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Immer mehr Millennials machen Paartherapien – wir haben gefragt, wie das ist

Foto: Karen Sofia-Colon
Woran denkst du, wenn du den Begriff „Paartherapie“ hörst? Vielleicht an ein Ehepaar, das seit 30 Jahren verheiratet ist und versucht, eine eingeschlafene Beziehung zu retten. Oder vielleicht auch an ein Elternpaar, bei dem eine Hälfte fremdgegangen ist. Die Klischees eben – die sicherlich in manchen Fällen auch zutreffen. Fakt ist aber: Geistige Gesundheit ist längst kein Tabuthema mehr, und wenn du dich in deinem Bekanntenkreis umhörst, wirst du früher oder später über jemanden stolpern, der oder die schon mal in therapeutischer Behandlung war. Und das vielleicht nicht alleine: Immer mehr junge Paare suchen sich professionelle Hilfe für ihre Beziehung. Die allgemeine Einstellung gegenüber Paartherapien verändert sich immer mehr – wie auch die große Beliebtheit von Podcasts à la Paardiologie und Serien wie Sex Education, die sich mit Fragen rund um dieses Thema beschäftigen, beweist.
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„Während die Generation unserer Eltern therapeutische Paarberatung vielleicht als den letzten Ausweg gesehen hat, sehen Millennials sie als Teil ihrer persönlichen Entwicklung. Pärchen nehmen Paartherapien in Anspruch, weil sie ihre Beziehung noch weiter stärken wollen; nicht unbedingt, weil sie längst kaputt ist“, erklärt Beziehungscoach Cheryl Muir. Sarie Taylor, eine Psychotherapeutin, die oft mit Paaren arbeitet, hat ein ähnliches Muster bemerkt: „Jüngere Paare greifen viel schneller nach einer helfenden Hand. Normalerweise suchen sie einfach jemanden, der unparteiisch ist und ihnen dabei helfen kann, besser miteinander zu kommunizieren.“
Das war bei Lily, 30, und Suzie, 37, der Fall, die seit 18 Monaten zusammen sind. „Ich sehe es als erste Hilfe für unsere Beziehung. Das ist für uns beide eine Art Beziehungspflaster“, erzählt Lily. Das Paar hatte mit einigen Kommunikationsproblemen zu kämpfen, bevor sie sich zur Therapie entschieden. „Unsere Kommunikation lief nicht mehr so reibungslos. Das führte zu Missverständnissen und Streit, obwohl wir eigentlich sonst keine streitlustigen Menschen sind“, erklärt Lily.
Manchmal ist es ein besonderer Tiefpunkt – ein negativer Meilenstein quasi –, der junge Paare dazu bringt, sich Hilfe zu holen. Willow, 29, und Jamie, 31, sind seit über einem Jahrzehnt zusammen und haben sich vor drei Jahren auf die Suche nach einer Therapie gemacht. „Unsere Beziehung war schon so zerrüttet, dass wir einfach nicht mehr zusammenleben konnten“, erzählt Willow. „Am Anfang war ich skeptisch. Nach einiger Bedenkzeit entschieden wir aber gemeinsam, der Therapie eine Chance zu geben, um unsere Beziehung zu retten“, sagt Jamie. Die Sitzungen waren dabei kein Zuckerschlecken; beide hatten auch eigene Probleme. Willow hatte mit Angstzuständen bei der Arbeit und Depressionen zu kämpfen, während Jamie mit Gefühlsausbrüchen und einem Tod in der Familie emotional beschäftigt war. Dennoch können sie rückblickend erkennen, wie wichtig ihre Paartherapie für den Erfolg ihrer Beziehung war. „Dadurch hat sich unsere Beziehung weiter entwickelt, als wir es je für möglich gehalten hätten“, meint Willow. „Wir haben gelernt, einander wieder zu vertrauen. Uns gegenseitig um das zu bitten, was wir brauchen. Loszulassen. Spaß miteinander zu haben. Schwierige und negative Gefühle als Team zu verarbeiten – und damit aufzuhören, die andere Person für alles zu beschuldigen“, fügt sie hinzu.
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Tatsächlich geht es in den Therapiestunden meistens genau um dieses Thema: Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation. „Bei heterosexuellen Paaren wird oft angenommen, dass Männer nicht gut mit Emotionen umgehen können. Das ist ein Irrtum. Normalerweise sind sich Männer ihrer Gefühle sehr bewusst, wissen aber nicht immer, wie sie die ausdrücken sollen“, erklärt Muir. Bei Paaren in ihren 20ern oder 30ern trifft Taylor oft auf Patient:innen, die ihre professionelle Hilfe bei schwierigen Entscheidungen oder Zukunftsplänen brauchen: „Bei unterschiedlichen Vorstellungen holen sich viele Leute gerne Hilfe bei der Kompromisssuche – zum Beispiel in Sachen Familienplanung.“ Ein anderes Thema, das immer wieder auftaucht? Intimität. „Normalerweise hat eine Person einen stärkeren Sexualtrieb als die andere“, sagt Taylor.
Um den richtigen Therapeuten bzw. die richtige Therapeutin zu finden, ist es wichtig, herauszufinden, mit wem man sich versteht und welcher Ansatz für einen funktioniert. „Ihr müsst euch wirklich gehört fühlen. Diese Person muss auf eure Antworten hören und euch zu dem führen, was richtig ist, anstatt euch zu beeinflussen“, schlägt Muir vor. „Gebt euch nicht mit jemandem zufrieden, bei dem oder der ihr euch nicht wohlfühlt. Schaut euch verschiedene Profile online an und trefft euch gegebenenfalls zuerst mit ein paar Therapeut:innen, bis ihr tatsächlich das Gefühl habt, in besten Händen zu sein“, empfiehlt Lily. 
Wenn es um die Paartherapie selbst geht, hat auch Willow einige gute Ratschläge: „Stellt euch drauf ein, euch mit euren schlimmsten Eigenschaften konfrontieren und Verantwortung für Dinge übernehmen zu müssen, die ihr nicht so gut gemacht habt. Seid engagiert und offen dafür, etwas zu lernen – und vertraut dem Prozess.“ Und denkt daran: Ihr seid sicherlich nicht allein. Wie Anna sagt: „Viele Menschen sind in Paartherapie. Das bedeutet nicht, dass ihr besonders verkorkst seid. Es bedeutet nur, dass ihr wisst, dass eure Beziehung besser laufen könnte.“

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