantworten. Und ich hatte außerdem riesige Angst, ihn zu verletzen, weil ich nicht sicher war, ob ich die Gefühle, die er für mich hegte, erwidern konnte.
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Wie alle neuen und unerwarteten Situationen, war auch diese ziemlich beunruhigend. Aber ich war auch froh, dass das, was wir hatten, nicht mit den Höhen und Tiefen meiner letzten Beziehung zu vergleichen war, deshalb wollte ich es versuchen. Es fühlte sich angenehm an, aber gleichzeitig auch unglaublich normal. Wo war die verrückte, romantische Hals-über-Kopf-Leidenschaft? Sollte sich Liebe nicht eigentlich anders anfühlen? Während ich meine Gefühle dauernd hinterfragte, hinterfragte ich meine Erwartungen in dieser Zeit interessanterweise nie. Etwa ein Jahr lang stresste ich mich selber mit all diesen Gedanken. Doch dann wurde mir klar, dass das zwar nicht die Beziehung war, die ich mir ausgemalt hatte, aber es war die Beziehung, die ich wollte. Und das ist noch bis heute so. Ich habe kein Interesse daran, nach etwas anderem zu suchen oder nach jemand anderem. Denn selbst, wenn es nicht die ganze Zeit superaufregend ist, ist das, was wir haben, genug. Und wir lieben uns aufrichtig.
Klar, unser Leben wäre nicht gerade der richtige Stoff für eine romantische Komödie und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass uns einige Leute da draußen extrem langweilig finden, aber wir kümmern uns liebevoll umeinander und behandeln uns respektvoll und ehrlich. Es ist kein Problem für mich, dass ich ein wenig Leidenschaft gegen Unterstützung eingetauscht habe und mich für jemanden entschieden habe, der da ist, wenn ich ihn brauche. Ich habe lange aufgehört, irgendwelchen Fantasien hinterherzujagen und Funken, die eh irgendwann verschwinden würden. Mir liegt es viel mehr am Herzen, eine tragfähige Zukunft mit jemandem aufzubauen, dem ich vertraue und zu dem ich abends nach Hause kommen und ich selbst sein kann. Selbst wenn ich einen schlechten Tag hatte, müde aussehe und genervt bin. Doch das musste ich erst lernen. Ich musste mein Gehirn aktiv umtrainieren und emotionale Achterbahnfahrten von echten Gefühlen trennen.
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In vielen Beziehungen in meinem Freundeskreis scheint es ein ständiges Auf und Ab, ewige Streitigkeiten, Trennungen und erneutes Zusammenkommen zu geben. Außerdem scheinen wir in Zeiten von Dating-App alle immer noch wählerischer zu werden. Ich meine, diese Apps basieren auf dem Konzept, die Leute, von denen wir auf den ersten Blick nicht überzeugt sind, aus einem Pool von Menschen herauszufiltern. Ich verstehe zwar, dass Dating spannend sein kann, aber ich habe echt keine Lust drauf. Ich habe zwar nicht den ersten Typen genommen, der sich für mich interessiert hat, nur um nicht mehr suchen zu müssen. Trotzdem bin ich froh, dass ich mir jetzt in meinen Dreißigern nicht mehr die Nacht um die Ohren schlagen muss oder seltsame Dates mit Fremden habe. Es ist nicht so, dass ich Druck verspüre oder eine biologische Uhr ticken höre, denn ich will nicht mal Kinder haben. Ich will einfach nur in Ruhe und Frieden meinen Alltag meistern, abends meinen Partner sehen und mit ihm schlafen gehen. Das ist alles. Und ich bin bereit, das für den Rest meines Lebens weiterzumachen. Hört sich das schrecklich durchschnittlich an und vielleicht sogar unromantisch? Tja, wir machen eh nicht so besonders romantische Dinge.
Weder planen wir Dates, noch kaufen wir einander teure Geschenke. In fünf Jahren Beziehung hat er mir ein- oder zweimal Blumen gekauft. Wenn ich Geburtstag habe, sage ich ihm einfach was ich mir wünsche, denn so ist es einfacher. Vielleicht finden es andere komisch, dass er nach all der Zeit mit mir immer noch nicht weiß, was ich mir wünschen könnte, aber wir haben nun mal sehr unterschiedliche Geschmäcker und ehrlich gesagt stört es mich auch nicht. Ich weiß, dass er mich liebt. Wenn du lange genug mit jemandem zusammen bist, wirst du seine Verfehlungen eh erkennen, so ist das eben.
Die Frage ist nur: Wo ist die Grenze? Weißt du, was dich glücklich macht und was du brauchst? Ich habe mich für Stabilität und gegen eine Märchenliebe entschieden. Dafür bin ich mit jemandem zusammen, der gleichzeitig mein bester Freund ist. Unsere Beziehung ist voller Vertrauen, Ehrlichkeit und Respekt füreinander, wir verspüren genug Liebe einander gegenüber, um ein gemeinsames Leben aufzubauen. Das ist, wo ich sein sollte und mit wem ich zusammen sein sollte. Etwas Anderes würde für mich nicht in Frage kommen.
*Name von der Redaktion geändert

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