Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich die einzige Dreißigjährige bin, die nicht bei Facebook angemeldet ist. Ich blicke regelmäßig in entsetzte oder unverstandene Augen – denn wenn man heute jemanden kennenlernt, dann tauscht man eher den Facebooknamen als die Telefonnummer aus. Ich gebe dann ganz oldschool meine Nummer heraus, holte tief Luft und erzähle von meiner ungesunden Beziehung mit dem Netzwerk und warum ich Schluss machen musste.
Ja, ich war mal bei Facebook und ich habe es geliebt. Stundenlang habe ich geschaut, was meine Freunde machen. Und die Freunde von Freunden. Und die Freunde von Freunden von Freunden. Ich verfiel tatsächlich in eine Art Stalking-Falle. Immer wenn mir jemand etwas über einen anderen Menschen erzählte, fing ich an, Informationen über dessen Online-Profil zu ziehen.
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Zeitverschwendung, Eifersucht meinerseits & Misstrauen seinerseits: Facebook hat mir drei Probleme in der Beziehung zu meinem Freund beschert. Besser gesagt, ich habe mir diese Probleme natürlich selbst gemacht, denn mir ist schon klar, dass ich meine Social-Media-Verhalten selbst steuere. Aber zurück zu meiner Leidensgeschichte: Wie gesagt, war ich ein Stalking-Ass, ich habe unglaublich viel Zeit damit verbracht, andere Profile zu checken. Das hat meinen Freund misstrauisch gemacht. Zuerst regte er sich darüber auf, dass ich zu viel im Netz hänge, dann dass ich ich ihm hinterher spionieren würde. Das tat ich auch. Ich habe jeden seiner digitalen Freunde und vor allem Freundinnen gefilzt. Ich habe ihn manchmal zur Rede gestellt, wenn er eine Anfrage von einer Frau annahm, manchmal weil er den Status einer anderen mit einem Like versehen hat. Manchmal weil ihm eine Freundin ein rotes Herz auf die Pinnwand gepostet hat. Warum ist es rot und nicht lila, dachte ich mir.
Ich war ungefähr zwei Jahre mit meinem Freund zusammen, bis ich beschloss, mich bei Facebook abzumelden. Wenn ich nicht richtig mit Social Media umgehen kann, dann muss ich es eben ganz lassen, lautete meine Konsequenz. Und ich muss schon sagen, die Beziehung hielt noch vier Jahre und die Streitigkeiten verlagerten sich. Ich empfinde es noch heute – auch als Single – als Erleichterung, nicht mehr ständig zu gucken, was die anderen machen.
Auch abseits der Liebe: Wenn ich mich mit den Frauen auf den perfekten Profilbildern vergleiche, dann geht es mir nicht gut damit. Deshalb lasse ich es einfach ganz sein. Wenn ich mir diese unnötigen Informationen gebe, die mir angezeigt werden, dann platzt mein Gehirn irgendwann. Schluss mit Foodporn und Katzenbildern. Ich befasse mich nur noch selbstbestimmt mit Menschen und Sachverhalten.
Ein Geheimnis ist ja übrigens nicht, dass soziale Medien krank machen können: Internetsucht, Ängste und die sogenannte „Fear Of Missing Out“, kurz FOMO – also die Angst, etwas zu verpassen –, sind in der digitalen Welt längst keine neuen Konstrukte mehr. „Der Gesamteffekt von Onlinenetzwerken auf die einzelne Person und ihr Wohlbefinden ist kein sonderlich guter“, lautete das Fazit einer Studie von italienischen Forschern. Und ich bin der lebende Beweis dafür und gebe es wenigsten zu.
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