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Du hättest gern mehr Lust auf Sex? Diese Sexologinnen geben Rat

Foto: Eylül Aslan.
Mindestens sieben von zehn Frauen geben an, eine schwache Libido zu haben. Oder um es in anderen Worten zu sagen: Der Großteil von uns hat im Laufe des Lebens immer mal wieder (oder prinzipiell) nur wenig Lust auf Sex. Und trotzdem bringen wir diese Wahrheit kaum über die Lippen. Stattdessen behalten wir es oft für uns selbst und googeln vielleicht in einem verzweifelten Moment Sachen wie: „Stimmt was nicht mit mir?“
Die Suchergebnisse, die dann auftauchen, beschäftigen sich vor allem mit Symptomen, Ursachen und vermeintlich schnellen Lösungen. Ob dein eigener Sexualtrieb aber nun stark oder schwach ist: Es gibt da kein „richtig“ oder „falsch“, keine „korrekte“ Libido – selbst wenn uns die gesellschaftlichen Erwartungen vom Gegenteil überzeugen wollen. Solltest du dich also mit deiner natürlichen Libido anfreunden? Oder solltest du versuchen, sie zu beeinflussen, zu ändern?
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„Wenn du mit deiner sexuellen Lust nicht zufrieden ist, finde ich es definitiv in Ordnung, sie verändern zu wollen. Die Libido verstärken (oder reduzieren) zu wollen, sollte nicht von Grund auf als etwas Schlechtes verurteilt werden, weil es ja beweist, dass du dir deiner Sexualität und Situation bewusst bist“, meint die Psychosexologin Chantelle Otten.  
Die sexpositive Therapeutin Aleks Trkulja erinnert uns außerdem daran, dass die Libido von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird – nämlich unter anderem von „emotionalen, mentalen, körperlichen, beziehungsbedingten und soziokulturellen“ Faktoren. „Du kannst sie nicht bewusst ‚verändern‘, aber die Einflüsse hinterfragen, die sie entweder antreiben oder behindern“, meint sie und verweist dabei als Beispiele auf Antidepressiva, chronische Krankheiten, Stress in der Beziehung und hinderliche Überzeugungen rund um Sex und Sexualität.
Es dürfte kaum überraschend sein, dass Stress hinsichtlich der Libido ein großer Faktor sein kann. Wenn du mit den Gedanken woanders bist, kann es dir sehr schwer fallen, dich auf deine Gefühle und Lust zu konzentrieren.
„Das Beste, was du für deine Libido tun kannst, ist, deinen Stress zu regulieren. Kümmere dich um externe (Job, Beziehungen, Kinder) und interne Stressfaktoren (Selbstkritik, Körperselbstbildprobleme, Grübeleien), um deine Libido zu stärken. Diese Stressoren können ansonsten eine Art Barriere zwischen dir und deiner Lust sein“, erklärt Trkulja.
Das ist manchmal natürlich leichter gesagt als getan. Es kann schwierig sein, die Stressoren oder Gedanken aus dem Hier und Jetzt zu verbannen, die dich im Schlafzimmer einfach nicht loslassen wollen. Das bekommen tatsächlich nur sehr wenige von uns alleine hin. Es kann also wahnsinnig hilfreich sein, dir mentale Unterstützung zu holen – zum Beispiel, indem du dich an eine:n Psycholog:in oder (Sexual-)Therapeut:in wendest.
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Du hättest gern ein paar handfeste Ratschläge, wie du deine Libido verstärken kannst? Otten empfiehlt, dich genau darauf zu besinnen, was dich an- und was dich abtörnt. „Das kann alles sein – von Sexstellungen über Humor bis hin zu manchen Gerüchen oder sogar zur Temperatur. Dann überlege dir, wie du deine Abtörner reduzierst, und wie du möglichst vieles in dein Sexleben einbaust, was dich anmacht.“

Es kann eine ganze Menge Druck aus eurer Beziehung nehmen, wenn ihr geduldig und nachsichtig die Tatsache respektiert, dass unsere Sexualfunktion im Laufe unseres Lebens immer wieder schwankt.

Aleks Trkulja
Dazu empfiehlt sie, im Laufe des Tages immer wieder bewusst an das zu denken, was dir sexuell gefällt. „Das hilft dabei, deine Erregung langsam aufzubauen, sodass du schon heiß bist, wenn es dann losgeht mit dem Sex!“
Beim Solo-Sex ist deine Libido die einzige, die zählt. Wenn du selbst den Ton und die Geschwindigkeit vorgibst, gibt es kein „zu viel“, „zu wenig“, kein „falsch“ oder „richtig“. In einer Beziehung hingegen besteht die zusätzliche Herausforderung darin, zwei einzigartige Libidos auszubalancieren.
„Kommunikation ist hierbei entscheidend. Obwohl es oft peinlich sein kann, über Sex zu reden, solltet ihr wissen, was die jeweils andere Person an- und abtörnt“, ergänzt Otten.
Geduld, Respekt und Rücksichtnahme sind laut Trkulja in einer Beziehung besonders wichtig, um die sexuellen Gezeiten (mal ist Flut, mal Ebbe) gemeinsam zu meistern. „Eine ungleiche Libido innerhalb einer Beziehung ist enorm weit verbreitet. Wir sollen gar nicht rund um die Uhr, das ganze Jahr über geil sein. Es kann also eine ganze Menge Druck aus eurer Beziehung nehmen, wenn ihr geduldig und nachsichtig die Tatsache respektiert, dass unsere Sexualfunktion im Laufe unseres Lebens immer wieder schwankt. Hör auf, dein Sexleben mit dem anderer Leute zu vergleichen, und konzentriere dich lieber auf eure Intimität und eure Bindung.“
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Trkulja und Otten sind sich darin einig, dass eine Paarbeziehung enorm davon profitieren kann, wenn diese Intimität eben nicht nur auf sexueller Ebene stattfindet. „Wenn ihr euch auf Intimität im Allgemeinen konzentriert, kann euch das auch dabei helfen, neu zu definieren, wie Sex in eurer Beziehung eigentlich aussehen soll. Kleine intime Momente (wie eine Fußmassage auf der Couch) können nämlich langfristig auch die Libido steigern“, erklärt Otten.
Sex und intime Bindung sollten Lust und Spaß machen, anstatt dir Scham und Unzulänglichkeit einzureden. Und wenn wir uns endlich mit der Tatsache abfinden, dass sich unsere Libido im Laufe unseres Lebens immer weiter mit uns entwickelt, können wir endlich anfangen, ihr die Geduld und Nachsicht entgegenzubringen, die sie verdient.
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