Als meine erste Freundin und ich anfingen, Sex miteinander zu haben, blutete ich – und zwar stark. Das passierte beinahe jedes Mal, wenn sie mich fingerte. Wann immer wir fertig waren und ich danach auf die Toilette ging, war das Klopapier nach dem Abwischen blutbeschmiert.
Vielleicht hätte mich das stärker beunruhigen sollen, aber es war nie viel Blut. Aufgrund meiner relativen Unwissenheit in Bezug auf meinen Körper hatte ich für alles Besorgniserregende eine sinnvolle Erklärung parat. „Vielleicht hat meine Freundin meine Periode ausgelöst“, dachte ich. Ich stellte mir vor, wie ihr Finger in meinen Scheidenkanal eindrang und dabei ein Menstruationsbläschen zum Platzen brachte, das dann auf das Toilettenpapier heruntertröpfelte. (Das hat übrigens nichts mit der Realität zu tun. Die weibliche Periode funktioniert anders.)
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In Wirklichkeit hatte sie mich wahrscheinlich nur leicht an der Innenseite meiner Vagina verletzt, sodass ein wenig Blut auslief. Tatsächlich sind durch kleine Einschnitte verursachte vaginale Blutungen weit verbreitet, erzählt mir Jane Gupta, Expertin für reproduktive Gesundheit.
„Meistens sind diese Kratzer oder Schnittwunden sehr klein und verheilen innerhalb weniger Tage von selbst. Sehr selten ist bei einer Verletzung in der Vagina ärztliche Hilfe nötig, um den Heilungsprozess zu beschleunigen und das Risiko einer Infektion zu reduzieren“, erklärt sie.
Obwohl das Infektionsrisiko bereits gering ist, kann man es noch weiter verringern, indem man ein Kondom oder einen Einweghandschuh über die Hände stülpt. Gupta zufolge verkleinere sich dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass Bakterien in die Scheide eindringen und Wunden verursacht werden können. Auch ohne die Verwendung von Handschuhen ist es übrigens ratsam, sich die Hände vor dem Sex zu waschen.
Der Gebrauch einer kleinen Menge Gleitmittel auf Wasserbasis trägt dazu bei, die Wahrscheinlichkeit von Schnittverletzungen von vornherein zu minimieren, da die Finger beim Bewegen dadurch weniger Reibung erzeugen. „Gleitgele sind wirklich wichtig“, macht Gupta deutlich. „Obwohl die Vagina im erregten Zustand Flüssigkeit produziert und so feucht wird, kann das allerdings etwas dauern und ein Vorspiel erforderlich machen. Achte darauf, die Finge langsam zu bewegen, zu stoppen, wenn etwas unangenehm ist, und vor allem darüber zu sprechen, was sich gut anfühlt und was nicht“, fügt sie hinzu. Mit Gleitgel kannst du Verletzungen vermeiden. Außerdem verbessert sich so deine Erfahrung beim Fingern.
Der Expertin zufolge seien kleine Schnittwunden der häufigste Grund dafür, warum es nach dem Fingern zu Blutungen kommen kann. Es gäbe allerdings noch einige andere: Das Jungfernhäutchen könnte verletzt worden sein. „Ein Jungfernhäutchen ist ein dünnes Gewebe, das sich über die Öffnung der Vagina mancher Menschen erstreckt. Wenn man es dehnt, kann es zu Blutungen kommen. Das ist normal und sollte innerhalb weniger Tage vorbei sein“, erklärt sie.
Unabhängig vom Fingern kann es zwischen Zyklen aber auch zu Schmierblutungen – auch „Spotting“ genannt – kommen. Bei diesen Zwischenblutungen handelt es sich einfach nur um schlechtes Timing. Vaginale Infektionen oder Geschlechtskrankheiten können ebenfalls Blutflecken zur Folge haben, fügt Gupta erklärend hinzu. Dem amerikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention zufolge können zum Beispiel Chlamydien Blutungen mitten im Menstruationszyklus verursachen, treten jedoch häufig in Kombination mit anderen Symptomen, wie Scheidenausfluss und Schmerzen beim Urinieren, auf.
Obwohl eine geringe Menge Blut meistens keinen Anlass zur Sorge gibt, rät Gupta dazu, einen Arzt bzw. eine Ärztin aufzusuchen, falls du Schmerzen, Unwohlsein oder Juckreiz verspürst oder die Blutungen nicht innerhalb weniger Tage aufhören.
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