Ellen Page erhebt regelmäßig ihre Stimme gegen Homophobie inner- und außerhalb von Hollywood. Ob es nun darum geht, Mike Pences Anti-LGBTQ-Geschichte zu diskutieren oder Chris Pratts Mitgliedschaft in der Zoe Church zu thematisieren – die Zoe Church ist eine Art Ableger der Megachurch Hillsong, deren Anführer Brian Houston ziemlich deutlich gesagt hat, Hillsong ist gegen einen „homosexuellen Lifestyle“ (was auch immer das sein soll, Vertreter*innen der Zoe Church haben sich dazu noch nicht konkret geäußert) –, Page nimmt kein Blatt vor den Mund.
In einem Interview mit dem Magazin Porter erzählte die Schauspielerin kürzlich, Leute der Filmindustrie hätten sie dazu gedrängt, ihre Homosexualität nicht öffentlich zu machen. Die ersten Gerüchte über ihre Sexualität tauchten 2007 in der Boulevardpresse auf, direkt nachdem Juno in die Kinos kam. „Ich war damals 20, hatte mich gerade zum allerersten Mal in eine Frau verliebt und auf einmal schrieben die Leute Artikel über mich und spekulierten über meine Sexualität. In jedem Kiosk, an jeder Tankstelle gab es diese Klatschzeitschrift, auf deren Cover ein Bild von mir zusammen mit der Frage Ist Ellen lesbisch? zu sehen war“, berichtete Page. Dass die Medienberichterstattung Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit hatte, liegt nicht wirklich fern.
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Juno katapultierte Page auf ein neues Berühmtheitslevel und die Leute in Hollywood begannen, sie zu warnen, sich nicht zu outen. „Personen aus der Branche sagten ausdrücklich zu mir, niemand dürfe wissen, dass ich lesbisch bin. Ich wurde dazu gedrängt – in vielen Fällen sogar gezwungen – bei Events und Fotoshootings Kleider und High Heels zu tragen“, so die Schauspielerin. „Es ist nicht so, dass Lesben keine Kleider und High Heels tragen. Aber das bin nicht ich und ich lasse mich nie wieder in Sachen stecken, in denen ich mich nicht wohlfühle.“
Damals hatte Ellen Page das Gefühl, ihre Sexualität für immer verstecken zu müssen. „Ich weiß noch genau, wie ich mit Anfang 20 fest davon überzeugt war, es wäre unmöglich für mich, mich jemals zu outen“, so Page. „Aber nach einigen Jahren veränderte sich etwas in den Herzen und Köpfen vieler – was bestimmt auch daran lag, dass sich immer mehr Menschen outeten. Das hat allerdings viel zu lange gedauert und bei manchen ist es immer noch nicht angekommen. Aber zumindest ist es schon besser geworden.“
Heute ist die Situation eine ganz andere, wenn du dich in Hollywood outen möchtest. Ihr öffentliches Coming-out hatte Ellen Page 2014, als sie eine denkwürdige Rede bei einer Human Rights Campaign-Konferenz hielt. Im Porter-Interview erzählte sie, sie hätte sich zum Teil auch deswegen geoutet, weil sie das Gefühl hatte und hat, sie müsse Verantwortung übernehmen: „Ich will helfen, wo ich kann und ich will queere Inhalte verbreiten“. Und genau das macht sie seitdem auch – zusammen mit Julianne Moore im Film Freeheld – Jede Liebe ist gleich, mit der Dokuserie Gaycation und der demnächst auf Netflix verfügbaren Miniserie Stadtgeschichten, bei der die LGBTQ-Community vor und hinter der Kamera vertreten ist.
Und trotzdem gibt es laut Page immer noch viel zu wenig Repräsentation, wenn es um die Darstellung von LGBTQ-Menschen in den Medien geht: Vielerorts fehlt sie schlicht, oder sie wird doch wieder von heterosexuellen Menschen besetzt und somit nicht wirklich inklusiv dargestellt, was auch anhand der Oscar-Gewinne von Rami Malek als Freddie Mercury und Olivia Colman als Queen Anne einmal mehr sichtbar wurde.
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