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Darum fällt es manchen von uns leichter, Sex von Emotionen zu trennen

Foto: Lula Hyers
In der letzten Staffel der Serie Girls besucht Hannah eine Surfschule und lässt sich mit einem der Lehrer:innen ein. Sie haben einen One-Night-Stand, und danach erfährt sie, dass er eine Freundin hat. Er erklärt Hannah, dass er den Eindruck hatte, sie sei nicht auf der Suche nach etwas Ernstem. Zuerst ist Hannah wütend, aber dann beschließt sie, den Rest des Wochenendes mit ihm ohne jegliche Verpflichtungen zu genießen. Wie sich herausstellt (Spoiler!), läuft nicht alles nach Plan, denn Hannah wird schwanger. Abgesehen von der ungeplanten Schwangerschaft ist dieses Erlebnis aber nichts Ungewöhnliches: Zwei Menschen haben Sex und danach sehen ihre Gefühlswelten völlig unterschiedlich aus. Was ist der Grund dafür? Und warum fällt es manchen Menschen leichter, Emotionen von Sex zu trennen?
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Sex und Gefühle sind von Natur aus miteinander verbunden – aber unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Beweggründe dafür, die beiden getrennt zu halten, sagt Lisa Thomas, Expertin im Bereich Sex und Beziehungen. Manchen Menschen fällt das auch einfacher als anderen. In bestimmten Fällen hat der Grund, warum für manche Personen Sex und Gefühle untrennbar sind, mit der Art und Weise zu tun, wie wir eine Beziehung überhaupt erst eingehen.
Online-Dating macht es leichter, beides voneinander zu trennen, sagt Thomas. Früher war die Suche nach Sexualpartner:innen ein mühsamer Prozess, aber heute kann man mit ein paar Swipes in einer Dating-App jemanden finden, mit dem:der du dich verabreden oder sogar heiraten kannst, sagt sie. „Im Allgemeinen sind wir jetzt in Sachen Sex und Sexualität viel offener; wir feiern sie.“ Das ist natürlich eine positive Entwicklung.
Obwohl neue Technologien es einfacher gemacht haben, Gelegenheitssex zu haben, ist es immer noch eine sehr individuelle Angelegenheit, wie eine Person auf ein sexuelles Erlebnis reagiert, sagt Dr. Rachel Needle, eine lizenzierte Psychologin und Direktorin von Modern Sex Therapy Institutes. „Es ist wichtig, dass eine Person ihre Beweggründe versteht und weiß, wie sie im Nachhinein auf [eine lockere sexuelle Erfahrung] reagiert“, sagt sie. Selbst wenn du jemand bist, der:die wenig bis gar keine emotionale Bindung zu den eigenen Sexualpartner:innen haben möchte, gibt es immer noch einige biologische Gründe, warum Emotionen irgendwann so oder so ins Spiel kommen können.
Vielleicht ist dir schon einmal zu Ohren gekommen, dass Frauen nach dem Sex eine stärkere Bindung empfinden als Männer, aber das stimmt nicht wirklich, sagt Dr. Needle. Unabhängig vom Geschlecht erhöhen „Hormone, die während des Orgasmus ausgeschüttet werden, einschließlich Oxytocin, die Bindung zu deinem Partner oder deiner Partnerin, wodurch du dich ihm oder ihr näher fühlst und mehr vertraust“, sagt Dr. Needle. Forscher:innen haben untersucht, wie unser Gehirn auf Sex reagiert, und eine Studie aus dem Jahr 2012 ergab, dass sich sexuelles Verlangen und Liebe im Inselcortex überschneiden. Emotionen und Lust sind also definitiv unterschiedliche Einheiten im Gehirn, die sich aber überlappen können.
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„Sich sexuell verletzlich zu zeigen, kann bei manchen Menschen ein Gefühl von Verbundenheit erzeugen“, sagt Dr. Kristin Zeising, klinische Psychologin und Paartherapeutin. Manche Menschen interpretieren diese Emotion fälschlicherweise als etwas, das tiefer scheint, als es tatsächlich ist, oder sie „verwechseln die Gefühle, die mit körperlicher Nähe einhergehen, mit einer echten Verbindung“, sagt sie.
Wenn wir über Sex und Emotionen sprechen, geht es oft um die Fähigkeit einer Person, sich in Anwesenheit einer anderen Person verletzlich zu zeigen, sagt Thomas. „Ich denke, dass deine Fähigkeit, Sexuelles von Gefühlen getrennt zu halten, damit zusammenhängt, wie deine Einstellung zu Sex ist und wie viel sexuelle Erfahrung du hast“, sagt Thomas. Wenn du zum Beispiel jemand bist, der:die noch eher unerfahren ist, fühlst du dich vielleicht verletzlicher, wenn du mit jemandem schläfst – einfach, weil diese Erfahrung mehr Gewicht für dich hat, sagt Thomas. Wie aber bereits erwähnt wurde, ist es wichtig, uns vor Augen zu führen, dass es sehr viele Faktoren gibt, die beeinflussen, wie eine Person Sex gegenüber eingestellt ist. Außerdem tickt jede:r von uns anders.
Es gibt kein Richtig oder Falsch, wenn es um Sex und Emotionen geht, denn letztendlich solltest du das tun, was in deiner Beziehung funktioniert und dich glücklich macht. Für nicht monogame Personen ist es vielleicht am besten, einzelne Partner:innen zu haben, die unterschiedliche emotionale oder sexuelle Bedürfnisse auf einmal erfüllen. Menschen in einer monogamen Beziehung haben möglicherweise an einem Tag leidenschaftlichen, emotionalen und an einem anderen Tag feurigen, emotionslosen Sex. Sex von Gefühlen zu trennen, kann auch die Leistungserwartungen beim Sex beseitigen, was es „uns ermöglicht, sexuell freier zu sein und den Druck nimmt, den wir uns beim Sex oft selbst auferlegen“, sagt Dr. Needle.
Egal, was für eine Art von Beziehung du auch führst – du solltest, wann immer es möglich ist, deine Wünsche und Erwartungen mitteilen, bevor du mit jemandem schläfst, sagt sie. „Hör damit auch später in der Beziehung nicht auf.“ Das muss gar keine große Ansprache sein. Wenn du aber der Person, die du datest, erklärst, wonach du suchst, ersparst du dir so eine Menge Kopfschmerzen und möglichen Liebeskummer in der Zukunft. „Menschen können enttäuscht sein oder sich zurückgewiesen fühlen, wenn sie bei sexuellen Aktivitäten nicht auf der gleichen Wellenlänge sind“, sagt Dr. Zeising.
In welche dieser Kategorien du auch fallen magst, erinner dich daran, dass es kein Richtig gibt, wenn es um Sex und unsere Gefühle geht. Außerdem kann sich das abhängig von der Person und dem Tag ändern. Wie wäre es, nach folgendem Motto zu leben: Verlass jede Person, mit der du schläfst, in einem mindestens so guten Zustand, wie du sie vorgefunden hast. Hoffentlich werden deine Partner:innen sich bemühen, das Gleiche zu tun.

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