Von 0 auf 100: Meine erste Beziehung begann so schnell, dass ich es selbst kaum realisieren konnte. Wir hatten gerade erst beschlossen, dass wir zusammen sind und schon verbrachte sie fast jede Nacht in meinem Zimmer im Studentenwohnheim. Und auch tagsüber waren wir unzertrennlich. Wenn wir doch mal ein paar Stunden nicht sehen konnten (weil wir zum Unterricht gehen mussten), erzählten wir uns anschließend immer, wie sehr wir uns gegenseitig vermisst hatten.
In der LGBTQ-Community machen wir immer Witze darüber, dass lesbische Paare extrem schnell zusammenziehen (Frage: Was bringt eine Frau zum zweiten Date mit? Antwort: Einen Umzugswagen.) Aber ich bin mir sicher, dass es bei anderen Paaren manchmal ähnlich läuft. Vielleicht fragst du dich ja selbst gerade, ob ihr es überstürzt oder ob ihr zu viel Zeit miteinander verbringt. Vielleicht hast du Angst, dass das später mal für Probleme sorgen könnte.
WerbungWERBUNG
Obwohl es sicher viele Leute gibt, die dir bei erstbesten Gelegenheit sagen, dass es gefährlich ist, so schnell so vertraut mit jemandem zu sein, steckt niemand in deiner Haut. Datingcoach Diana Mandell sagt: „Es ist absolut normal – und im Prinzip sogar von Vorteil –, viel Zeit mit der neuen Partnerin oder dem neuen Partner zu verbringen. So lernst du die Bedürfnisse, Wünsche, Macken und Angewohnheiten frühzeitig kennen“. Wenn ihr nur zwei Mal pro Woche zusammen essen geht, lernt ihr euch bei Weitem nicht so schnell kennen, wie wenn ihr euch häufiger seht.
Aber: Wenn du das Gefühl hast, dass es dir persönlich einfach zu viel wird, dann hör auf dein Bauchgefühl. Es könnte sein, dass dir deine Ängste etwas sagen wollen. „Ihr solltet beide versuchen, euch eure Unabhängigkeit und ein Leben, zudem ihr notfalls zurückgehen könnt, beizubehalten“, so Mandell. Wenn du nicht aufpasst, könnte es sonst sein, dass du dich selbst verlierst, weil du jede Minute mit deine*r Partner*in verbringst.
Vera Eck, eine Beziehungstherapeutin aus Los Angeles, erzählte Refinery29, dass es absolut okay ist, wenn ihr viel Zeit miteinander verbringt – solange die eigenen Bedürfnisse nicht unter den Tisch fallen. Ihr solltet beide gleich viel für einander empfinden, beide Zeit mit den Freund*innen eurer Partnerin oder eures Partners verbringen wollen und Sachen unternehmen, die euch beiden Spaß machen. Ansonsten könnte eure Beziehung möglicherweise in Richtung Co-Abhängigkeit gehen. Jede freie Minute miteinander zu verbringen kann außerdem Druck auf eine Beziehung ausüben. „Wenn ihr einmal angefangen habt, euch sehr regelmäßig zu sehen, kann es wie ein Rückschritt wirken, wenn ihr euch aus irgendeinem Grund einmal nicht seht“, erklärt Mandell. Wenn du also das Gefühl hast, dass du es lieber etwas langsamer angehen möchtest, dann setze es am besten direkt um und verschiebe es nicht auf später. Es ist deutlich einfacher, nach Me-Time zu fragen, wenn ihr nicht den ganzen letzten Monat jede Nacht miteinander verbracht habt.
Im Endeffekt musst du das machen, was sich für dich richtig und natürlich anfühlt. Wenn deine Befürchtung, dass ihr es überstürzt, durch deine eigenen Unsicherheiten oder Ängste entstanden ist, dann lass es langsamer angehen. Aber wenn die Sorgen von außen an dich herangetragen werden – durch Freund*innen oder deine Familie zum Beispiel, dann mach dir nicht zu viele Gedanken. Jede Beziehung ist anders. Hauptsache ist, dass ihr beide damit glücklich seid, wie oft ihr euch seht.
WerbungWERBUNG