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Sex mit einem Ehepaar gab mir mein Selbstbewusstsein zurück

Illustration: Maïté Marque.
Mit zitternden Fingern zog ich den Reißverschluss an meinem hautengen Kleid zu und schlüpfte in meine schwarzen Heels. Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich mich schick gemacht hatte; es war das erste Mal seit Monaten, dass ich mich für jemanden schick gemacht hatte. Nach der totalen Isolation des Lockdowns war ich bereit, die Einsamkeit hinter mir zu lassen – aber nicht nur mit einer Person, sondern zwei.
Nachdem mir kurz vorher das Herz gebrochen worden war, war mein Selbstbewusstsein am Boden. Als sich der Staub einer frischen Trennung schließlich legte, stürzte ich mich in die üblichen Apps, in der Hoffnung, einen Single-Typen für eine Langzeitbeziehung zu finden. Alleine die Vorstellung, mich wieder einem Mann gegenüber emotional so verletzlich zu machen – selbst für etwas Lockeres –, machte mir total Angst. Gleichzeitig war das Bedürfnis nach menschlicher Nähe überwältigend. 
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Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir: Ich brauchte eine sichere Umgebung dafür, meine Sexualität wieder auszuleben. Ein Paar kam mir da wie die perfekte Lösung vor: keine Erwartungen, einfach bloß gemeinsamer Spaß. Mein Ex und ich hatten uns damals bei Feeld angemeldet, einer App für unverbindliche und/oder Gruppen-Arrangements, hatten es aber nie bis zu einem Dreier geschafft. Vielleicht, um ihm damit quasi eins auszuwischen, loggte ich mich dort also wieder ein.
Während ich mich so durch die suchenden Paare scrollte, wusste ich, dass ich es mir als seltenes „Einhorn“ (eine Frau, die nach einem Paar sucht) durchaus leisten konnte, wählerisch zu sein; ich wollte auf keinen Fall irgendwas Kompliziertes. Dann stolperte ich über Simon und Jane, ein schon lange verheiratetes Paar, die mal was Neues ausprobieren wollten. Irgendwie machte es bei mir Klick; sie kamen nicht überheblich oder fake rüber, im Gegensatz zu einigen der anderen Paare. Während Simon und ich also ein bisschen chatteten, spürte ich, dass er es sehr ernst mit mir meinte, seiner Frau aber auch völlig ergeben war – zwei große Pluspunkte bei mir. Also beschlossen wir, uns zu treffen.
Nach ein paar coronagetreuen Spaziergängen mit beiden, jeweils nur zu zweit, wusste ich: Ich wollte das durchziehen. Mir gefiel Simons entspannte, ehrliche Art; an Jane mochte ich vor allem ihr Selbstbewusstsein und ihre Offenheit. Das waren Menschen, mit denen ich auch befreundet sein konnte. Mir war klar, dass die beiden auf neue, coole Erfahrungen aus waren – die ich ihnen würde liefern können –, aber beide stellten mir dieselbe Frage: Was hast du denn davon?
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Ich wollte mich einfach nur wieder wie eine begehrenswerte Frau fühlen.
Unser erstes gemeinsames Abendessen wurde von nervösem Geplauder übertönt. Jane kochte für uns, und mir wurde plötzlich klar, dass das das erste Mal war, dass ich seit Monaten mal wieder bei jemandem zu Hause war. Auf einmal überkam mich eine Welle der Angst. Würde ich hier jetzt wirklich gleich vor einem Paar die Hüllen fallen lassen, das ich kaum kannte? Ich hatte nur einer Freundin von meinen Plänen erzählt; ein Sex-Date mit einem Ehepaar war nicht unbedingt ein typischer Samstagabend, und ich machte mir Sorgen, dafür von anderen verurteilt zu werden.
Zum Glück schafften es Simon und Jane, mich zu beruhigen, obwohl das schließlich auch für sie „das erste Mal“ war. Wir beschlossen, ganz langsam anzufangen – mit einer Massage, die sich direkt so anfühlte, als hätte ich monatelang auf Zucker verzichtet und würde jetzt endlich mal wieder in einen Schokoriegel beißen. Dann schalteten wir einen Gang hoch, als es zwischen den beiden sexuell wurde. Ich war erst zurückhaltend, weil ich keine Grenzen überschreiten wollte. Als sich Simon aber zu mir rüberlehnte und mich küsste, spürte ich, dass etwas in mir erwachte, das viel zu lange geschlafen hatte. Ich war eine sexuelle – und sexy – Frau, und die Freude über das Wiederaufleben zwischenmenschlicher Beziehungen in meinem Leben wurde gleich dadurch verdoppelt, dass Jane auch da war, mit ihren weichen, sanften Lippen, die sich so anders anfühlten als Simons hungrige Küsse. 
Ich war mir danach nicht sicher, ob sie die Erfahrung wiederholen wollen würden; sie sagten mir aber, es habe ihnen sehr gefallen. Ein paar Wochen später trafen wir uns wieder. Seitdem sehen wir uns regelmäßig, und es wird immer besser, je mehr wir über- und voneinander lernen – sowohl außer- als auch innerhalb des Schlafzimmers. Wir sind zu engen Freund:innen geworden, was wir so nicht geplant hatten, was mein Leben aber enorm bereichert hat. Gleichzeitig habe ich ihnen dabei geholfen, Neues auszuprobieren – zum Beispiel, ihre sexuellen Vorlieben mal richtig auszuleben –, und habe die Dynamik in ihrem Leben verändert.
Während die Normalität langsam in unser aller Alltag zurückkehrt, habe ich inzwischen auch mit dem Dating angefangen, wobei mir Simon und Jane mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich sehe die beiden als eine Art Modell dessen, wonach ich suche: eine liebevolle, großzügige und heiße Beziehung. Wir drei wissen, dass unser Dreier enden wird, wenn ich jemanden für etwas Ernsteres finde; bis dahin befriedigt diese Beziehung aber meine Bedürfnisse, sodass ich mir damit Zeit lassen und mich alle paar Wochen bei zwei Menschen, die ich respektiere und bewundere, wie eine Sexgöttin fühlen kann. 
Mein langfristiger Dreier mit einem Ehepaar hat mir meine sexpositive Einstellung und die Freude an menschlichem Kontakt zurückgegeben und mir zwei wundervolle Freundschaften beschert. Jetzt bin ich bereit, mich wieder in die normale Welt zu stürzen.
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