Fallen die Worte „Entgiftung“ oder „Fasten“, ziehen alle schnell die Augenbrauen hoch. Kein festes Essen? Vergiss es.
Doch als der Brooklyn Nine-Nine-Schauspieler und ehemalige Footballspieler Terry Crews auf HuffPost Live von den Vorzügen des 90-tägigen Sexentzugs schwärmte, dem seine Frau Rebecca King-Crews und er sich gemeinsam unterzogen haben, wollten wir doch mal mehr wissen:
„90 Tage, kein Sex – nur Beziehung, reden, kuscheln“, sagte Crews. „Am Ende der 90 Tage stellte ich fest... dass ich einfach wusste, wer sie war, und es war nicht mehr dieses ‚Lass uns ausgehen und später Sex haben’, es war eher ‚Lass uns [aus]gehen, weil ich mich mit dir unterhalten möchte. Ich möchte wissen, wer du bist.’“ Klingt erst mal nach einer gesunden Date-Night – aber solltest du diese Technik selbst ausprobieren?
WerbungWERBUNG
Was passiert wenn man nicht mehr miteinander schläft
Der Single, der Sex und/oder Dating abschwört, um sich auf andere Prioritäten zu konzentrieren, ist ein gängiger Charakter in unserem kulturellen Bewusstsein. In letzter Zeit reihten sich in die temporären Abstinenzler*innen auch gelegentlich Promis, die Sexentzug im Namen des Feminismus als Machtinstrument nutzen wollen – aber das ist ein gänzlich anderes Kapitel.
Bewusst den Sex in einer festen Beziehung zu reduzieren scheint jeglicher Intuition zu widersprechen, passiert das schließlich nicht häufig von selbst? Tatsächlich deutet eine neue Studie aus dem Archives of Sexual Behavior darauf hin, dass die sexuelle Zufriedenheit in einer Beziehung nach einem Jahr am höchsten ist und dann „langsam nachlässt.“
Es spricht jedoch vieles dafür, eine Sexpause in der Beziehung einzulegen. „Eine Sexpause einzulegen ist wie in eurem Sexleben auf ‚Neustart’ zu klicken“, sagt Sextherapeutin Vanessa Marin aus San Francisco. „Auf der einen Seite ist es eine Herausforderung. Nicht zu kriegen was du willst wird deine*n Partner*in viel anziehender machen“ – ein besonders willkommener Effekt, wenn euer Sex zur Routine geworden ist.
„Es ist außerdem eine Erinnerung, dass es sehr viele andere Wege gibt, mit deiner*m Parter*in intim zu sein“, führt Marin fort. „Wenn ihr nicht auf eure alten Standardmittel zurückgreifen könnt, werden sich kleine Dinge wie eine Berührung oder ein kleiner Kuss viel intimer anfühlen.“ Sex aus eurem Repertoire zu nehmen kann euch wieder damit vertraut machen, wie großartig andere Arten von Spielereien sein können (zumindest je nach den Regeln des Sexentzugs). Außerdem kann es den Fokus davon abbringen zum Orgasmus zu kommen oder deine*n Partner*in zum Orgasmus zu bringen, wodurch euch der Leistungsdruck genommen wird. Und die Zeit, die ihr mit Sex verbringen würdet, könnt ihr nutzen um nachzudenken und miteinander zu sprechen, was ihr ausprobieren möchtet, wenn ihr wieder miteinander schlafen könnt – und damit aus der gewohnten Reihe an Positionen, die sich viele Paare aneignen, ausbrechen.
Wenn du also verlockt bist einen Sexentzug mit deine*r Partner*in auszuprobieren, wie lange sollte er anhalten? „Ich rate meinen Klienten häufig zum „Sexfasten“, sagt Marin, „obwohl ich nie einen so langen Zeitraum vorgeschlagen habe, wie Terry Crews und seine Frau ihn durchgezogen haben! Neunzig Tage benötigen jede Menge Willenskraft.“ Sie verschreibt meistens ein einfaches Formular, um die Länge des Entzugs festzulegen: „Verdreifacht die Zeit, die normalerweise vergeht, bevor ihr Sex habt. Wenn ihr also normalerweise einmal pro Woche Sex habt, versucht drei Wochen ohne auszukommen.“
Der kritische Unterschied zwischen einem Sexentzug und dem eher gewöhnlichen Sex-Frust ist die Intention dahinter: Wenn das Sexleben eines Paares zum Stillstand kommt liegt das häufig an mangelnder Kommunikation. Ein Sexentzug, auf der anderen Seite, ist ein geplantes, gemeinsames Abenteuer – eins mit „Reden und Kuscheln“, laut Crews. Außerdem ist eine erhöhte Intimität und noch aufregenderer Sex am Ende garantiert. Wer hätte gedacht, dass es so sexy sein kann, keinen Sex zu haben?