Beim Abendessen erzählen sie sich gegenseitig Witze, über die sie laut lachen müssen. Schmunzelnd gestehen sie sich ihre peinlichen kleinen Angewohnheiten bei der Tasse Kaffee. Und auf den Besuch freuen sich sowieso alle schon Wochen im Voraus.
Für manche Leute wäre es der Himmel auf Erden, würden sich ihr*e Partner*in und ihre Eltern so gut verstehen. Für andere kann das allerdings auch ganz schön nervig sein. Wenn du schon die Augen verdrehst, bevor sich alle überschwänglich zur Begrüßung in die Arme fallen und du die enge Verbindung zwischen deinem Freund oder deiner Freundin und deiner Familie als ein bisschen zu viel des Guten empfindest, bist du damit nicht alleine. Familien- und Ehetherapeutin Esther Boykin kennt das Problem. Sie sagt, dass du dir keine Vorwürfe machen solltest, wenn du dieses herzliche Verhältnis irgendwie blöd findest. Schlussendlich bedeuten dir beide Parteien – deine Eltern und auch dein*e Partner*in – viel. Und vielleicht liegt da auch schon das Problem: Wenn du Zeit mit einer der Parteien verbringst, bekommst du besonders viel Aufmerksamkeit ab. Sobald sie jedoch Zeit miteinander verbringen und sich super verstehen, stehst du wahrscheinlich nicht mehr so im Mittelpunkt. Es ist ganz natürlich, dass dich das ein wenig eifersüchtig macht.
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„Du solltest grundsätzlich immer darauf achten, wie du die fühlst“, sagt die Therapeutin. Allerdings betont sie auch, dass du dich in dieser bestimmten Situation fragen solltest, woher diese Gefühle rühren. „Wahrscheinlich ist es ein kindlicher Teil deiner Persönlichkeit, der dazu führt, dass du ein bisschen besitzergreifend bist, was deine Eltern angeht.“ Wenn du dich ausgeschlossen fühlst, weil dein*e Partner*in immer näher mit deinen Eltern zusammenrückt, solltest du kurz einen Schritt zurücktreten und dich daran erinnern, dass das eigentlich das bestmögliche Szenario ist. Überlege mal, wie sich das Gegenteil anfühlen würde. Wenn dich deine Eifersucht trotzdem weiterhin im Griff hat, nützt alles nichts. Dann musst du deine Gefühle mit den anderen besprechen.
„Wenn du ihnen nicht sagst, dass dich ihr Verhalten trifft, haben sie nicht die Chance, mehr darauf zu achten, dich miteinzubeziehen. Sei einfach direkt und ehrlich zu deinem Freund oder deiner Freundin und deinen Eltern“, rät Boykin. Dabei hilft es durchaus, sich vor dem Gespräch ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um in Ruhe darüber nachzudenken, was du eigentlich sagen möchtest. „Du solltest definitiv versuchen, dieses Thema aus einer Erwachsenenperspektive anzugehen und nicht im Eifer des Gefechts einen kindlichen Wutanfall hinzulegen.“ Bevor du dein Problem ansprichst, solltest du nicht vergessen, zu feiern, dass sich alle so gut verstehen. Besonders wenn du in deine Beziehung langfristige Hoffnungen setzt. Die Familientherapeutin rät, das Gespräch beispielsweise so einzuleiten: „Ich bin wirklich wahnsinnig froh, dass ihr euch so gut versteht.“
Das Schöne an dieser Situation ist, dass du große Chancen hast, sie zu lösen. Deine Eltern und dein*e Partner*in lieben dich schließlich und wollen sicher nicht, dass du dich ausgeschlossen fühlst.
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