Krönung, Kreistanz und Kohle – wer sich beim Film “My Big Fat Greek Wedding” amüsiert hat, der hätte gern auf der Multikulti-Hochzeit von Marla Blumenblatt und Jan-Simon Wolff getanzt. Refinery29 durfte bei der fetten Balkanfeier in Mazedonien dabei sein und so viel darf jetzt schon verraten werden: Wer einmal so geheiratet hat, wird bei der nächsten deutschen Hochzeit nur noch müde lächeln können...
Die Sängerin und der Musikmanager leben in Berlin, doch nachdem er seiner großen Liebe, der Balkan-Superbraut, einen Antrag machte, war klar, dass auch in ihrem Heimatland gefeiert werden muss. Und zwar typisch mazedonisch, mit Tradition und Trubel. Und wie gesagt, mit Krönung, Kreistanz und Kohle:
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Die Feier soll im wunderschönen Örtchen direkt am Ohridsee im Süden Mazedoniens an der albanischen Grenze stattfinden. „Wir nennen Ohrid die mazedonische Perle. Es ist ein Fleck mit viel Geschichte, die Kultur und Glauben verbindet. In der Umgebung gibt es 365 Klöster und Kirchen. Hier zu heiraten wird von Generation zu Generation weitergegeben", erzählt die Braut stolz. Genau an diesem Ufer träumte Marla schon als kleines Kind von ihrer Hochzeit als Balkanprinzessin. Eine Feier mit allen Verwandten sollte es sein, mit einem funkelnden Kleid aus Tüll und mazedonischer Volksmusik. Und genau so kam es:
Acht Nationen sind zum großen Fest nach Mazedonien gekommen. Sowohl die Familie und Freunde aus Deutschland reisen an, als auch Marlas Cousins und Großcousins, Tanten und Großtanten, die Onkel und Großonkel… (und so weiter) aus Mazedonien, Bosnien, Kosovo, Serbien, Australien, Amerika und Österreich.
Der traditionelle Teil des Hochzeitfestes geht los mit dem sogenannten Brautkaufen. Bei Marla und Jan läuft es so ab, dass Bräutigam und der „Dever", der zweite Trauzeuge, das Haus der Braut mittags stürmen. Begleitet werden sie von den „Trubaci“, der Folkloreband zusammengesetzt aus Trompete, Trommel und Ziehharmonika, die fröhlich vor sich hin dudeln und die Festivität mit ihrem Klang einläuten.
Während sich die „Jungfrau“ in ihrem Zimmer im oberen Teil des Hauses versteckt, sich die Korsage enger schnüren lässt und den Schleier überwirft, beginnt eine wilde Männerparty unten. Die traditionellen Balkanbeats ganz ohne Technik machen Stimmung, Drinks und reichlich Essen tragen ebenfalls dazu bei. Es wird also auf den Tischen getanzt, gegrölt und gelacht. Solange die Männer den Musikern Scheine zustecken, solange der Dinar rollt, treiben sie die Füße der Gesellschaft an.
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Irgendwann macht sich der Trauzeuge dann auf in das Zimmer der Braut: In der Hand hat er ihre Brautschuhe. Doch der Weg wird ihm versperrt, in Marlas Fall stehen ihr Bruder und ihre Trauzeugin vor der Tür: Sie wollen erst mal Geld sehen, bevor diese Frau unter die Haube darf. Das Schauspiel ist laut und lustig. Der erste Akt: Der Bruder von Marla trägt eine antike Waage. Nur wenn die Scheine auf der einen Seite das Gewicht der anderen aushebeln, machen sie den Weg zur Braut frei. „Meine Schwester ist schön und eine gute Frau. Die ist teuer”, sagt er lachend. Der Trauzeuge muss also tiefer in die Tasche greifen. Und tiefer. Irgendwann helfen die anderen Gäste mit Scheinen aus, bis er irgendwann ins Zimmer gelassen wird.
Dort beginnt dann der nächste Akt: Aschenbrödel-like legt der Trauzeuge der hübschen Braut die Hochzeitsschuhe zu Füßen. Die will hineinschlüpfen, doch sagt „Die sind zu groß. Du musst sie mit Geld auslegen.” Drei Mal schüttelt sie mit dem Kopf, der Trauzeuge greift tiefer in die Tasche. Und tiefer. Beim vierten Mal passen die Geld-Pumps dann tatsächlich.
Der dritte Akt: Die Braut muss auf ihrem Weg runter zu ihrem Zukünftigen einen Krug voller Wasser umstoßen. Symbolisch soll nämlich Glück in der Ehe wie Wasser laufen. Erledigt. Nun beginnt die Vorhochzeit: Im Grunde eine Party, die die nächsten acht Stunden nicht aufhören soll. Alle nehmen sich an den Händen, tanzen im Kreis: den berühmten Oro. Braut und Bräutigam tanzen mit ihren Gästen, lassen sich feiern. „Klar, hier sind diese Feste sehr symbolisch. Aber ich habe das nicht nur Marla zuliebe mitgemacht, sondern habe selbst eine große Freude daran. Das ist eine viel herzlichere Art zu feiern", kommentiert Jan sein Hochzeitsabenteuer.
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Nach einer Stunde geht es dann auf zur orthodoxen Kirche „St. John”. Eine wundervolle Kulisse: Die byzantinische Architektur ragt auf einem Felsen mit einem unbezahlbaren Blick über den Ohridsee. In der kleinen Kapelle werden die beiden Berliner nun in einer russisch-orthodoxen Zeremonie zunächst verlobt und dann getraut: Rituale und Gepflogenheiten, die man in Deutschland kaum sieht: „Wir haben viele Bräuche: Zum Beispiel werden wir gekrönt, dann gehen wir dreimal um den Altartisch und unsere Ringe werden dreimal getauscht. Und wir lassen unsere Hände zusammenbinden, als Symbol für den Bund des Lebens", erklärt Marla. Kinder in kleinen Hochzeitskleidern werfen Weizen, Geld und Zucker, das steht für den künftigen Kindersegen und Glück. Wenn die Kids das Geld später einsammeln und unter das Kopfkissen legen, dann träumen sie der Sage nach von dem Mann, den sie einmal später heiraten werden. Der eigens eingeflogene Deutsch sprechende Priester bemüht sich, die 8-Nationen-Gesellschaft miteinzubinden und genau zu erklären, was zu tun ist. Ist ja auch gar nicht so leicht. Nach 45 Minuten sind Marla und Jan Mann und Frau. Kirchlich getraut, wie sie es sich immer wünschte. Die Hochzeitsgäste gratulieren und küssen die Kronen der Brautleute. Und küssen die Brautleute. Dreimal auf die Wange und jeder versieht sie mit dem Spruch: So sreka da v i e! Viel Glück sozusagen.
Und nun fängt der Spaß erst richtig an: Im Restaurant direkt am Seeufer wird erst mal wieder gegessen. Die typischen mazedonischen Schätze: Janija, Schketo, Reistava, Pindzur, Gravce- Tavce, Turlitava, Taratur, Grill-Spezialitäten und frittierter Fisch. Kaum ist der letzte Happen runtergeschluckt, zieht es die Damen in ebenfalls opulenten Tülloutfits, Toupierfrisur und perfektem Lidstrich auf die Tanzfläche, auch die Männer können nicht stillhalten. Die Gäste umringen tanzend Braut und Bräutigam, und die Trubaci (diesmal im Anzug und mit DJ) feuern die Partywütigen an. Alle singen die mazedonsichen und serbischen Volkslieder inbrünstig mit, auch die Deutschen summen unwissend mit.
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Ein unglaublich schönes Zusammenkommen: Als die deutschen Gäste (mich eingeschlossen) den Kreistanz erstmal raushaben, tänzelt es sich schier unendlich von ganz alleine. Es ist eine Annäherungen zweier Kulturen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Es werden aber keine Fragen mehr gestellt, sondern einfach gefeiert. Selbst als ein heftiger Wind aufzieht und die Tanzfläche überschwemmt: War was? Alle ziehen ihre Schuhe aus und tanzen noch wilder in den Pfützen. „Diese Dynamik, die entstand, war toll. Ich hatte ja ein bisschen Angst, dass die Deutschen und die Österreicher etwas steif in der Runde sind und reservierter. Aber nein, alle haben sich rechts und links eingehakt und los ging die Party. Das hat mich überglücklich gemacht. Viele Mazedonier kamen zu mir und haben gesagt: 'Wow, die können den Kreistanz", sagt Marla zufrieden. Und auch Jan wurde gelobt: „Ich habe viel Respekt bekommen, dass ich als Deutscher nun sogar die etwas schwereren traditionelle Tänze von hier kann..."
Viele Schnäpse und Kreistanzrunden später wird einstimmig beschlossen: Bei der nächsten Hochzeit in Mazedonien sind wir einfach ALLE wieder dabei. Ganz sicher. Und der Großonkel, und die Großtante, und die Großcousine...
Marla und Jans Hochzeit in Zahlen:
10.000 Swarovski-Steine auf dem Brautkleid
1.000 Milliliter Haarspray in den Frisuren
600 Plasici, frittierte Fische, auf dem Buffet
550 Mal wurde der Glückwünsch „So sreka da v i e" ausgesprochen
500 Meter Tüll an den Kleidern der Hochzeitsgesellschaft
400 „Losova Zolta Rakja"-Schnäpse wurden getrunken
400 Geldscheine wurden den Musikern zugesteckt (ab 500 Dinar)
270 nackte Füße auf der überfluteten Tanzfläche
22 Grad hatte das Wasser des Ohrid Seees
21 Grad hatte die Luft am Abend in Ohrid
10 Kinder tanzten um Mitternacht
8 Nationen unter den Gästen: Australien, Serbien, Mazedonien, Amerika, Österreich, Deutschland, Bosnien, Kosovo.
2 Liebende sind jetzt Mann und Frau
1.000 Milliliter Haarspray in den Frisuren
600 Plasici, frittierte Fische, auf dem Buffet
550 Mal wurde der Glückwünsch „So sreka da v i e" ausgesprochen
500 Meter Tüll an den Kleidern der Hochzeitsgesellschaft
400 „Losova Zolta Rakja"-Schnäpse wurden getrunken
400 Geldscheine wurden den Musikern zugesteckt (ab 500 Dinar)
270 nackte Füße auf der überfluteten Tanzfläche
22 Grad hatte das Wasser des Ohrid Seees
21 Grad hatte die Luft am Abend in Ohrid
10 Kinder tanzten um Mitternacht
8 Nationen unter den Gästen: Australien, Serbien, Mazedonien, Amerika, Österreich, Deutschland, Bosnien, Kosovo.
2 Liebende sind jetzt Mann und Frau
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