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#DirtyThirty: Wenn Paare plötzlich nur noch in ihrem Kosmos existieren

#DirtyThirty: Maren Aline Merken ist 30 Jahre alt,Wahlberlinerin mit Herz für die Hauptstadt und dennoch ständig unterwegs. Ob auf Recherchereise im kunterbunten Indien, auf der Suche nach den neusten Foodtrends im lebhaften Johannesburg oder beim leicht chaotischen Familien-Kaffeeklatsch in ihrer Geburtsstadt Düsseldorf – sie ist neugierig, begeisterungsfähig, wortverliebt und gar nicht mal so spießig, wie sie selbst sich Ü30-Frauen als Teenager vorgestellt hat. Immer hungrig auf Neues feiert sie das Leben mit der 3 vorne – und versteht bis heute nicht, wie man Angst vor dem 30. haben kann.
Es gibt solche Paare und solche. Die, die regelmäßig andere ausschließen, weil sie einen Pärchenabend machen und die, die immer wieder ihre eigentlichen Pläne aufgeben (oder nie welche hatten) und sich für die Gruppenaktivität entscheiden. Oft kommt dabei ein Partner zu kurz, bei ersterem aber eben oft die Freunde, die genervt mit den Augen rollend wieder ohne ihre Freunde auskommen müssen, weil die eben mal wieder einen exklusiven Pärchenabend veranstalten.
Seit Wochen reden wir von nichts anderem: Dem 30. Geburtstag von einer Freundin. Sie feiert groß ein paar Wochen später, aber wir Mädels wollen am Tag des Geburtstages in privater Runde auch schon mal anstoßen. Klar, 30 wird man nicht alle Tage. Wir haben einen Tisch in so einem neuen Restaurant bestellt und fiebern drauf hin. Durch unsere Jobs, Kinder, all diese Gründe, die der Alltag so bereit hält, sehen wir uns alle viel seltener und der Geburtstag ist ein toller Anlass, das wieder aufleben zu lassen. Drei Tage vorher schreibt K. in die Gruppe wir sollen es ihr nicht übel nehmen, sie verbringe den Abend doch mit ihrem Freund, der sei eine Woche auf Dienstreise gewesen. Schon als die WhatsApp-Nachricht auf meinem Display aufpoppt und ich in der Vorschau den ersten Satz lese, balle ich die Faust zusammen. Schon wieder. Das ist wahrlich keine Ausnahme. Regelmäßig sagt K. Verabredungen ab, geht am Wochenende nicht mit aus, skippt Mädelswochenenden oder Geburtstagsfeiern. Dabei geht es gar nicht darum, dass der Rest von uns möchte, dass sie allein teilnimmt an so Terminen. Ihr Freund ist herzlich willkommen. Aber es scheint so, als verbringe sie ihre Zeit heute einfach lieber mit ihm.
Es gibt ein paar so Paare in meinem Freundeskreis, ich unterteile sie in drei Gruppen: a) Menschen, die, wenn sie einen neuen Partner haben plötzlich komplett von der Bildfläche verschwunden sind. Die sich nicht mehr melden und einfach nicht mehr existent sind. Wenn sie sich dann wieder melden, kann man tendenziell davon ausgehen, dass es die Beziehung nicht mehr gibt. b) Paare, die Zweisamkeit als ihr höchstes Gut sehen, unflexibel in der Kombination mit anderen Menschen sind und generell lieber alles zu zweit machen. c) Paare, die sich haben, gut funktionieren, die aber auch gern unter Menschen sind, teilnehmen am sozialen Leben des Freundeskreises und sich integrieren. Vermutlich verrät schon die Wortwahl zu welcher Art Mensch ich mich zähle ­und welcher Typ Paar mir am liebsten ist.
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Ich werde sie nie verstehen. Die, die aus ihrer Beziehung ein Exklusivum machen. Die plötzlich nicht mehr spontan sein können, sich einigeln, vergessen dass Sozialleben sich eben nicht nur an einer Person aufhängt, plötzlich an Dingen keinen Spaß mehr haben, die sie jahrelang mit bestimmten Leuten geteilt haben.

Meist zerbrechen Freundschaften nicht unbedingt an solchen Konflikten­: Weil das Pärchen ignoriert, dass es Freunde vor den Kopf stößt, und weil die Freunde zwar genervt sind, mit den Augen rollen, aber nicht ehrlich kommunizieren, wie sehr sie das stört. Meist rechnet man als Freund ja schon mit der Absage, da ist es quasi nur noch ein Alibifragen. Wenn wir spontan bei uns einen Umtrunk machen und Freunde fragen, ob sie vorbeischauen wollen, auf ein Glas Wein, ein paar Drinks und Snacks, gibt es zwei Arten von Antworten betreffender Paare: Die, die sagen, klar, ich bin in zwei Stunden da, soll ich noch eine Flasche von dem Vinho Verde mitbringen, und die dann mit zwei Flaschen vor der Tür stehen, weil man weiß ja nie wie der Abend endet. Und die, die schreiben, Hey sorry, xy und ich wollten heute Abend n Filmabend machen, denn xy war gestern schon allein unterwegs.
Ich werde sie nie verstehen. Die, die aus ihrer Beziehung ein Exklusivum machen. Die plötzlich nicht mehr spontan sein können, sich einigeln, vergessen dass Sozialleben sich eben nicht nur an einer Person aufhängt, plötzlich an Dingen keinen Spaß mehr haben, die sie jahrelang mit bestimmten Leuten geteilt haben. Und das ist allein eine Sache des Wollens. Ich habe Freunde, die haben mittlerweile Kinder oder zumindest ein Kind, also minimum einen Grund, wieso sie am Wochenende nicht spontan ein bis zehn Bierchen trinken können, ohne Planung mit dem Fahrrad zum See kommen oder sonntags entspannt einen Fernsehtag einlegen können. Und selbst da gibt es welche, die sind grundsätzlich gern dabei, wenn es machbar ist. Sie lieben und vermissen die Geselligkeit, den Austausch, der früher so selbstverständlich war.
In vergangenen Beziehungen war die Einstellung meiner Partner dazu eins von beidem: Entweder hat mein Partner diese Ansicht geliebt, weil er eben auch gern mit anderen rumgehangen hat, oder er hat es gehasst. Dann wurde mir das Bedürfnis nach Zweisamkeit abgesprochen und dass ich nie Qualitätszeit verbringen möchte. Etwas, dass mich unglaublich gestresst hat. Ich hatte dann schnell das Gefühl, ich müsse mir diese Zeit einräumen. Und wenn ich anderweitig unterwegs war oder wir im Kreis unserer Freunde Zeit verbracht haben, habe ich mich schlecht gefühlt, weil ich dachte, der andere will das gar nicht.
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Es stimmt, ich bin da extrem: Ich liebe ein volles Haus, bei der Auswahl zwischen Kinoabend zu zweit oder Dinner mit Freunden, würde meine Entscheidung immer auf letzteres Fallen und mein Lieblingspart an einer Hausparty ist der Tag danach, wenn mehrere Leute bei uns geschlafen haben, man gemeinsam im Bett hängt, über den Abend sinniert und bestenfalls noch den nächsten Tag gemeinsam verbringt. Das hat nichts damit zu tun, dass mein Partner für mich keine Priorität hat, wie es mir häufig vorgeworfen wurde, im Gegenteil. Mein Freund ist mein Partner in Crime, wir sind eine Einheit und wenn wir in einem Raum sind, dann weiß ich, was er zu dieser oder jenen Äußerung denkt. Ich weiß, im Endeffekt sind dennoch wir das Team, das an einem Strang zieht. Dafür muss ich aber nicht mit ihm allein sein. Klar, das will ich auch mal. Sonntags im Bett snuseln oder im Urlaub nur uns haben, obwohl ich auch da nach einer Woche freudig erregt bin, wenn wir uns mit anderen Menschen unterhalten und auch mal einen Abend in einer illustren Runde verbringen.

Wie bei allem im Leben gilt es hier wohl einen Mittelweg zu finden. Und wenn man mal ehrlich ist: Es ist doch auch schön in einem Raum voller lieber Menschen zu sein, Spaß zu haben und seinen Partner anzusehen und zu wissen: Der gehört zu mir.

K. jedenfalls sieht das anders. In dem Moment als ihr Freund in ihr Leben getreten ist, sind wir alle ein paar Plätze nach hinten gerückt und haben ihm Vortritt gelassen. Leider mit dem Nebeneffekt, dass sie nicht mehr an ihm vorbeischaut. Dabei hätten wir sie auch gern als Paar dabei – weil Freunde doch wichtig sind. Das merkt sie vermutlich dann wieder, wenn derjenige weg ist und Platz macht für uns zum Aufrücken, so lange, bis ein Neuer kommt.
Ich bin fest davon überzeugt, dass eine gute Beziehung nur dann gut ausgeht, wenn man auch in der Gruppe funktioniert. Wenn man Sparingpartner hat, die um einen herum existieren und man sich als Paar schlichtweg nicht zu ernst nimmt. Wenn man im Raum mit Menschen ist und auch weiß, man gehört zusammen, ohne beim anderen auf dem Schoß zu kleben oder am Rockzipfel zu hängen. Vielleicht ist mein Bedürfnis nach Freiheit und sozialem Umfeld extrem, aber ich war schon immer ein sehr geselliger Mensch. Ich akzeptiere, dass es Paare gibt, die sich ganz klar Quality time einräumen, weil die Zeit als Paar zu kurz kommt. Doch auch dabei darf Spontanität nicht verloren gehen. Ich finde es ist egal, ob wir Samstag oder Sonntag zu zwei einen Film schauen. Wenn also Samstag so eingeplant war, aber liebe Freunde spontan zum Dinner laden, dann stehe ich da gern auf der Matte. Zweisamkeit läuft nicht weg.
Das Allerschlimmste für mich an diesem plakativen „heute machen wir aber Pärchenabend“ ist aber, dass das meist nur der Wunsch einer Partei in diesem Konstrukt Pärchen ist. Leider oft der der Frauen. Es ist schon etliche Male vorgekommen, dass wir an einem Nachmittag spontan, freudig erregt und hitzig den Abend des folgenden Freitags verplant haben und der Freund einer Freundin dann kleinlaut eingebracht hat, dass er seiner Liebsten aber versprechen musste, etwas mit ihr allein zu unternehmen. Wenn man dann salopp sagt, ach sprich doch mit ihr, dannverschiebt ihr das halt, und die direkte Reaktion sich in Form von einem panischen Blick nach links und rechts, zweifelndem Stirnrunzeln und einem bedauernden Augenrollen äußert, ist das Klischee der nervigen Klettenfreundin für mich oft perfekt. Wie bei allem im Leben gilt es hier wohl einen Mittelweg zu finden. Und wenn man mal ehrlich ist: Es ist doch auch schön in einem Raum voller lieber Menschen zu sein, Spaß zu haben und seinen Partner anzusehen und zu wissen: Der gehört zu mir. Und wir machen all diese tollen Sachen zusammen und mit unseren Freunden. Denn zusammen ist man auch unter 1000 fremden Menschen nicht allein.
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