Im Sommer vor ein paar Jahren erwischte ich mich plötzlich dabei, wie ich mittelmäßigen Sex mit einem mittelmäßigen Typen hatte, den ich erst kurz zuvor getroffen hatte. Beim Verlassen einer Party war ich ihm aufgefallen. Er lud mich auf einen Drink ein und überzeugte mich im Gespräch.
Wir verstanden uns unfassbar gut - sprachen über Filme und Reisen - und ich betrachtete die Nacht als Riesenerfolg, auch wenn der Sex nicht gerade überwältigend war. Er erzählte mir seine Geschichte. Er kam aus Brasilien und war für die Dreharbeiten zu einem Film für ein paar Wochen in New York. Obwohl die körperliche Chemie zwischen uns nur solala war, hatte ich fest vor, während seines Aufenthalts in New York mit ihm in Kontakt zu bleiben.
Am nächsten Morgen hatten wir wieder Sex. Nur, dass dieses Mal das Kondom versagte. Eine Wolke aus Angst senkte sich über mich. Mir graute es vor all den Unannehmlichkeiten der Pille danach, ganz zu schweigen von der Panik vor potentiellen Krankheiten, immerhin war mir der Mann praktisch fremd.
Ich begann ihn auszufragen, in der Hoffnung, dass mir das etwas Beruhigung verschaffen würde: „Wann hast du dich das letzte Mal testen lassen?“ - „Verhütest du normalerweise?“ - „Bei all deinen Partnerinnen, jedes einzelne Mal?“
Er versicherte mir, dass es keinen Grund zur Sorge gäbe, aber ich war nicht überzeugt und ziemlich aufgebracht. Ich hörte nicht auf, meine Angst in einem Schwall weiterer Fragen an ihm auszulassen: „Aber wie sicher bist du? Bist du wirklich, wirklich sicher?“ – „Du weißt, dass du sauber bist?“
„Ja“ antwortete er. „Ich bin sicher.“ Und dann, nach einer kurzen Pause, erwähnte er: „Ich bin verheiratet.“
Plötzlich wirkte er verlegen, fast schon scheu. Er erzählte mir von seiner Frau daheim in Brasilien - zum Glück gab es keine Kinder, von denen er mir hätte erzählen können. Das mit seiner Ehe eröffnete er mir jedoch nicht in dem Versuch, die ganze Sache abzubrechen.
Tatsächlich machte er sehr deutlich, dass er immer noch Interesse daran hatte, unsere sexuelle Beziehung weiterzuführen. Ich kann nur annehmen, dass er entschieden hatte mir vor der Einladung nichts von seiner Ehe zu erzählen, weil das seine Chancen auf Sex wesentlich verringert hätte. Ich fühlte mich manipuliert und war verärgert.
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Theoretisch habe ich kein Unrecht daran getan mit diesem Mann zu schlafen. Erst nachdem er sich sehr verspätet dazu bequemt hatte, mich über seinen Familienstand aufzuklären, verstand ich, dass er mir so indirekt anbot, "die andere Frau" für ihn zu sein. An diesem Punkt musste ich eine klare Entscheidung treffen. Ich konnte mit der Begründung, dass er unsere Beziehung unter Vorspiegelung falscher Tatsachen begonnen hatte, die Biege machen oder ich konnte weiterhin mit ihm schlafen, in vollem Wissen darüber, dass er zu Hause eine Ehefrau sitzen hatte. Mr. Brasilien und ich blieben nicht in Kontakt. Er versuchte es, aber ich reagierte nicht. Ich hatte kein Interesse daran, mich auf jemanden einzulassen, der erst mit der Wahrheit herausrückt, nachdem ich ihn mit meinen Fragen über sein Sexualleben unter Druck setze.
Das war allerdings nicht das erste Mal, dass ich in einer solchen Lage war. Ein paar Jahre zuvor hatte ich mich in dem Club, in dem ich damals arbeitete, in einen süßen Jungen verknallt. Nach monatelangem Flirten schliefen wir miteinander, obwohl ich wusste, dass er eine Freundin hatte. Nach einer langen Arbeitsnacht ging ich in sein Zimmer, wo wir schweigend verlegenen Sex hatten und uns Mühe gaben, seine Mitbewohner nicht aufzuwecken.
Es gab kein postkoitales Kuscheln oder Bettgeflüster, ich wurde auf die Couch degradiert, um das Bild aufrechtzuerhalten, ich sei einfach nur zum Übernachten hereingeschneit - nur für den Fall, dass seine Freundin am Morgen unerwartet aufkreuzen würde. An diesem Punkt schien die ganze Situation absurd, und ich merkte schnell, dass das keine reizvolle Affäre war, sondern einfach nur deprimierend. Im Nachhinein denke ich, dass ich einfach nach Hause gehen und meinen letzten Rest Selbstachtung hätte mitnehmen sollen, aber es war spät und ich hatte kein Geld für ein Taxi. Ich stand es auf einem Stapel von Jacken durch und ging am Morgen.
Es war nicht schwer, ihm aus dem Weg zu gehen - er fing bald darauf an, weniger Schichten im Club zu übernehmen. Aber wir hatten den gleichen Freundeskreis, weswegen ich ihn leider nicht vollständig aus meinem Leben verbannen konnte. Als seine Freundin anfing, in unserem Club zu verkehren, hatte ich gut Lust, ihr zu sagen, mit was für einem Kerl sie da zusammen ist. Aber letztendlich hatte ich zu große Angst davor einen so gewagten Schritt zu machen - und es war auch einfach nicht mein Job das zu tun.
Ich konnte jedoch den Mut aufbringen, dem Typen zu sagen, dass ich mich mit der Situation wirklich beschissen fühlte und er meiner Ansicht nach mit seiner Freundin reinen Tisch machen sollte - ob er das getan hat, habe ich allerdings nie herausgefunden. Ich habe nur gehört, dass sie sich andauernd trennten und wieder zusammenkamen, und ich habe mich gefragt, ob ich wohl der Grund für eine dieser Trennungen gewesen war.
Ich habe auch einmal selber einen Partner betrogen. Aus einer Laune heraus habe ich mit einem Freund geschlafen, der zu Besuch war, aber das Schuldgefühl danach war so überwältigend, dass ich schnell merkte, ich konnte meinen Partner nicht weiter belügen. Anstatt jedoch die Karten auf den Tisch zu legen, trennte ich mich von ihm.
Seither bin ich nie wieder in einer monogamen Beziehung gewesen. Im Augenblick denke ich, dass ich meine sexuelle Freiheit brauche um dahin zu gehen, wo der Wind mich hinträgt, ganz ohne Angst haben zu müssen, die Gefühle eines anderen zu verletzen.
Auch wenn ich prinzipiell keine Lust verspüre in einer monogamen Beziehung zu sein, habe ich über die Jahre doch intime Bindungen aufgebaut und bin sogar verliebt gewesen. Die Menschen, die mir nahestehen, unterstützen mich und haben Verständnis dafür, dass ich gern mit vielen verschiedenen Menschen schlafe. Ich stelle aber gegenüber potentiellen Partnern von Anfang an klar, wer ich bin, und nicht erst am Morgen danach.
Eines Tages kann sich das ändern. Manchmal habe ich Tagträume von einer Hochzeit und davon, Kinder zu haben - aber jetzt, mitten in meinen Zwanzigern, bin ich noch meilenweit davon entfernt. Ich bin ein bisschen zu wild, um mich jetzt schon auf sexuelle Monogamie einzulassen.
Ich will nie wieder betrügen - oder mit jemandem zusammen sein, der betrügt. Betrügen heißt, die Hingabe der anderen Person auszunutzen, sie in einen Gebrauchsgegenstand zu verwandeln. Es ist keine nachhaltige Praxis und nichts, für das ich in meinem Leben Zeit oder Platz habe.
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