Frisch verliebt und auf Wolke sieben: Wir alle kennen die Aufregung und das Kribbeln zu Beginn einer neuen Beziehung. Oft übersehen wir wegen der rosaroten Brille aber beunruhigende Verhaltensweisen, die wir im Normalzustand niemals dulden würden. Wenn es dabei um das Liebesleben unserer Freund:innen ginge, würden wir ihnen sofort zum Schlussmachen raten. Solche Warnzeichen können potenziellen Missbrauch in der Zukunft verlauten oder einfach nur darauf hindeuten, dass zwei Menschen nicht zusammenpassen. So oder so ist es wichtig, rote Flaggen zu erkennen. Denn nur so kannst du auch die nötigen Maßnahmen ergreifen. Im Folgenden warnt uns Psychotherapeutin Brynna Pawlows vor den häufigsten Warnzeichen in einer neuen Beziehung.
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Stellt dein Partner oder deine Partnerin Ansprüche?
Ansprüche „können so subtil sein wie die Aufforderung an Partner:innen, etwas zu tun (z. B. ein Bild zu schicken, auf eine Nachricht zu antworten, etwas nicht mehr zu tragen)“, erklärt Pawlows. Viele Anforderungen zu stellen, kann ein Warnzeichen für missbräuchliches Verhalten sein. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn diese Forderungen dazu verwendet werden, deine Handlungen zu kontrollieren oder einzuschränken.
Pawlows fügt hinzu, dass einige Partner:innen sich vielleicht häufiger melden als andere. „Ein typisches Verhalten, das auf eine rote Flagge hinweist, ist die Erwartung, sich alle paar Stunden per Nachricht zu melden. Wenn das jedoch ein für beide Seiten vorteilhaftes und akzeptiertes Bedürfnis ist und es von keiner der beiden Parteien erzwungen wird, dann ist es in Ordnung“, erklärt sie. Wenn sich das Benehmen deiner besseren Hälfte kontrollierend und von Eifersucht getrieben anfühlt, solltest du das nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Macht dir dein Partner oder deine Partnerin Vorwürfe?
Kommt dir das bekannt vor? Du musst deine Pläne mit deinem Partner oder deiner Partnerin aus einem guten Grund absagen. Er oder sie macht dir deshalb Vorwürfe und am Ende fühlst du dich schuldig („Du weißt, wie sehr ich mich auf dieses Abendessen gefreut habe. Jetzt habe ich nichts zu tun und mir ist langweilig. Dazu hätte es nicht kommen müssen.“). Wenn dir Partner:innen ein schlechtes Gewissen einreden, weil du Zeit mit Freund:innen, aber ohne sie verbringen willst, handelt es sich wie beim ersten Beispiel um ein besorgniserregendes Verhalten, das du ernst nehmen solltest. Schuldzuweisungen können ein Warnzeichen für psychologischen oder emotionalen Missbrauch sein, besonders wenn sie dazu führen, dass du dich deshalb von deinem Freundeskreis und deiner Familie isolierst.
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Kritisiert dein Partner oder deine Partnerin deine Hobbys und Interessen?
Auch wenn ihr euch nicht unbedingt immer für die gleichen Dinge begeistert, braucht dein Partner oder deine Partnerin deine Hobbys deshalb noch lange nicht zu bemängeln. Etwas zu sagen wie „Viel Spaß bei der Game-of-Thrones-Viewing-Party! Ich werde stattdessen zu Hause bleiben und mir einen Podcast geben!“ zeichnet eine gesunde Beziehung aus. Dich aufgrund deiner Leidenschaft für Jon Snow anzuschreien oder deinen Netflix-Konsum zu überwachen, ist allerdings sehr wohl problematisch.
„Dein Partner oder deine Partnerin muss nicht alles lieben, was du tust, aber er oder sie sollte es zumindest respektieren“, sagt Pawlows. „Wenn du ständig das Gefühl hast, dass dieser Respekt nicht da ist, könnte das auf größere Probleme in der Zukunft hindeuten. Wenn du Musicals liebst, braucht deine bessere Hälfte dich nicht zu Shows zu begleiten. Sie sollte aber auch nicht ständig darüber reden, wie doof sie sie findet, oder versuchen, dich auf eine Weise zu beeinflussen, sodass du deinen bereits bestehenden Hobbys weniger nachgehst oder Interessen vernachlässigst.“
Habt ihr unterschiedliche Werte und Ziele?
Wenn ihr bei bedeutenden Entscheidungen, die euch beide in gleichem Maße betreffen, verschiedener Meinung seid oder völlig unterschiedliche Werte habt, wenn es um grundlegende Fragen geht, ist das für gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass eure Beziehung nicht lange halten wird. „Bei großen Lebensentscheidungen (Heirat, Kinder, etc.) wird keine noch so starke Liebe ausreichen, um eine felsenfeste Überzeugung zu ändern“, sagt Pawlows. „Sollte sich doch eine:r von euch den Wünschen des Partners oder der Partnerin beugen, wird diese Person mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit früher oder später ein Gefühl von Feindseligkeit der anderen gegenüber entwickeln.“
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Hast du das Gefühl, dass du einen Partnerwechsel brauchst?
Ein weiteres Warnzeichen: Achte darauf, ob du oft „einen Schritt überspringen willst“, sagt Pawlows. Damit sind Gedanken gemeint wie „sobald er oder sie XY tut, wird sich alles zum Besseren wenden“ oder „wenn ich ihm oder ihr bei dieser Angelegenheit helfe, wird er oder sie sich ändern und am Ende wird alles wie am Schnürchen laufen“.
„Frag dich, warum das überhaupt deine Verantwortung ist. Warum glaubst du, dass du darauf warten musst, dass jemand zu der Person wird, die du gerne an deiner Seite hättest?“ sagt Pawlows. „Oft handelt es sich dabei um ein sich wiederholendes Verhaltensmuster, das man sich in der Kindheit angewöhnt hat. Wenn wir damit aufgewachsen sind, uns für die Menschen, die wir lieben, zu entschuldigen (typischerweise für unsere Eltern), dann tun wir am Ende dasselbe im Falle von unseren Partner:innen. Ein wichtiger Unterschied ist aber: Während wir uns unsere Eltern nicht aussuchen können, können wir sehr wohl entscheiden, mit wem wir zusammensein wollen und mit wem nicht.“
Fühlt sich etwas ganz einfach falsch an?
Auch wenn möglicherweise keine dieser Beschreibungen genau auf deine neue Beziehung zutrifft, solltest du auf dein Bauchgefühl hören. „Generell gilt: Alles, was sich zu Beginn einer Beziehung ‚seltsam‘ anfühlt, kann ein Warnsignal sein – vor allem alles, was das Selbstbestimmungsrecht der einzelnen Person einschränkt“, sagt Pawlows. „Neue Beziehungen sollten dich glücklich machen. Während der Flitterwochenphase solltest du im siebten Himmel sein!“