Verliebt zu sein ist kurios. Großartig auch. Merkwürdig? Auf jeden Fall. Verwirrung ist so gut wie immer vorprogrammiert, vor allem in der Honeymoon-Phase. Der Gedanke daran, eine Person an deiner Seite zu wissen, die dir Schmetterlinge im Bauch bereitet und dich immerzu ein wenig grinsen lässt, ist für die meisten ein wunderbarer. Ist es jedoch möglich, sich auf diesen Gedanken allein so festzufahren, dass man die Idee des Ganzen attraktiver findet als die eigentliche Beziehung oder gar die Person, um die es geht? Ist es möglich, liebessüchtig zu sein?
Tatsächlich ist es mit der Liebes- wie mit der Sexsucht: Liebessucht ist ein reales, dokumentiertes Phänomen. Obwohl es sich – ähnlich wie Nymphomanie – nur schwer in Worte fassen und spezifisch diagnostizieren lässt, kann es helfen, sich die Definition von Abhängigkeit einmal genauer anzusehen. Die Caritas schreibt hierzu etwa: „Abhängigkeit bedeutet, dass man nicht mehr ohne das Suchtmittel (Alkohol, Drogen, Medikamente) leben kann oder einen zwanghaften Drang verspürt, ein bestimmtes Verhalten auszuüben.“
WerbungWERBUNG
In einer Zeit, in der „Liebe“ nur einen vermeintlichen Swipe entfernt ist, scheint es vor diesem Hintergrund nicht allzu weit hergeholt zu sein, dass es möglicherweise Menschen gibt, die eine Sucht entwickeln und einen „zwanghaften Drang“ nach den Gefühlen verspüren, die mit einer frischen Verliebtheit einhergehen und von unserem Hirn schlichtweg als Belohnung registriert werden. In Kombination mit noch immer vorherrschenden Geschlechterrollen und den damit assoziierten Erwartungen, vor allem an Frauen, ist es also nicht überraschend, dass so viele – auch hier: vor allem Frauen – eine ungesunde Beziehung zum großen Begriff der Liebe aufbauen.
Wie bemerke ich, ob ich süchtig nach Liebe bin?
Wie weißt du also, ob auch du süchtig nach Liebe bist? Ob dein Verhalten mit Hinblick auf deine romantischen Beziehungen bereits auf dem besten Weg ist, pathologische Züge anzunehmen? Nun, keine leichte Frage, denn wie gesagt: Die Diagnose ist alles andere als einfach, denn Symptome könnten viele sein: Der weit verbreitete Hang zur seriellen Monogamie, also der Habitus von einer monogamen Beziehung relativ nahtlos in die nächste überzugehen, ist einer dieser Faktoren. Immer wieder finden sich Menschen, die einen suchtartigen Drang nach Liebe oder Liebesbeziehungen haben, auch in unbefriedigenden bis hin zu toxischen oder gar gewalttätigen Beziehungen wieder. Oder etwa Beziehungen, die mit ungesund intensiven und regelmäßigen Höhen und Tiefen gespickt sind. Sie bleiben, weil sie sich nicht losreißen können – ähnlich einem Entzugsversuch. All das wirkt sich wiederum negativ auf den Selbstwert einer „liebessüchtigen“ Person aus und kurbelt so das Verlangen nach Bestätigung durch Verliebtsein erneut an. Und so beginnt ein Teufelskreis – der, ganz nebenbei bemerkt, weit über das menschliche Grundbedürfnis, geliebt zu werden, hinaus geht.
Klingt das alles sehr bekannt? Falls du möchtest, kannst du einen Test bei Love Addicts Anonymous (in englischer Sprache) durchführen, um herauszufinden, ob du oder dein Verhalten bereits auffällig ist.
WerbungWERBUNG