„Sorry, dass ich euch störe“, sagt Miranda in einer Sex And The City-Folge in der Mittagspause zu zwei vollkommen fremden Frauen. Es ist warm, sie sitzt mit ihrem Salat draußen auf der Treppe und hat die Diskussion der beiden mit angehört. Im Mittelpunkt steht, warum sich ein Typ nach dem letzten Dates noch nicht gemeldet hat. Vielleicht ist er einfach superbeschäftigt? Oder wird vielleicht gerade was in seiner Küche gemacht?
Nein.
Miranda kennt die richtige Antwort und fühlt sich dazu berufen, sie den beiden mitzuteilen. „He's just not that into you“, erklärt sie. „Er steht einfach nicht so auf dich!“ Das mag im ersten Moment fies klingen, ist aber entwaffnend ehrlich gemeint. Vorher hat ihr nämlich Berger eröffnet, dass das Rätsel um das Nicht-Melden eines Dates mit Fortsetzungspotential mit diesem einfachen Satz beantwortet werden kann.
Würden Miranda, Carrie, Samantha und Charlotte 2017 in das Leben Dating-williger Großstädterinnen eintauchen, wäre schon allein die Frage eine ganz andere. Statt um das Zurückrufen geht es erstmal überhaupt darum, eine Messenger-Konversation zu führen, die den Namen verdient. Das kann auch bedeuten, sich darüber zu freuen, mehr als nur einen Buchstaben als Antwort zu erhalten. Dass sich eine WhatsApp-Konversation so zäh gestaltet wie Carries Weg zur Hochzeit mit Mr. Big ist dabei keine Ausnahme.
Trotzdem heißt das nicht, dass das Schreiben komplett aufgegeben wird: Kurz bevor man damit abschließen kann, dass das Gegenüber auf der anderen Smartphone-Seite entweder einen Daumenkrampf hat oder doch nur ein Bot mit dem Intelligenzlevel einer Stulle ist, kommt wieder etwas zurück – genau der Funken Hoffnung, der dich bei der Stange hält. Einzelne Sätze werden zu Brotkrummen, mehr aber auch nicht.
Der schicke, Urban-Dictionary-taugliche Name kann aber nicht von der Tatsache ablenken, dass die Methode gar kein neuer, sogenannter Trend ist: Die Warmhaltetaktik für den Fall, dass doch kein besseres Match mit kompatiblerem Netflix-Geschmack um die Ecke kommt, ist schließlich noch älter als Sex And The City.
„Manchmal entsteht Breadcrumbing aufgrund der Lebensumstände und die Person ist sich dessen gar nicht bewusst. Manchmal ist die Person aber auch einfach noch nicht bereit, sich festzulegen“, erklärt Dr. Jennifer Rhodes, Psychologin und Paartherapeutin Bustle zu den Gründen.
Man kann nun also an den Gefühlen und der Sozialkompetenz der Menschheit im Allgemeinen verzweifeln. Oder sich einfach damit konfrontieren, dass das potentielle Date nicht nur mal kurz die Welt retten muss, bevor er oder sie vorbeikommen kann – nein, er oder sie ist einfach bescheuert.
Breadcrumbing ist nichts, das spurlos an dir vorbeigehen muss. Im besten Fall fühlt sich das Ganze aber wenigstens so kurz und schmerzlos an wie ein Pflaster abziehen: Immerhin erkennt man so Vollidioten sofort.
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