DirtyThirty: Maren Aline Merken ist 30 Jahre alt, Wahlberlinerin mit Herz für die Hauptstadt und dennoch ständig unterwegs. Ob auf Recherchereise im kunterbunten Indien, auf der Suche nach den neusten Foodtrends im lebhaften Johannesburg oder beim leicht chaotischen Familien-Kaffeeklatsch in ihrer Geburtsstadt Düsseldorf – sie ist neugierig, begeisterungsfähig, wortverliebt und gar nicht mal so spießig, wie sie selbst sich Ü30-Frauen als Teenager vorgestellt hat. Immer hungrig auf Neues feiert sie das Leben mit der 3 vorne – und versteht bis heute nicht, wie man Angst vor dem 30. haben kann.
Irgendwann ist man alt genug geworden, um aufgeklärt zu werden. Ich kann mich an etliche mehr oder minder peinliche Versuche meiner Eltern erinnern, mir Sexualität nahe zu bringen. Diese Versuche waren dann auch ein Grund, wieso meine Eltern nicht erfahren haben, wann es wirklich soweit war bei mir. Eins jedoch habe ich mitgenommen aus ihren kläglichen Anstrengungen aus dem ersten Sex etwas gaaaanz normales zu machen, was es in meinem Teenagerhirn schlichtweg nicht war: Safer Sex. Kondome waren und sind für mich seit jeher Pflicht, selbstverständlich nicht nur zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern vor allem als Schutz vor übertragbaren Geschlechtskrankheiten. Das war bei mir als Teenager so, als junge Frau und auch heute, wo ich die 30 überschritten habe, ist es für mich das normalste der Welt Kondome bei mir zu tragen, sie in meine Schlaf- und Badezimmer zu haben und auch einzusetzen.
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Ich verstehe nicht, wie man in einer Gesellschaft, in der man kein Peeling nutzt, weil das Plastikpartikel enthält, nur aluminiumfreies Deo benutzt, weil das gesünder ist und jeder von fair trade, homegrown, keine Pestizide und was weiß ich was tönt, mit seiner Gesundheit im Bereich Sexualität so nachlässig umgeht.
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Gesprächsthema Verhütung ist in Freundeskreisen nicht immer Thema Nummer eins, aber spätestens mit Ende 20, wenn immer mehr Frauen merken, Mensch,die Pille ist für meinen Körper nicht wirklich so der Hit, kommt es auf. Und ich bin immer wieder überrascht. Nein, das ist eigentlich das falsche Wort. Ich bin schockiert. Frauen – aber auch Männer – aus meinem Umfeld, die gebildet sind, selbstbewusst, aufgeklärt, die sich zur Bewegung der Emanzipation zählen, sich female empowerment auf die Fahnen schreiben und informiert sind über sämtliche sozialkritische Themen unserer Gesellschaft äußern plötzlich solche Dinge:
Nee, klar haben wir mit Kondom verhütet. Am Anfang auf jeden Fall, aber dann kannten wir uns irgendwann besser und dann hat die Pille oder Spirale ja auch gereicht.
Oder:
Ich meine, ich kenne den. Wir haben ja beide nichts, das ist total der vernünftige Typ.
Die „Vorsichtigeren“ auch:
Haben wir drüber gesprochen. Der hat mal einen Aidstest gemacht und der war natürlich negativ.
Ja? Haste ihn gesehen? Hat der Typ oder die Frau, die du kennst, eventuell vorher auch andere Männer oder Frauen gekannt und deswegen genauso safe verhütet wie jetzt? Ich packe mir immer wieder an den Kopf. Klar, das Risiko bleibt immer. Wenn dein Partner ein Arsch ist und ohne Verhütung betrügt, dann bist du auch einem Risiko ausgesetzt, obwohl du alle Vorkehrungen der Welt getroffen hast. Aber dieses Risiko gilt es bis ins Äußerste zu minimieren. Unsere Eltern haben für sexuelle Freiheit und Liberalität gekämpft, wir zelebrieren diese heute, indem wir uns nicht festlegen müssen, mit Sex nicht bis zur Ehe warten und uns ausleben können und dürfen, aber gleichzeitig treten viele von uns dieses Privileg jetzt mit Füßen. Dabei ist unsere Gesundheit das Wichtigste, das wir haben, und Sex ohne Kondom nicht nur hinsichtlich einer HIV-Erkrankung gefährlich. Tripper, Intimherpes, verbreitete Erkrankungen wie Chlamydien sind vor allem für Frauen mehr als schädlich, machen teilweise unfruchtbar – und das, ohne dass man Symptome hat und etwas merkt von der Ansteckung. Ich verstehe nicht, wie man in einer Gesellschaft, in der man kein Peeling nutzt, weil das Plastikpartikel enthält, nur aluminiumfreies Deo benutzt, weil das gesünder ist und jeder von fair trade, homegrown, keine Pestizide und was weiß ich was tönt, mit seiner Gesundheit im Bereich Sexualität so nachlässig umgeht.
Nee, klar haben wir mit Kondom verhütet. Am Anfang auf jeden Fall, aber dann kannten wir uns irgendwann besser und dann hat die Pille oder Spirale ja auch gereicht.
Oder:
Ich meine, ich kenne den. Wir haben ja beide nichts, das ist total der vernünftige Typ.
Die „Vorsichtigeren“ auch:
Haben wir drüber gesprochen. Der hat mal einen Aidstest gemacht und der war natürlich negativ.
Ja? Haste ihn gesehen? Hat der Typ oder die Frau, die du kennst, eventuell vorher auch andere Männer oder Frauen gekannt und deswegen genauso safe verhütet wie jetzt? Ich packe mir immer wieder an den Kopf. Klar, das Risiko bleibt immer. Wenn dein Partner ein Arsch ist und ohne Verhütung betrügt, dann bist du auch einem Risiko ausgesetzt, obwohl du alle Vorkehrungen der Welt getroffen hast. Aber dieses Risiko gilt es bis ins Äußerste zu minimieren. Unsere Eltern haben für sexuelle Freiheit und Liberalität gekämpft, wir zelebrieren diese heute, indem wir uns nicht festlegen müssen, mit Sex nicht bis zur Ehe warten und uns ausleben können und dürfen, aber gleichzeitig treten viele von uns dieses Privileg jetzt mit Füßen. Dabei ist unsere Gesundheit das Wichtigste, das wir haben, und Sex ohne Kondom nicht nur hinsichtlich einer HIV-Erkrankung gefährlich. Tripper, Intimherpes, verbreitete Erkrankungen wie Chlamydien sind vor allem für Frauen mehr als schädlich, machen teilweise unfruchtbar – und das, ohne dass man Symptome hat und etwas merkt von der Ansteckung. Ich verstehe nicht, wie man in einer Gesellschaft, in der man kein Peeling nutzt, weil das Plastikpartikel enthält, nur aluminiumfreies Deo benutzt, weil das gesünder ist und jeder von fair trade, homegrown, keine Pestizide und was weiß ich was tönt, mit seiner Gesundheit im Bereich Sexualität so nachlässig umgeht.
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Wenn ich jemanden neu kennenlerne, verhüte ich mit Kondom. Natürlich. Zeichnet sich ab, dass das ernster und exklusiver wird, spricht man drüber. Wird es vielleicht eine Beziehung, macht nach drei Monaten exklusivem Verkehr einen Test (denn erst dann könnte eine Ansteckung z.B. von HIV erkannt werden). Gemeinsam, allein – das ist ja erstmal völlig egal. Und dann, ja dann, kann man die Kondome weglassen, wenn die Tests negativ sind. Weil man weiß, es gibt kein Risiko mehr (außer das oben genannte).
Ich bin großer Fan von Vertrauen, ich finde es unglaublich wichtig, einem Menschen, den man liebt oder mag, zu vertrauen, aber wenn es um die eigene Gesundheit geht, hat eine Kontrolle noch keinem geschadet. Vielleicht war der oder die Ex untreu, vielleicht gab es betrunken mal einen „Ausrutscher“ bei dem jemand es nicht so genau genommen hat. Sollte nicht passieren, aber passiert, denn niemand ist unfehlbar. Wer aber emanzipiert und verantwortungsvoll ist, räumt das kleinste Risiko aus. Lieber ein Test zu viel, als einer zu wenig. Durch dieses System weiß man immer über seine sexuelle Gesundheit Bescheid und das ist gut so. Weil es Sicherheit gibt und nicht weh tut. Und weil es Leben rettet.
Ich war mal in einen Mann verschossen, den ich an einem bestimmten Punkt unserer Beziehung um einen Test gebeten habe. Der hat gelacht und sagte, er sei doch keine „Aidsschleuder“. Das es mir a) darum nicht geht und b) ich mich auch nicht mit anderen Erkrankungen anstecken möchte und c) eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema schlichtweg erwachsen ist, hat er nicht verstanden. Das war dann auch das Ende unserer körperlichen Zusammenkunft.
Ich bin großer Fan von Vertrauen, ich finde es unglaublich wichtig, einem Menschen, den man liebt oder mag, zu vertrauen, aber wenn es um die eigene Gesundheit geht, hat eine Kontrolle noch keinem geschadet. Vielleicht war der oder die Ex untreu, vielleicht gab es betrunken mal einen „Ausrutscher“ bei dem jemand es nicht so genau genommen hat. Sollte nicht passieren, aber passiert, denn niemand ist unfehlbar. Wer aber emanzipiert und verantwortungsvoll ist, räumt das kleinste Risiko aus. Lieber ein Test zu viel, als einer zu wenig. Durch dieses System weiß man immer über seine sexuelle Gesundheit Bescheid und das ist gut so. Weil es Sicherheit gibt und nicht weh tut. Und weil es Leben rettet.
Ich war mal in einen Mann verschossen, den ich an einem bestimmten Punkt unserer Beziehung um einen Test gebeten habe. Der hat gelacht und sagte, er sei doch keine „Aidsschleuder“. Das es mir a) darum nicht geht und b) ich mich auch nicht mit anderen Erkrankungen anstecken möchte und c) eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema schlichtweg erwachsen ist, hat er nicht verstanden. Das war dann auch das Ende unserer körperlichen Zusammenkunft.
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Im Jahr 2015 haben sich in Deutschland 3.200 Menschen mit HIV infiziert. Eine davon kenne ich.
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Was mich am meisten schockiert, ist, dass oft Freunde aus meinem Dunstkreis eine so naive Einstellung zu Themen dieser Art haben, die in anderen Bereichen ihres Lebens unfassbar genau sind. Die in jeglicher Hinsicht informiert und aufgeklärt sind, vegan leben, sich auch im Taxi anschnallen, die Wert legen mit renommierten Fluggesellschaften zu fliegen, um jedes Risiko auszuräumen; die nicht bei rot über die Straße gehen, die kein Fleisch aus dem Discounter essen, weil sie die Keimbelastung zu hoch finden für ihre Gesundheit, und die sich am Tag fünfmal die Hände waschen, um Bakterien auszumerzen. Geht es um so ein intimes Thema wie Sexualität aber, spielen sie russisch Roulette. Weil das Thema für sie unangenehm ist, peinlich vielleicht. Auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann. Das Ansteckungsrisiko beim Oralverkehr ist etliche Male geringer als das beim Anal- oder Vaginalverkehr, dennoch ist es da. Auch das ist ein Punkt, den viele nicht hören wollen.
Im Jahr 2015 haben sich in Deutschland 3.200 Menschen mit HIV infiziert. Eine davon kenne ich. Es war eine Verkettung ungünstiger Umstände, auch derjenige der diese Person angesteckt hat, wusste nichts von seiner Infektion. Rausgekommen ist es beim Blutspenden und es hat eine Vorstellung vom unbeschwerten Leben der nächsten Jahre in Schutt und Asche gelegt. Nichts würde derjenige lieber tun, als die Zeit zurück zu drehen und anders zu handeln. Ich habe dazu wenig gesagt, sondern Trost gespendet. Weil man es nicht ändern kann und weil ich in so Situationen ungern den Finger hebe und lehrerhaft argumentiere. Aber ich weiß, mir wäre das nicht passiert. Nicht mal wenn ich mit exakt der gleichen Person geschlafen hätte. Weil ich mich schütze. Und das solltest du auch tun. #safersex #saveyourlife
Mehr Zahlen zu HIV und Aids findet ihr auf der Seite der Deutschen Aidshilfe.
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