Links, links, rechts, links. In der U-Bahn, beim Essen, wenn wir auf dem Klo sitzen oder im Wartezimmer: Seit 2012 wischen wir uns auf der Suche nach unserem Traumpartner durch die Profilbilder unzähliger Menschen.
Und was haben wir uns gefreut, wenn wir ein Match hatten, bei dem alles perfekt war und das auch noch so charmant auf unsere Nachrichten antwortete. Auf die Freude über die virtuelle Bestätigung folgte dann oft schnell die Ernüchterung. Das Date spulte beim ersten Treffen sein standardisiertes Tinder-Programm ab. Nach höflichem Smalltalk und netten Komplimenten endete die Sache meist im Bett. Auch dort schien jede Berührung einstudiert und war damit nicht nur perfekt, sondern auch ziemlich langweilig. Irgendwas fehlte. Über die Jahre wurden wir immer abgeklärter. Je häufiger man sich zu Dates verabredete, desto routinierter wurde man selbst. Alles glich irgendwann nur noch einem einstudierten Vorstellungsgespräch mit der Option auf Sex. Man ertappte sich dabei, seinen Kriterienkatalog möglichst rasch abzuhaken, um bei Bedarf gleich zum nächsten Bewerber zu kommen. Zurück blieben ein schaler Geschmack und der Wunsch nach einer Begegnung, die echt ist und unter die Haut geht. Inklusive nervösem Kichern, zittrigen Händen und dem Gefühl der Unsicherheit. Aber was läuft da falsch und wie kriegen wir sie, diese Begegnungen, nach denen wir uns sehnen? Bei Tinder und Co. sind wir einmal mehr eine Nummer von vielen. Das gilt für Frauen wie Männer gleichermaßen. Aufgrund der schieren Menge an potenziellen Partnern kann man es im Grunde niemandem übel nehmen, dass er sich ständig nach etwas Neuem umsieht. Wieso sollte man nicht alle Optionen wahrnehmen? Schließlich will man nur das Beste und das ist erst mal ok so. Denn auch von uns selbst wird nichts als das verlangt. Die Gesellschaft, in der wir leben, erwartet von uns Effizienz und Schnelligkeit. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, anzuhalten und abzuwarten. Wir haben Angst, die falschen Entscheidungen zu treffen und fürchten uns davor, selbst nicht zu genügen. Die Konkurrenz ist groß und es könnte immer jemanden geben, der besser ist als wir. Gleichzeitig halten wir uns alles offen, um flexibel zu bleiben. In der Gegenwart zahlreicher Möglichkeiten ist Aufmerksamkeit das kostbarste Gut. Wir buhlen um sie, in der Wirtschaft, in der Politik, in unseren Beziehungen. Wir wollen als ganze Menschen angenommen werden, mit all unseren Ecken und Kanten. Gleichzeitig sortieren wir uns gegenseitig innerhalb einer Millisekunde aufgrund eines Fotos und einer Kurzbeschreibung aus. Dass dies im Widerspruch zueinander steht, ist offensichtlich. Wir haben gelernt, uns angesichts der Fülle an Informationen auf das oberflächliche Abscannen zu konzentrieren. Für alles andere bleibt uns keine Zeit. Im Gegensatz zu Tinder sortiert bei der Dating-App Once jemand anderes für uns aus. Ein Mitarbeiter der App schlägt innerhalb von 24 Stunden ein bis zwei Matches vor. Entweder kontaktiert man diese oder man muss bis zum nächsten Tag warten, um neue Vorschläge zu erhalten. Während man sich zu Omas und Opas Zeiten meist nur für einen potenziellen Partner interessierte, weil es schlichtweg weniger Auswahl gab, wird man von Once gezwungen, seine Aufmerksamkeit auf eine Person zu bündeln.
Auf den ersten Blick keine schlechte Idee. Aber brauchen wir solche von außen auferlegte Beschränkungen? Sind wir wirklich nicht in der Lage, uns auf einen Menschen zu konzentrieren? In einer leistungsorientierten und schnelllebigen Gesellschaft ist das eine der schwierigsten Aufgaben. Gilt es doch stets wachsam zu sein und alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Die Chance, sich einer Sache oder einem Menschen gründlich zu widmen, verschwindet irgendwo zwischen Meetings, Fitnessstudio und den Ereignissen, die unsere Tage so füllen. Wir nehmen uns keine Zeit mehr, andere Menschen wirklich kennen zu lernen. Weil wir tausend andere Dinge im Kopf haben. So bleibt alles immer nur an der Oberfläche. Kein Wunder also, dass sich viele irgendwie unzufrieden fühlen. Sind es doch die tiefen Beziehungen zu anderen, abseits jeder Oberflächlichkeit, die das Menschsein überhaupt ausmachen. Aber um diese tiefen Beziehungen aufzubauen, braucht es Zeit und die Bereitschaft, sich auf den anderen einzulassen. Um bis zum Kern eines Menschen vorzudringen, muss man sich intensiv mit ihm auseinandersetzen. Mit seinen Träumen, seinen Bedürfnissen. Aber auch mit seinen Problemen, Ängsten und unschönen Seiten. Und obwohl wir das für uns selbst auch von unserem Gegenüber wünschen, wischen wir sofort nach der nächsten großen Liebe, sobald eine Kleinigkeit nicht passt. Erst, wenn wir lernen, uns von der Versuchung der unendlichen Möglichkeiten nicht täuschen zu lassen, lernen, uns Zeit zu nehmen und einander genügend Aufmerksamkeit zu schenken, sind wir auch wieder in der Lage, die Beziehungen zu führen, die wir uns wünschen. Nämlich die, bei denen man alles um sich herum vergisst, alles andere unwichtig wird. Bis wir soweit sind, können wir uns ja von Apps dazu zwingen lassen. Wenn es hilft.
Und was haben wir uns gefreut, wenn wir ein Match hatten, bei dem alles perfekt war und das auch noch so charmant auf unsere Nachrichten antwortete. Auf die Freude über die virtuelle Bestätigung folgte dann oft schnell die Ernüchterung. Das Date spulte beim ersten Treffen sein standardisiertes Tinder-Programm ab. Nach höflichem Smalltalk und netten Komplimenten endete die Sache meist im Bett. Auch dort schien jede Berührung einstudiert und war damit nicht nur perfekt, sondern auch ziemlich langweilig. Irgendwas fehlte. Über die Jahre wurden wir immer abgeklärter. Je häufiger man sich zu Dates verabredete, desto routinierter wurde man selbst. Alles glich irgendwann nur noch einem einstudierten Vorstellungsgespräch mit der Option auf Sex. Man ertappte sich dabei, seinen Kriterienkatalog möglichst rasch abzuhaken, um bei Bedarf gleich zum nächsten Bewerber zu kommen. Zurück blieben ein schaler Geschmack und der Wunsch nach einer Begegnung, die echt ist und unter die Haut geht. Inklusive nervösem Kichern, zittrigen Händen und dem Gefühl der Unsicherheit. Aber was läuft da falsch und wie kriegen wir sie, diese Begegnungen, nach denen wir uns sehnen? Bei Tinder und Co. sind wir einmal mehr eine Nummer von vielen. Das gilt für Frauen wie Männer gleichermaßen. Aufgrund der schieren Menge an potenziellen Partnern kann man es im Grunde niemandem übel nehmen, dass er sich ständig nach etwas Neuem umsieht. Wieso sollte man nicht alle Optionen wahrnehmen? Schließlich will man nur das Beste und das ist erst mal ok so. Denn auch von uns selbst wird nichts als das verlangt. Die Gesellschaft, in der wir leben, erwartet von uns Effizienz und Schnelligkeit. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, anzuhalten und abzuwarten. Wir haben Angst, die falschen Entscheidungen zu treffen und fürchten uns davor, selbst nicht zu genügen. Die Konkurrenz ist groß und es könnte immer jemanden geben, der besser ist als wir. Gleichzeitig halten wir uns alles offen, um flexibel zu bleiben. In der Gegenwart zahlreicher Möglichkeiten ist Aufmerksamkeit das kostbarste Gut. Wir buhlen um sie, in der Wirtschaft, in der Politik, in unseren Beziehungen. Wir wollen als ganze Menschen angenommen werden, mit all unseren Ecken und Kanten. Gleichzeitig sortieren wir uns gegenseitig innerhalb einer Millisekunde aufgrund eines Fotos und einer Kurzbeschreibung aus. Dass dies im Widerspruch zueinander steht, ist offensichtlich. Wir haben gelernt, uns angesichts der Fülle an Informationen auf das oberflächliche Abscannen zu konzentrieren. Für alles andere bleibt uns keine Zeit. Im Gegensatz zu Tinder sortiert bei der Dating-App Once jemand anderes für uns aus. Ein Mitarbeiter der App schlägt innerhalb von 24 Stunden ein bis zwei Matches vor. Entweder kontaktiert man diese oder man muss bis zum nächsten Tag warten, um neue Vorschläge zu erhalten. Während man sich zu Omas und Opas Zeiten meist nur für einen potenziellen Partner interessierte, weil es schlichtweg weniger Auswahl gab, wird man von Once gezwungen, seine Aufmerksamkeit auf eine Person zu bündeln.
Auf den ersten Blick keine schlechte Idee. Aber brauchen wir solche von außen auferlegte Beschränkungen? Sind wir wirklich nicht in der Lage, uns auf einen Menschen zu konzentrieren? In einer leistungsorientierten und schnelllebigen Gesellschaft ist das eine der schwierigsten Aufgaben. Gilt es doch stets wachsam zu sein und alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Die Chance, sich einer Sache oder einem Menschen gründlich zu widmen, verschwindet irgendwo zwischen Meetings, Fitnessstudio und den Ereignissen, die unsere Tage so füllen. Wir nehmen uns keine Zeit mehr, andere Menschen wirklich kennen zu lernen. Weil wir tausend andere Dinge im Kopf haben. So bleibt alles immer nur an der Oberfläche. Kein Wunder also, dass sich viele irgendwie unzufrieden fühlen. Sind es doch die tiefen Beziehungen zu anderen, abseits jeder Oberflächlichkeit, die das Menschsein überhaupt ausmachen. Aber um diese tiefen Beziehungen aufzubauen, braucht es Zeit und die Bereitschaft, sich auf den anderen einzulassen. Um bis zum Kern eines Menschen vorzudringen, muss man sich intensiv mit ihm auseinandersetzen. Mit seinen Träumen, seinen Bedürfnissen. Aber auch mit seinen Problemen, Ängsten und unschönen Seiten. Und obwohl wir das für uns selbst auch von unserem Gegenüber wünschen, wischen wir sofort nach der nächsten großen Liebe, sobald eine Kleinigkeit nicht passt. Erst, wenn wir lernen, uns von der Versuchung der unendlichen Möglichkeiten nicht täuschen zu lassen, lernen, uns Zeit zu nehmen und einander genügend Aufmerksamkeit zu schenken, sind wir auch wieder in der Lage, die Beziehungen zu führen, die wir uns wünschen. Nämlich die, bei denen man alles um sich herum vergisst, alles andere unwichtig wird. Bis wir soweit sind, können wir uns ja von Apps dazu zwingen lassen. Wenn es hilft.
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