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Diese Fotografin zeigt Frauen, die Frauen lieben, um mit Vorurteilen aufzuräumen

Foto: Rita Braz
Es gibt Reisen, die ganz anders anfangen, als man sie sich vorgestellt hat. Rita Braz war längst unterwegs, als ihre eigene begann.
Vor drei Jahren stand die heute 28-Jährige vor einer Wand, irgendwo in Sarajevo. „Darauf stand in Rot Q REVOLT geschrieben“, erzählt sie. Zwei Worte, die die Art Director und Fotografin von nun an begleiten sollten. Das wusste sie damals aber noch nicht. Rita, die in Portugal geboren und aufgewachsen ist, reiste mit einer gemeinsamen Freundin durch Kroatien und Bosnien und Herzegowina. Dort wurde ihnen einmal mehr bewusst, dass ihr Leben und ihr Umfeld ganz anderes aussehen könnte, wenn sie nicht in ihrer Wahlheimat Berlin leben würden.
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Zurück in der Hauptstadt wurde aus Q REVOLT der Arbeitstitel für Ritas persönliche Revolution. „Der Beginn meines Projekts war das Gefühl, dass ich nie zu dem Klischee passte, das die Gesellschaft für eine lesbische Frau vorgesehen hatte“, erklärt sie.
Fotos: Rita Braz
Rechts: Gemma, 29. Fotografiert 2014 in Berlin.
Auch wenn ihr ihr direktes Umfeld, ihre Familie und ihre Freundinnen und Freunde immer offen und aufgeschlossen begegnet sind, „gab es da natürlich konservative und rückwärts gewandte Stimmen und Meinungen“. Das prägt. Vorurteile müssen nicht laut ausgesprochen werden, um allgegenwärtig zu sein. Auch ein unsichtbarer Konsens darüber, wie man auszusehen hat und sich geben soll, beeinflusst: „Früher in Portugal schien klar, dass eine Frau, die Frauen liebt, wie ein Mann aussehen und männliche Kleidung tragen muss“, sagt Rita. Wie viel kann Offenheit wettmachen, wenn man indirekt trotzdem von dem Gefühl begleitet wird, keinen Erwartungen entsprechen zu können – und es auch gar nicht zu wollen?
Berlin veränderte die Vorzeichen: „Ich habe auf einmal so viele Menschen getroffen, die genau wie ich einfach nicht unbedingt zu diesem Stereotyp passten.“ Der Zwiespalt blieb. Rita machte ihn zu ihrem Projekt. „Meine Frage war ganz einfach: Warum existiert ein Klischee über Frauen, die nichts weiter gemeinsam haben als ihre sexuelle Orientierung?“
Für ihre Antwort in Bildern setzte sie sich drei einfache Regeln: 100 Frauen, eine Deadline im Juli 2017 und ein Buch mit Drucktermin im darauffolgenden Dezember, in dem alle Porträts veröffentlicht werden. Der Titel? Q REVOLT. Finanzieren wird sie ihr Projekt über Kickstarter. Bis Ende April möchte Rita insgesamt 5.500 Euro gesammelt haben.
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Fotos: Rita Braz
Unten: Loella, 28. Fotografiert 2014 in Berlin.
In weniger als dreißig Tagen wird sich entscheiden, ob das funktioniert. „Als ich mich für mein Projekt mit ganz unterschiedlichen Frauen traf und ihre Geschichten hörte, habe ich begonnen, mich selbst besser kennenzulernen, mich auszudrücken und selbstbewusster zu agieren“, erzählt Rita zu den Anfängen ihrer Porträtserie.
Fotos: Rita Braz
Die damals 29-jährige Wahlberlinerin Gemma fotografierte sie mit Brille, Rucksack und dunkelblauer Jacke mitten in der Stadt. Draußen, uninszeniert, gelassen. „Ich habe sie vor drei Jahren einfach bei einem Konzert angesprochen und gefragt, ob sie Teil des Projekts sein möchte – sie hat direkt Ja gesagt“, erzählt Rita. „Das macht mich am meisten nervös: einfach eine Frau, die ich gar nicht kenne, zu fragen, ob sie mitmachen will.“
Dabei hinterfragte sie sich von Beginn an auch selbst: „Indem ich einige Frauen bewusst anspreche und einige nicht, gehe ich unter anderem von ihrem Aussehen aus, wenn ich mich davor frage, ob sie Frauen lieben oder nicht – das heißt, dass auch ich von gewissen Stereotypen beinflusst bin.“
Mit ihrer Arbeit am Projekt lernte sie auch Freundinnen von Freundinnen und Freunden näher kennen – und zwar nicht nur bei einem Kaffee, sondern in der Umgebung, in der sie sich am wohlsten fühlen. Wie zum Beispiel Loella, die damals 28-jährige Schwedin, die Rita für die Bilder zu sich nach Hause eingeladen hat.
„Das gehört zu den spannendsten Aspekten meiner Porträtserie“, sagt sie. „Die Fotos werden an Orten gemacht, an denen sich die Personen gut fühlen. In ihrem Haus oder ihrer Wohnung, ihrem Lieblingscafé, im Park, im Büro. Die ganz unterschiedlichen Orte machen sie greifbarer und ich glaube auch echter. Und es fließt ganz automatisch etwas von ihrer Persönlichkeit mit in das Foto ein, ohne es zu sehr zu forcieren.“
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Fotos: Rita Braz
Vor einem Jahr hat Rita geheiratet. „Hester ist das Ketchup zu meinen Pommes“, erklärte sie im Rahmen der R29-Hochzeitswoche, für die wir ihre Trauung in Bildern porträtierten. Vor beinahe vier Jahren tat Rita einer gemeinsamen Freundin einen Gefallen und holte Hester, damals einfach nur die Freundin der Freundin, vom Flughafen ab. Weil sich die beiden noch nie gesehen hatten, bastelte Rita kurzentschlossen ein „Hot Tall Chick“-Schild als Erkennungszeichen im Terminal D am Flughafen in Berlin – und der Rest ist Geschichte.
Beide leben heute gemeinsam in Berlin und arbeiten in derselben Branche. „Ich habe so viele Bilder von ihr an so vielen Orten gemacht“, sagt Rita. „Es wird ziemlich hart, zu entscheiden, welche davon ins Buch kommen.“
Foto: Rita Braz
Ritas Frau Hester.
Q REVOLT ist mehr als nur ein weiteres Coffee Table Book. Q REVOLT ist Ritas Reise, an der sie gewachsen ist: „Mein Buch soll Frauen wie mich bestärken und dem Rest der Welt zeigen, wie unnötig Klischees sind.“
Bis zum 25. April kann Q REVOLT bei Kickstarter unterstützt werden.
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