Studien haben ergeben, dass viele Faktoren im sogenannten „orgasm gap“ (z. Dt.: „Orgasmuslücke“) zwischen heterosexuellen Männern und Frauen eine Rolle spielen – zum Beispiel der Beziehungsstatus, die geistige oder körperliche Gesundheit, das Körperbild, und, und, und. Einer der entscheidendsten Faktoren ist aber, dass 81,6 Prozent aller Menschen mit Vagina nicht vom Sex allein kommen können. Wird gleichzeitig die Klitoris stimuliert, kommen 51 bis 60 Prozent zum Höhepunkt.
Und obwohl die Lösung demnach relativ simpel erscheint – stimulier doch einfach währenddessen den Kitzler! –, lässt die sich häufig schwieriger umsetzen als gedacht. Das liegt vor allem daran, dass das am unkompliziertesten mit einem Vibrator beim Sex funktionieren würde. Das setzt aber ein eventuell unangenehmes Gespräch voraus.
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Während ich diesen Artikel geschrieben habe, habe ich mich in meinem Umfeld umgehört und gefragt: Was hält euch davon ab, Sexspielzeuge in euren Sex einzubauen? Mit je mehr Menschen ich sprach, desto deutlicher zeigte sich eine Gemeinsamkeit: Viele von ihnen wussten nicht, wie sie ihren Partner:innen ihre Bedürfnisse kommunizieren sollten, ohne denen dabei das Gefühl zu geben, irgendwie „ungenügend“ zu sein.
Die zertifizierte Sex-Coach Georgia Grace erzählt, dass sie das von ihren Klient:innen häufiger hört. „Sextoys ins Partner:innenspiel einzubauen, kann unheimlich befriedigend und aufregend sein, jede Menge Spaß machen und den Sex für alle Beteiligten umso erfüllender gestalten. Das Ganze hat so viele Vorteile, und viele Paare lieben es, ihr Sexleben durch Spielzeuge zu erweitern. Trotzdem wissen viele Leute nicht, wie sie das Thema überhaupt erstmal ansprechen sollen.“
Damit dir das nicht (mehr) so geht, verrät Georgia im Folgenden, wie du deinem:deiner Partner:in einfühlsam, aber selbstbewusst deinen Wunsch nach Sexspielzeugen mitteilen kannst.
Erstmal nachhaken
Es hat schon seinen Grund, dass offene Kommunikation als Schlüssel für eine erfolgreiche Beziehung gilt – insbesondere in Bezug auf Sex. „Du solltest nicht davon ausgehen, dass er:sie darauf steht, wenn du mitten beim Sex plötzlich ein neues Toy zückst“, sagt Georgia. „Jedes Mal, wenn du etwas Neues ausprobieren möchtest, solltest du vorher mit ihm:ihr darüber sprechen, dir das Einverständnis einholen und ganz ehrlich kommunizieren, worauf du neugierig bist.“
Sei spezifisch
Georgia empfiehlt, deine Bedürfnisse immer ganz konkret zu formulieren. „Lass ihn:sie wissen, wie, wo oder auch warum du ein Sextoy verwenden möchtest. Wäre das nur für dein Vergnügen? Oder hat er:sie auch etwas davon? Oder ihr beide? Wer soll es in der Hand halten?“ Je mehr Informationen du für ihn:sie hast, desto leichter kann er:sie sich mit der Vorstellung anfreunden – und desto eher will er:sie dem Ganzen vielleicht auch eine Chance geben.
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Mach es zu einem Erlebnis für euch beide
Wenn ihr Sextoys in euer Sexleben einbaut, ist es wichtig, dass ihr euch beide damit wohl fühlt und bewusst dafür entscheidet. Das könnt ihr sicherstellen, indem ihr zum Beispiel zusammen „shoppt“, meint Georgia. „Die meisten von uns kaufen unsere Toys inzwischen online (dank diskreter Verpackungen und Lieferungen am nächsten Tag!). Aber auch das könnt ihr gemeinsam machen: Es kann echt lustig und sexy sein, zusammen nach Toys zu gucken und etwas zu finden, das euch beide neugierig macht.“
Probier’s erstmal solo
Wenn das Spielzeug ganz neu ist, rät Georgia dazu, es erstmal allein auszuprobieren, damit du herausfinden kannst, wie es funktioniert und sich für dich am besten anfühlt. „Das macht es dann deutlich leichter, es deinem:deiner Partner:in vorzustellen!“
Die Präsentation
Sobald du weißt, wie das Toy für dich funktioniert, ist es an der Zeit, deinem:deiner Partner:in genau mitzuteilen, was du dir wünschst oder was dir gefällt. „Zeig ihm:ihr, wie du das Toy gern an deinem Körper einsetzen würdest oder bitte ihn:sie darum, dir zu zeigen, wie er:sie es am eigenen Körper nutzen würde. Das allein finden viele Menschen schon total erotisch, wenn sie sehen, wie sich ihr:e Partner:in selbst befriedigt“, erklärt Georgia. Das ist auch eine schöne Art, Masturbation in euer Vorspiel einzubauen.
Vergesst nicht das Auschecken
Danach ist es wichtig, einander ein kleines Feedback zu geben, meint Georgia. „Stelle Fragen wie: Wie war das für dich? Was hat gut geklappt? Was nicht? Würdest du das gern wiederholen?“ So könnt ihr ein offenes Gespräch über eure Erfahrung führen.
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Und was, wenn es ihm:ihr nicht gefallen hat?
Denk dran: Du kannst niemanden zu etwas zwingen, worauf er:sie keine Lust hat – das gegenseitige Einverständnis ist entscheidend, sagt Georgia. „Es kann helfen, eure Grenzen zu besprechen und herauszufinden, was ihr ausprobieren würdet (oder eben nicht). Ich höre oft von Partner:innen, die keine Spielzeuge benutzen wollen, weil sie Angst davor haben, das Toy könne sie ersetzen oder echte Intimität behindern. In dem Fall kann es hilfreich sein, die Vorzüge eines Spielzeugs zu besprechen – zum Beispiel die gesteigerte Lust oder die Chance auf ein kleines Abenteuer.“
Dem:der Partner:in gut zuzureden, kann einen echten Unterschied machen, betont Georgia. Es lohnt sich also, ihm:ihr zu versichern, dass kein Sexspielzeug der Welt – egal, wie sehr du drauf stehst – zwischen euch kommen könnte. „Und wenn er:sie trotzdem keine Lust drauf hat, danke ihm:ihr dafür, dass diese Grenzen klar kommuniziert wurden. Und hey, du kannst das Toy ja immer noch alleine benutzen“, meint Georgia.
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