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Alles für die Romantik? Es ist Zeit, die Monogamie zu hinterfragen!

Foto: Meg O'Donnell
„Am Anfang fühlt es sich sehr nach Verlieben an. Ein bisschen wie Dating. Du bemühst dich, diese Person sehr regelmäßig zu sehen.”
Rosie Wilby, Comedian and Autorin von Is Monogamy Dead?, beschreibt sogenannte Freundschaftsromanzen: platonische Beziehungen, die den berauschenden Anfängen einer neuen Liebesbeziehung ähneln und anschließend auch den Höhen und Tiefen ausgesetzt sind, die du in einer romantischen Langzeitbeziehung durchlebst. Dies ist nur eine der neuen Beziehungsdefinitionen, die Wilby in ihrem Buch erforscht.
Das Wort Monogamie kommt aus dem Griechischen, es ist eine Kombination aus den Worten ‚alleine’ und ‚Hochzeit’; auch kann es die einzig wahre Liebe bedeuten. Wilby hebt hervor, dass wir in modernen Beziehungen unser Verständnis dieses Wortes dazu adaptiert haben, dass wir damit meinen, jeweils einen Partner auf einmal – und eben nicht auf Lebenszeit – zu haben, und viele von uns praktizieren diese serielle Monogamie.
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Das Gegenteil von Monogamie war lange Zeit die Polygamie – sprich: mehr als eine*n Lebensgefährten*in auf einmal zu haben. Jedoch, sagt Wilby, ist Polyamorie heutzutage ein weitaus relevanterer Begriff – anscheinend wurde er erstmals von einem neuheidnischen Gemeindeleiter aus den 1990ern. Er bedeutet ‚viele Liebschaften’ – eine Idee, die Wilby für ihr Buch sowohl im sexuellen als auch platonischen Sinne untersucht hat.

Platonische Freundschaften als eine Art der Polyamorie

Die sexuelle Variante erforderte, dass Wilby ihre Komfortzone verlassen musste: Für ihre Feldforschung ging sie sowohl auf eine lesbische Sauna-Party, wo sie sich wie eine „prüde Monogame“ fühlte, als auch zu einer Art Sex-Cabaret, wo sie selbst eine Comedy-Nummer performen musste. „Das Publikum war dankbar und happy, weil sie wussten, sie würden direkt im Anschluss Sex haben“, sagt sie. „Als ich fertig war mit meiner Performance blieb ich noch ein bisschen dort und dachte irgendwann, Soll ich nicht doch einfach mitmachen?
Die andere Form von Polyamorie finden wir, laut Wilby, in Form der Intimität, die wir mit platonischen Freund*innen teilen. Jede von ihnen befriedigt ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche. Deine alte Schulfreundin ist vielleicht deine zuverlässigste Vertrauensperson, während deine neue Arbeitskollegin die beste Person zum Feiern ist. Beide sind dir wichtig.
Die Londoner Journalistin Stephanie Boland, 27, spricht mit mir über ihre Freundschaften. Sie beschreibt die tiefen emotionalen Bindungen, die sie mit ihren drei engsten Freunden hat, die sie vor sechs Jahren traf, als sie gerade für ihren Masterabschluss studierte.
Die Verbundenheit dieser Freundschaften ist der einer Langzeitbeziehung sehr ähnlich, oder sogar der einer Ehe. Als sie ihren Freund Alexi erwähnt, sagt sie: „Er sagt, ‚Wenn ich mit 80 als Single enden werde, werden du und die anderen dann noch immer da sein?’ Ich finde es gut, dass unsere Freundschaft eine lebenslange Beziehung sein wird. Ganz egal ob ich zu dieser Zeit einen Partner haben werde oder nicht, es ist immer schon eine unerschütterliche Beziehung in meinem Leben gewesen.“
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Platonische Freundschaften können unsere sexuellen Beziehungen grundlegend unterstützen.

Rosie Wilby
In ihrem Buch schreibt Wilby, dass intime Freundschaften wichtig für unser emotionales Wohlbefinden sind. Sie erzählt mir: „Ich denke, platonische Freundschaften können unsere sexuellen Beziehungen grundlegend unterstützen.“
Rochelle White, die 31-jährige Geschäftsführerin von Milton Keynes stimmt zu: „Leute außerhalb einer Beziehung zu haben, kann dir manchmal helfen, einen klareren Blick auf die Dinge zu haben oder die Ansichten deines Partners*deiner Partnerin besser zu verstehen, wenn es Unstimmigkeiten oder Streit gibt.“ Sie sagt, dass ihre sechs engsten Freunde, ein Mix aus Männern und Frauen, die sie alle schon seit mindestens elf Jahren kennt, ihr oft hilfreiche Perspektiven in romantischen Belangen aufzeigen.
Wilby sagt, dass Freundschaften einer ähnlichen Dynamik wie Beziehungen folgen können. „Am Anfang einer Freundschaft habe ich pure Aufregung gefühlt, wenn ich diese neue Person gesehen habe. Selbst wenn es eine Person ist, bei der ich weiß, dass ich keinen Sex mit ihr haben werde.“ Wilby, die homosexuell ist, behauptet, dass sich Frauen in platonischen Freundschaften besonders nahe seien. „Es hat etwas, herauszufinden, was die andere Person am liebsten hört, schaut, isst, und so weiter. Ich denke, da sind ein paar Parallelen zum Dating.“
Während Boland sagt, dass sie nicht die Erwartungen wie an ein erstes Date hat – das Warten auf eine Nachricht, oder eine Einladung, zum ersten Mal ihre engsten Freunde zu treffen –, sie aber dennoch denselben Nervenkitzel fühlt, den du verspürst, wenn du erstmals mit jemandem sprichst, für den*die du schwärmst. „Sie waren etwas älter, ziemlich selbstbewusst, und beide auch unglaublich gut aussehend, also war ich schon ein bisschen eingeschüchtert von ihnen.“
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Bei Beziehungen fühlt man schnell den Druck, einem streng vorgeschriebenen Erzählstrang zu folgen, während Freundschaften nicht diese hohen Anfangserwartungen mit sich bringen.

Rosie Wilby
Sie fügt hinzu: „Wir sprechen auf die Art und Weise darüber, wie wir uns das erste Mal trafen, wie wir es tun würden, wenn wir davon erzählen, wie wir unsere*n Liebespartner*in das erste Mal getroffen haben… da schwingt dieses anziehend-süße Gefühl mit.“
Aber während platonische Freundschaften einer ähnlichen Formel wie Liebesbeziehungen folgen können, können sie überleben, ohne einem bestimmten Kurs zu folgen – vielleicht, weil weniger Druck auf ihnen lastet als bei einer Liebesbeziehung. Boland sagt, dass einer ihrer engsten Freunde in Dublin lebt, was wirklich Einsatz verlangt, um in Kontakt zu bleiben, die Freundschaft aber kein Stück gefährdet.
„Ich denke, ich würde es um einiges beängstigender finden, eine*n Partner*in in Übersee zu haben“, sagt sie. „Ich glaube, der Einsatz in Bezug auf dein Ego ist bei einer Freundschaft ein etwas anderer. Wir haben so viele verschiedene kulturelle Geschichten über Zurückweisungen in der Liebe.“
Wilby spricht über gesellschaftliche Erwartungen an Beziehungsmeilensteine. „Bei Beziehungen fühlt man sich schnell unter Druck gesetzt, einem streng vorgeschriebenen Erzählstrang zu folgen, von der Partnersuche, über die Hochzeit, bis hin zum Kinderkriegen. Freundschaften bringen nicht sofort diese hohen Anfangserwartungen mit sich.“
Wilby, die jetzt in einer monogamen Langzeitbeziehung ist, erklärt, was sie selbst aus der Arbeit an ihrem Buch und ihrer Stand-up-Show mit demselben Namen an lehrreichem Wissen mitnimmt: „Es gibt keine Allgemeinheiten über die Liebe, keine klaren Dualitäten. Jede Beziehung ist einzigartig und neue Grenzen müssen ausgelotet werden. Selbst innerhalb einer Beziehung werden diese sich mit der Zeit verändern.“
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