„Wenn du diesen Brief nicht an sechs deiner Freunde weiterschickst, dann stirbt dein Meerschweinchen" - erinnert ihr euch auch noch an die Kettenbriefe aus den 90ern? Das war eine Epidemie des Nonsens. Ich habe mich immer geweigert, die Briefe abzuschreiben oder für 50 Pfennig in den Kopierer zu legen und dann weiterzugeben – meinen Haustieren und ich haben es überlebt. Ich musste gerade neulich an den idiotischen Briefverkehr denken, als ich mich mit dem Neuzeit-Kuriosum Dick Pics beschäftigte. Warum? Gemeinsam haben die beiden Phänomene, dass man etwas ungefragt zugeschickt bekommt, auf das man keinen Bock hat. Manche können darüber lachen, anderen ist es unangenehm und die nächsten fühlen sich sogar unter Druck gesetzt, die Kette nicht zu unterbrechen und mitzumachen.
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Laut einer Umfrage von Match.com sind Genitalfotos für Frauen der größte Abturner beim Flirten. 45 % aller Frauen, die bei Datingportalen angemeldet sind, haben der Studie zufolge schon ungefragt Fotos vom Penis eines anderen Users bekommen.
Das Eine ist, im bestehenden Flirt ein Level weiterzugehen und die Grenzen mit einem sexy Foto auszutesten. Wer drauf steht. Das Andere ist, und davon spreche ich genervt, einem gänzlich unbekannten Menschen eine Nahaufnahme des besten Stückes zu schicken. Das ist übergriffig und sexuelle Belästigung. Menschen die so etwas machen und zum Angeben oder Schocken wahllos Intimfotos verschicken, die sind wie die Exhibitionisten im Park. Man hat keine Wahl, ob man den Penis sehen will oder nicht, er ist plötzlich da.
Michelle Drouin, Professor der Psychologie an der Indiana Universität sagt, dass diese Männer das machen, um entweder Frauen „zu gefallen oder jemanden an sich zu binden. Oder um ihre Macht zu demonstrieren. In der Regel haben diese Männer im wahren Leben ein geringes Selbstbewusstsein."
Auch wenn Dick Pics in der Welt von Tinder, Gay-Romeo, Lovoo oder auch Snapchat an der Tagesordnung sind, verschicken nicht nur Männer ungefragt Momentaufnahmen ihres ganzen Stolzes, auch Frauen schicken explizite Detailaufnahmen. Allerdings seltener. Die meisten Frauen achten beim Sexting auf Ästhetik und deuten lieber an, reizen mit kleinen Verführungen, anstatt direkt zwischen die Beine zu fotografieren.
Die Dr. Sommer Studie 2016 der Bravo enthüllte, dass jeder zehnte Teenie im Alter von 14 Jahren bereits schon Bilder in erotischen Posen von sich machte- und veröffentlichte. 23 Prozent wurden im Nachhinein für ihre Bilder gemobbt.
Zurück zu den Erwachsenen: Einschüchtern lassen sollte man sich nicht von den brisanten Bildern. Das sind nur Penisse, die beißen nicht. Der Besitzer des Stückes hat sich in den meisten Fällen selbst dismissed und so gilt, Zähne zusammenbeißen und darauf warten, bis auch diese Trenderscheinung aufhört – die Kettenbriefe waren ja irgendwann auch witzlos.
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