Manchmal, wenn eine Beziehung in die Brüche geht, sind die Gründe dafür glasklar: man wurde betrogen, man hat betrogen, eine*r zog weg, man lebte sich auseinander, man stritt die ganze Zeit nur noch, man wollte Unterschiedliches. Manchmal jedoch weiß man gar nicht, was passiert ist, weil die andere Person so sehr darauf bedacht ist, deine Gefühle nicht zu verletzen, dass sie während der Trennung kaum was sagt – und dich selbst damit zurück lässt, dir deine eigenen Schlüsse ziehen zu müssen, so abwegig diese auch sein mögen und oft du verschiedene Szenarien mit deinen Freund*innen auch durchgehen musst. Passiert ist aber passiert und manchmal vergehen Jahre, in denen du das für dich naheliegendste Szenario irgendwann als Realität verbuchst und weitermachst. Bis – wie in meinem Fall – acht Jahre vergangen sind und du dich bereit fühlst, endlich mal nachzuhaken. Wieso auch nicht? Sein Gesicht zu wahren ist so 2010.
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Vor acht Jahren wartete mein damaliger Freund, mit dem ich vier Jahre zusammen war und den ich für immer lieben und irgendwann heiraten wollte, am Valentinstag mit meinem Lieblingskuchen vor meiner Arbeit. Als wir bei mir zuhause waren, schauten wir Requiem for a Dream (der als der deprimierendste Film der Menschheit allseits bekannt ist) und trennten uns. Auch nach acht Jahren scherze ich noch, dass Requiem for a Dream der Grund war, wieso er mich verließ. Von meiner Seite aus war alles in Ordnung gewesen bis zu diesem Zeitpunkt. Als er sich von mir trennte, war ich am Boden zerstört und verstand die Welt nicht mehr. Immer wieder fragte ich ihn, ob er sich in jemand anderen verliebt hatte oder ob die Beziehung ihn langweilte. Auf alles antwortete er mit einem Schulterzucken und sagte, er fühle einfach nicht mehr das Gleiche. Ich selbst sagte mir, dass ich die Zeichen missverstanden haben musste und dachte insgeheim, dass er mich sicherlich mit seiner Arbeitskollegin betrogen haben musste.
Wir spulten vor zu heute, Valentinstag 2018. Heute sind wir beide in unseren Beziehungen glücklich und schreiben uns zwar ab und an per Email, haben uns aber seit Jahren nicht mehr gesehen. Er ist nicht auf Social Media, also gibt es nichts, was ich stalken könnte, was wiederum ganz angenehm ist. Als ich ihm per Mail schrieb, ob er sich bereiterklären würde, 29 super intime Fragen darüber zu beantworten, wieso er sich damals von mir trennte, sagte er zu. Meine Kolleg*innen lachten über die Fragen, als ich sie ihnen zeigte. Jetzt habe ich aber alle Antworten uns wie sich herausstellte, hatte ich die ganze Zeit recht mit Requiem for a Dream.
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1. Was hat dich anfangs zu mir hingezogen? „Dein unkonventionell schönes Gesicht, dein glänzendes Haar und die angenehme Konversation.”
2. Was denkst du, hat mich anfangs zu dir hingezogen? „Mein unkonventionell schönes Gesicht, mein rasierter Kopf und meine guten Konter-Argumente bei unserer Konversation.”
3. Was ist deine liebste Erinnerung an mich? „Mir fallen spontan zwei Dinge ein. 1) Als wir mit deiner Familie an Weihnachten ein menschenhohes Iglu gebaut haben. 2) Als wir nebeneinander im Thorpe Park in der Achterbahn saßen und den ungezwungenen Handschlag gemacht haben, den wir anfangs immer ausgepackt haben.”
4. Was ist deine unangenehmste Erinnerung an mich? „Bis auf die Trennung selbst war es, als ich mich mal nachts um dich kümmern musste, als du betrunken warst. Ich habe gespürt, dass da gleich ein Kotz-Vulkan auf mich zukommen würde, also habe ich mir den nächst besten Eimer geschnappt, nur um dann zu merken, dass er Löcher hatte. Dich halb-bewusstlos in die Dusche tragen zu müssen, um dort das Erbrochene von uns beiden zu schrubben, war weniger schön. Anschließend habe ich mir die Haushaltshandschuhe übergezogen und die Kotze mit Feuchttüchern aus dem Teppich versucht zu entfernen, weil nichts anderes da war. Und das alles um vier Uhr morgens.”
5. Wieso haben wir uns getrennt? „Bei der Arbeit wurde alles stressiger für mich. Bei dir sah es ebenso aus. Ich glaube ich war zu sehr in meiner Routine drin. Irgendwann wollte ich nicht mehr vor der Arbeit auf dich warten. Die Dinge fingen an, mich immer mehr zu nerven. Ich wollte mehr Aufmerksamkeit. Ich habe angefangen, Drogen zu konsumieren. Ich habe mich nach anderen Frauen umgesehen. Ich wollte mehr Freiheit.”
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6. Beschreibe die Trennungsnacht aus deiner Sicht. „Die Trennung fängt in meinem Kopf mit dem Moment an, als wir Requiem for a Dream fertig angeschaut haben. Der Film war so emotional zerstörend und irgendwie war es so, dass er mir den Push gegeben hat, alles auszusprechen. Er hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich dachte, dass die Trennung genau das richtige für mich sei, also habe ich es gemacht, aber es war wirklich schrecklich. Ich hatte mich davor noch nie von jemandem getrennt, die ich geliebt hatte. Die Nacht ist mir nur unklar in Erinnerung, ein einziger Nebelschwaden, aber ich erinnere mich, dass ich mittendrin meinen besten Freund angerufen habe, um von ihm emotionale Unterstützung zu bekommen, aber er war im Kino und konnte nicht sprechen. Ich hatte während unseres Trennungsgesprächs Zweifel, aber war zu stolz und stur, um mich anders zu entscheiden.”
7. Wie war ich als Freundin? „Großartig! Du hattest deine guten und schlechten Seiten, aber ich habe dich wahnsinnig geliebt. So sehr, dass man es fast schon als Obsession bezeichnen könnte. Du hattest allerdings deine eigene Art, wine du Liebe und Zuneigung gezeigt hast. Ich bin von Natur aus eine sehr zärtliche Person: Sich küssen, umarmen, streicheln, sich Sachen zu sagen oder zu schreiben, das alles ist für mich normal. Du warst nicht so. Ich weiß noch, dass ich dich damals Eiskönigin nannte. Aber jetzt glaube ich, dass ich dich nur Eiskönigin nannte, weil du mir mal erzählt hast, dass deine Exfreunde dich auch immer so genannt haben. Trotzdem habe ich mich sehr geliebt gefühlt. Außerdem konnte man mit dir immer sehr viel Spaß haben, du hast einen großartigen Humor. Du hast auch immer wahnsinnig viel unternommen oder dir vorgenommen, viel zu unternehmen. Vieles hatte mit der Arbeit zu tun, nicht, dass das einen Unterschied machen würde, aber so war es. Du hast dich super mit meiner Familie verstanden. Meine Mutter dachte, wir würden für immer zusammen sein und für sie bist du immer noch die Messlatte für alle anderen Frauen in meinem Leben. Es war einfach und hat sich natürlich angefühlt, mit dir zusammen zu sein. Und du warst meine beste Freundin.”
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8. Was hast du durch unsere Beziehung über Frauen gelernt? „Frauen sind oft so, wie ihre Mütter.”
9. Gibt es etwas, das dich schon immer an mir genervt hat, das du mir aber nie gesagt hast? „Du hast deine Arbeit zu ernst genommen.”
10. Was waren meine schlimmsten Eigenschaften als Freundin? „Jetzt bin ich wirklich kleinlich, weil es eigentlich nicht viel gibt, aber: Du hast zu viel gearbeitet, warst sehr unterkühlt, was deine Zuneigung betraft, und du konntest nicht kochen – haha!”
11. Was waren meine besten Eigenschaften? „Deine Intelligenz. Dein Sinn für Humor. Du bist sehr attraktiv und wusstest immer dich gut zu kleiden.”
12. Was hättest du in der Beziehung anders gemacht? „Ich wünschte, ich wäre weniger intensiv gewesen, weniger obsessiv, weniger kontrollierend. Ich wünschte, ich hätte dich mehr in die Unternehmungen mit meinen Freunden eingebunden. Ich wünschte, ich wäre von Anfang an offener dir gegenüber gewesen, was meiner Meinung nach die Gründe dafür waren, dass ich nicht mehr glücklich in der Beziehung war.”
13. Was hast du nach unserer Beziehung anders gemacht? „Ich habe gelernt, Kompromisse zu schließen. Ich war weniger obsessiv und launisch.”
14. Was denkst du war der intimste Moment in unserer Beziehung? „Das eine Mal, als ich dachte, einen Geist oder Teufel oder sonst was gesehen zu haben und völlig ausgerastet bin was Religionen betrifft. Du warst so liebevoll und empathisch. Ich habe nie mehr für dich empfunden, als in dieser Nacht.”
15. Was denkst du, hat in unserem Sexleben gefehlt? „Ich hoffe mal, nicht nur ich denke so, aber: Gar nichts.”
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16. Was mochtest du an meinem Köper am meisten? „Deine Beine.”
17. Zu wem hast du dich mehr hingezogen gefühlt: Mir oder deiner vorhergehenden Freundin? „Ohne Frage zu dir.”
18. Wie oft hast du ernsthaft daran gedacht, mich zu betrügen? „Zwei Mal.”
19. Wie oft hast du mich betrogen? „Nie.”
20. Was? Ich dachte das sei der Grund gewesen, wieso wir uns getrennt hatten. Wie lange hast du gewartet, bis du nach unserer Trennung mit jemandem geschlafen hast? „Ich glaube es war über einen Monat. Das war auch übrigens ein Desaster.”
21. Was hast du der Freundin nach mir über mich und unsere Beziehung gesagt? „Dass du meine erste Liebe warst.”
22. Was würdest du sagen, wer hat mehr für die Beziehung gegeben: Du oder ich? „Ich würde sagen, dass ich mehr investiert habe.”
23. Würdest du nochmal mit mir ausgehen, wenn sich die Chance bieten würde? „Kein Kommentar.”
24. Denkst du wir hätten es nochmal miteinander probieren sollen? „Kein Kommentar.”
25. Kannst du dich an unseren größten Streit erinnern, außer bei unserer Trennung? „Die Nacht, in der ich herausgefunden habe, dass du Drogen konsumiert hattest.”
26. Was denkst du, brauche ich, um in einer Beziehung glücklich zu sein? „Du brauchst einen Fels in der Brandung, einen besten Freund und einen guten Sexualpartner.”
27. Was denken keine Eltern wirklich über mich? „Sie lieben dich vollkommen.”
28. Beschreibe einen typischen Tag in deinem 35. Lebensjahr, wenn wir beide verheiratet wären. „Wir würden in einem anderen Land in einem super coolen Haus leben. Du würdest zuhause an deinem dritten Buch schreiben. Ich wäre bei der Arbeit und würde dort weiß Gott was tun.”
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29. Beschreibe unsere jetzige Beziehung. „Es ist zwar mal so mal so, aber generell ist es eine lockere Freundschaft. Es wird immer ein wenig mehr da sein, was außerhalb meiner Kontrolle liegt, aber es ist eine von diesen lebenslangen Freundschaften, die viele haben und bei der man sich jahrelang nicht sieht, aber wenn man sich dann sieht, dann macht man da weiter, wo man beim letzten Treffen aufgehört hat. So, als wäre nichts gewesen.”
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