Ein Blick, ein Lächeln und eine eindeutige Körpersprache – die meisten Menschen (mich eingeschlossen) flirten grundsätzlich gerne. Wenn sich daraus dann ein anregendes Gespräch oder gar ein Date entwickelt - umso besser. Gerne mehr davon! Jetzt kommen wir zum Haken und großen ABER dieser heißblütigen Geschichte: Die Mehrheit der Männer, die ich in den letzten Monate kennengelernt und gedatet habe, waren in einer Beziehung. Ob ich das vorher wusste? Nein, natürlich nicht!
Hier mal ein Beispiel: Nennen wir ihn Mister Kanada. Wir haben uns ganz ungezwungen in einer Bar kennengelernt. Er - aus Kanada nach Berlin gezogen - versucht hier sein Glück in einem Start-Up. Aus einer gegenseitigen Sympathie entwickelte sich ein erstes Date. Ein gemeinsamer Theaterbesuch und ein leckerer Absacker in einer schönen Bar, nichts verwerfliches, wie ich fand. An seinem Singledasein habe ich nicht eine Sekunde gezweifelt. Warum auch. Es war wie in einer dieser Kitsch-Komödien, in denen der Mann erst am Ende des Dates bei der Verabschiedung einen Annäherungsversuch wagt. Mister Kanada verstand die Regeln eines gelungenen, ersten Dates.
Aber danach: Funkstille. Als ich ihn gerade als "Arsch" abgehakt hatte, kam die SMS: „Sorry, aber ich habe eine Freundin in Kanada."
Wow. Das war ein Schlag mitten ins Gesicht! In meinem Kopf schwirrten 1000 Fragen, wie: Warum gibt sich ein Mann so viel Mühe, wenn er doch eigentlich schon alles hat? Wieso hat er nicht direkt mit offenen Karten gespielt? Im Internet fremdzuflirten ist die eine Sache - hier sind mir die Beweggründe einigermaßen klar - Marktwert-Check und so weiter. Aber einen ganzen Abend mit einer Person zu verbringen und damit auch die Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen? Sorry, aber das geht GAR NICHT!
Ein weiteres Beispiel: Wir lernten uns in einem Café kennen, saßen einen Nachmittag nebeneinander an unseren Laptops. Ein paar Blicke, ein Lächeln, ein kurzer Small-Talk. Schnell war klar, dass die Chemie stimmte. Also verabredeten wir uns. Ich hatte direkt Schmetterlinge im Bauch. Manchmal ist das eben so. Doch wenn er mir heute unverfängliche Nachrichten á la "Was treibst du so?" schreibt, könnte ich in einen imaginären Boxsack schlagen. Warum? Auch Mister Charming aus dem Café hat eine Freundin! Das habe ich aber nicht von ihm, sondern dank meines Social-Media-Stalkings herausgefunden. Verliebte Pärchenfotos, gemeinsame Urlaube - die Sache war glasklar. Warum er mir nichts von seinem privaten Glück erzählt hat? Gute Frage.
Als Single ist es schon schwer genug, Dating-Partner zu finden, mit denen man sich "mehr" vorstellen kann. Aber wenn das in Zukunft bedeutet, dass ich bei jedem potenziellen Flirt erstmal einen Background-Check machen muss, geht das definitiv zu weit. Das versaut nicht nur das Grundvertrauen, sondern macht auch einfach keinen Spaß.
Also, Jungs (und Mädels): Wenn ihr in einer Beziehung seid, dann bleibt dabei. Wenn ihr in einer unglücklichen Beziehung seid, dann macht entweder Schluss oder arbeitet daran. Wenn ihr in einer offenen Beziehung seid, dann sagt das bitte. Mit Ehrlichkeit kann jeder Mensch umgehen und so haben wenigstens beide Parteien die Wahl, ob sie Lust auf das Spielchen haben.
Es gibt einfach nichts Blöderes, als Zeit, Gefühle und Gedanken an eine Person zu verschwenden, die dich nur zum eigenen Ego-Push oder Zeitvertreib benutzt (oder für was auch immer).
Deshalb: Hört auf, euch mit mir zu verabreden, wenn ihr in einer Beziehung seid! Danke.
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