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Mit einem sexy Fetisch verdienen diese Frauen nebenbei 15.000 Dollar

Photographed by Ashley Armitage.
Als Violet* das erste Mal ihre Unterwäsche für Geld verkaufte, saß sie in einer Bar, nur zwei Häuser weiter von dort, wo sie damals wohnte. Der Tausch spielte sich vor aller Öffentlichkeit ab. Jeder, der anwesend war, wird allerdings gedacht haben, das sei ein ganz normales Date. Nach einem 30-minütigen Plausch am Tisch reichte Violet unter ihr Kleid, zog ihr Höschen aus und schob es ihrem Gegenüber, der im Spiderman erschienen war. in einer geschlossenen Faust entgegen. Er legte die besprochenen 60 Dollar in das kleine Büchlein, in dem die Rechnung lag, und schob es zu ihr. Die Transaktion war beendet, Violet ging nach Hause – ohne Schlüpfer, aber mit Cash.
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Das Szenario ist gerade mal drei Monate her. Mittlerweile versteht sich Violet als Pro: Zwei- bis dreimal die Woche trifft sie Kunden zur Übergabe. Dabei ist sie mit dieser lukrativen Nebentätigkeit bei Weitem nicht alleine: Seit Orange Is The New Black die Idee vom „Panty Selling“ vor zwei Staffeln wieder auf den Mainstreamradar katapultierte, scheint der Hype vor allem in Nordamerika neue Wellen zu schlagen.
Auf Reddit gibt es einen langen Subreddit-Thread, auf dem unzählige Frauen ihre getragene Unterwäsche anwerben und, größtenteils wortwörtlich, an den Mann bringen. Optionale Zusatzleistungen umfassen Nacktbilder, Beschreibungen oder gar Skype-Gespräche. In Violets Fall sogar kurze persönliche Treffen.
Fun Fact: In Deutschland braucht es keinen subtilen Subreddit, nein, hier gibt es ganz offiziell Seiten wie etwa PantiesParadise, auf denen sämtliches Fetisch dieser Art befriedigt werden kann.
„Das Business ist ein Wettbewerb wie jedes andere Geschäftsmodell auch“, sagt uns Ginger*, die bereits seit 2015 dabei ist. Die erste Anfrage erhielt sie von einem Mann über Instagram. „Er schrieb, ‚Hey, du bist wirklich attraktiv. Du könntest wirklich gutes Geld damit machen, getragene Socken oder Höschen zu verkaufen‘“, erinnert sie. Der Mann selbst hatte ein Fußfetisch und war daran interessiert, ihr Socken abzukaufen. Nach einigen Nachrichten kamen sie ins Geschäft.
„Er war eine Zeit lang sogar mein Manager. Er hat meine Website, meine Social-Media-Accounts für mich gemanagt, dafür bekam er regelmäßig Bilder und Socken von mir“, erzählt Ginger. Mittlerweile gehen sie getrennte Wege. Ginger ist nun selbstständig und auf sich allein gestellt – ihrem Business tut das keinen Abbruch: Sie hat durchgängig zehn wartende Kunden, von denen jeder einzelne seine ganz eigenen Präferenzen hat.
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Manchmal sage ich, dass ich sie beim Fahrradfahren trage – die bildliche Vorstellung davon erregt viele Kunden. So ergibt sich eine runde Gesamtgeschichte um ein Höschen.

Violet
Die einzige Konstante am Markt der getragenen Wäsche ist die Tatsache, dass eine überwältigende Mehrheit nach wie vor männlich ist. Ein Unterwäschefetisch meint indes nicht, dass es sich nur um getragene Slips & Co. handelt. Manche Fetischisten stehen auf den Geruch getragener Höschen, andere wiederum möchten sie selbst tragen und wieder andere törnt es an, Frauen dabei zuzusehen, wie sie ihre Socken über den Fuß stülpen und sie wieder ausziehen. Für Violets Kundenkreis ist die persönliche Übergabe genauso sexy wie das Höschen, das ausgehändigt wird.
Noch so eine ganz normale Businessfacette: Kundenservice ist das A und O. Je mehr die Verkäuferinnen sich freundlich um ihre Kunden kümmern, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese zurückkommen oder den Service weiterempfehlen. „Ich möchte, dass die Männer, denen ich Unterwäsche verkaufe, sich in meiner Gegenwart wohl und sicher fühlen, dass sie mir vertrauen und ihren Wünschen und Fantasien freien Lauf lassen können“, so Amber Elle, eine britische Verkäuferin. „Ich möchte sichergehen, dass ich eine gute Dienstleistung abliefere und dass ich ihnen das biete, was sie erwarten.“ Ginger betont, dass das Gespräch mit den Kunden viel ausmacht. „Man muss sich die Zeit nehmen, um die Anfragen zu verifizieren, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen und sicherzustellen, dass sie glücklich sind.“
Ein weiterer Bonus sei der Faktor der Personalisierung, weil sie dabei hilft, die kundenspezifische Wünsche zu erfüllen. „Worum ich beispielsweise am häufigsten gebeten werde, ist, es mir in den Höschen selbst zu besorgen“, verrät Violet. „Manchmal sage ich, dass ich sie beim Fahrradfahren trage – die bildliche Vorstellung davon erregt viele meiner Kunden. So ergibt sich eine runde Gesamtgeschichte um ein Höschen.“ Amber erwähnt, dass sie häufig um besonders verschwitzte, feuchte Höschen gebeten wird, weshalb sie oft Slips verkauft, die sie beim Sport trägt. Natürlich könnte auch alles gelogen sein, doch die drei Frauen versichern uns, dass sie großen Wert auf Authentizität und Ehrlichkeit legen und alles genauso abläuft, wie sie es ihren Kunden sagen.
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Doch die Anfragen können noch spezifischer werden: „Neulich hat mich ein Typ nach einer speziellen Panty von Victoria’s Secret gefragt, da musste ich die Augen verdrehen“, erzählt Ginger. „Die Dinger sind schließlich nicht billig.“ Amber, die ihre Ware für gewöhnlich in naturbraunen Polsterumschlägen verschickt, wurde erst kürzlich darum gebeten, ihr Höschen in einer quadratischen, pinkfarbenen Versandtasche zu verschicken. „Ich konnte so schnell keine finden, also habe ich sie einfach selbst gebastelt“, sagt sie im Gespräch. Es habe sogar Spaß gemacht, betont sie, zumal der Kunde entsprechend mehr gezahlt hat.
Es gibt jedoch auch No-Gos bei allen drei Frauen, wie zum Beispiel Bremsspuren, Menstruationsblutflecken oder Urin. Doch das Adjektiv, das die meisten Anfragen enthalten, sei „creamy“.

Ich war immer offen im Umgang mit meiner Sexualität und finde die Fetische anderer Menschen bis heute sehr faszinierend

Amber
„Das braucht in der Regel ein, zwei Tage länger, wofür ich wiederum mehr Geld verlange“, erklärt Amber. Violet stimmt dem zu und ergänzt, dass Männer meist mehr wollen, als in ein, zwei Tagen rein physisch möglich ist. Nach 48 Stunden gehe der Preis auch bei allen drei Frauen schlagartig hoch. Bei Amber und Ginger kostet die „Basic“-Variante 30 Dollar, bei Violet 60, da sie auch das persönliche Treffen berechnet. Für Zusatzleistungen wie etwa Fotos, einen Spritzer Parfum oder zusätzlich getragene Stunden berechnet Amber Mehrkosten. Violet ist mittlerweile so beschäftigt, dass sie überlegt, sogar die Kommunikation, die über eine simple Anfrage hinaus geht, in Rechnung zu stellen.
Wer nun Eins und Eins zusammenzählt, kommt zu dem Ergebnis, dass die Frauen zwischen 150 und 300 Dollar pro Woche, im Idealfall also über 15.000 Dollar jährlich machen – und das nur neben dem regulären Job. Und genau dieser lukrative Aspekt ist es auch, was viele Frauen wie Violet, Ginger und Amber dazu bewegt, einzusteigen. Keine der drei behauptet, selbst auch ein Fetisch zu haben, und sich dem Geschäft auch eher dann zu widmen, wenn das Geld etwas knapp oder eine Finanzspritze benötigt wird. Oder auch aus Nachhaltigkeitsgründen: „Ich habe neulich ausgemistet und einen ganzen Stapel Unterwäsche aussortiert. Da dachte ich, warum nicht zu Geld machen, anstatt sie wegzuwerfen?“, ergänzt Violet.
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Wie so viele Jobs in der Fetisch- oder Sexindustrie wird auch das Verkaufen von getragener Wäsche häufig eher belächelt oder gar für unmoralisch angesehen. Doch Violet, Ginger und Amber sehen das lässig. „Ich war immer offen im Umgang mit meiner Sexualität und finde die Fetische anderer Menschen bis heute sehr faszinierend“, erzählt uns Amber. „Es fühlt sich irgendwie gut an, zu wissen, dass man Menschen so dabei hilft, ihre Fantasie zu erfüllen.“
Vor allem die technologische Entwicklung durch das Internet hat die Verbreitung dieses Phänomens zusätzlich enorm beschleunigt. Sowohl Käufer*innen als auch Verkäufer*innen profitieren von der globalen Vernetzung auf diversen Plattformen, der Austausch floriert. Und warum auch nicht den sexuellen Wunsch eines Fremden erfüllen, während man selbst einfach seinem Alltag nachgeht.
*Die Namen wurden von der Redaktion zum Schutz der Befragten geändert.

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