Trennungen sind oft schmerzhaft. Für viele von uns hinterlässt das Ende einer Beziehung eine Menge emotionalen Ballast und Fragen darüber, warum es dazu gekommen ist.
Diese Fragen sind ein ganz normaler und natürlicher Teil des Trennungsprozesses. „Unklarheit ist wirklich schwer zu ertragen“, sagt Elle Huerta, Gründerin und Geschäftsführerin von Mend, einer App, die Männern und Frauen hilft, mit Trennungen zurechtzukommen. „Es kommt uns so vor, als würden wir die Kontrolle über unser Leben verlieren. Deshalb denken viele von uns, dass wir das Kapitel nur dann wirklich abschließen können und es uns nur dann besser gehen kann, wenn die andere Person Stellung zu ein paar unserer Fragen bezieht.“ Wir sind uns sicher, dass es uns leichter fallen wird, über das Ganze hinwegzukommen, wenn wir uns mit Verflossenen zusammensetzen und klare Antworten bekommen können.
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Huerta hält das aber für keine gute Idee und damit ist sie nicht allein. „Niemand fühlt sich gerne zurückgewiesen. Außerdem besteht immer die Hoffnung, dass sich durch ein klärendes Gespräch etwas ändern könnte“, sagt die Paartherapeutin Jean Fitzpatrick. „Eine solche Unterhaltung bringt aber selten etwas.“ Ihr zufolge liegen die Hauptgründe dafür darin, dass wir bei Trennungen nicht immer zu 100 Prozent ehrlich sind – allerdings nicht immer absichtlich. „Die Trennungsgründe, die wir angeben, entsprechen nicht immer der Wahrheit. Manchmal handelt es sich dabei auch um Halbwahrheiten. Gelegentlich können wir nicht erkennen, dass der Grund auch etwas mit uns zu tun hat“, sagt Fitzpatrick. „Jemand kann also sagen: ‚Wir streiten zu viel‘. Zum Streiten braucht es aber zwei Menschen, und Auseinandersetzungen finden nicht wegen bloß einer Person statt.“ Vergangene Geschichten zu verdrehen, geschieht nicht immer aus Bosheit. Wir sind ja schließlich alle Menschen; wir sind nicht in der Lage, die Komplexität einer Situation zu erkennen.
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„Wenn du jemanden infrage stellst, tauchen noch mehr Fragen auf. Das ist ein endloser Kreislauf, der dir weder hilft, dich besser zu fühlen, noch das Ganze hinter dich zu lassen.“
Elle Huerta, Gründerin und Geschäftsführerin von Mend
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Sowohl Huerta als auch Fitzpatrick sind der Meinung, dass der Wunsch, mit Ex-Partner:innen abzuschließen, indem du dir Antworten auf deine Fragen von ihnen erhoffst, nur zu weiteren Fragen führen wird. „Dieser Wunsch ist wie ein Juckreiz“, sagt Huerta. „Wenn du dich kratzt, juckt es noch mehr. Wenn du jemanden infrage stellst, tauchen noch mehr Fragen auf. Das ist ein endloser Kreislauf, der dir weder hilft, dich besser zu fühlen, noch das Ganze hinter dich zu lassen.“
Anstatt Ex-Partner:innen anzurufen oder ihnen eine Nachricht mit diesen Fragen zu schicken, empfiehlt Fitzpatrick, sie in den sozialen Medien zu entfreunden oder ihnen nicht mehr länger zu folgen. So musst du nicht mehr ständig mit Beweisen dafür auseineinadersetzen, dass sie ein neues Leben ohne dich angefangen haben. „Das kann zu Fragen à la ‚Was wäre wenn?‘ führen, die nicht hilfreich sind“, sagt sie. Sowohl sie als auch Huerta betonen außerdem, wie wichtig gute alte Selfcare ist, um mit einer Trennung wirklich abschließen zu können. „Es kann sehr therapeutisch sein, alle Fragen, die du an Ex-Partner:innen hast, aufzuschreiben, anstatt ihnen eine Nachricht zu schicken“, sagt Huerta. „Dadurch werden diese Zweifel nach außen getragen und schwirren nicht mehr länger in deinem Kopf herum. Zudem erkennst du auf diese Weise ja auch vielleicht, dass du gar keine Antworten brauchst.“
Huerta ist auch eine große Befürworterin von Meditation, selbst wenn es nur fünf Minuten am Tag sind. „Bei Achtsamkeit geht es darum, im gegenwärtigen Moment zu sein“, sagt sie. „Wenn du dich darauf konzentrierst, einen Schlussstrich zu ziehen, denkst du oft nur an Dinge, die hätten passieren können oder die bereits passiert sind, anstatt im gegenwärtig Moment zu sein. Wenn du nicht meditieren willst ist laut Fitzpatrick jede Art von körperlicher Betätigung hilfreich, um deine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart zu lenken. „Es ist auch gut, etwas zu tun, das deine Sinne anspricht, um dich von deinen Gedanken abzulenken“, sagt sie. „Das kann Kochen, das Anzünden einer Kerze oder ein Duftbad sein. Lass deine Gefühle zu, aber bemüh dich auch, nach vorne zu blicken und weiterzumachen.“
Fitzpatrick rät auch dazu, nicht zu vergessen, dass keine Beziehung ein Totalverlust ist. „Viele Menschen machen sich Sorgen darüber, dass die Person, die sie in einer Beziehung waren, für immer futsch ist“, sagt sie. „Es ist ratsam, dich darauf zu konzentrieren, was du an der Beziehung genossen hast und wie du das weiterführen kannst – sei es mit neuen Partner:innen, Freund:innen oder mit dir selbst.“
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