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Was passierte, als ich aufhörte mich slutty anzuziehen

Um ehrlich zu sein, meine Vorlieben, wenn es um Mode geht, bewegen sich in einem Rahmen, den die eine oder andere als „slutty“ bezeichnen würden. Ich stehe einfach schon immer auf körperbetonte Kleidung, die möglichst viel von meinem Körper, mit dem ich ziemlich zufrieden bin, zeigt. Als ich also für eine Woche das Experiment wagte und mich in etwas dezenter Weise kleidete, waren nicht wenige meiner Freunde davon irritiert und nicht wirklich begeistert. Am seltsamsten war es jedoch für mich selbst.
Durch diese eine Woche, habe ich viele Dinge über meine Sexualität und meine Einstellung dazu gelernt, allerdings auch ein paar Sachen, mit denen ich niemals gerechnet hätte.
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Zu Beginn der Woche, legte ich zwei Regeln für mich selbst fest, an die ich mich während der gesamten Zeit halten wollte:
1. Jeder Zentimeter meines Körpers sollte mit Stoff verhüllt sein, mit Ausnahme meines Halses, des Kopfes und der Hände.
2. Wenn ich ein Kleid tragen würde, müsste ich, auch wenn es bodenlang wäre, dazu blickdichte Strumpfhosen tragen, falls der Rock einmal verrutschen würde.
3. Wenn Frisur, dann Zöpfe, bzw. unaufgeregter Dutt.
4. Kein Schmuck.
5. Kein Nagellack.
6. Nichts Verspieltes, bzw. zu Aufregendes tragen.
Zu meinem Glück … hatte ich mir für mein Experiment die erste heiße Woche des Jahres ausgesucht, so dass ich während dieser Zeit fast in meinem eigenen Schweiß ertrunken wäre.
(Ich erinnere mich daran, dass ich letzten Sommer, einen übergroßen schwarzen Kapuzenpulli trug, um anzügliche Kommentar zu vermeiden, aber dennoch bekam ich zu hören: „ Hey Sexy, warum machst du es dir nicht ein bisschen bequemer und ziehst diesen Riesenpulli aus. Du musst ja zerfließen darunter.“) Ich entschied mich auch gegen jede Art von Make-Up, außer, wenn ich es ganz natürlich hielt.
Ich liebe es mich, hübsch zu machen, dementsprechend schwer fiel mir das alles also. Erschwerend kam hinzu, dass ich niemandem davon erzählen durfte, warum ich mich plötzlich so anders kleidete, was zunehmend härter wurde, je länger die Woche dauerte - besonders als meine Freunde anfingen mich mit Chloë Sevigny's Rolle aus „Big Love“ zu vergleichen.
Sonntag: „Modest as Fuck“
Tag 1: Ich startete mein Projekt an einem Sonntagabend. Ich war gerade von einer Reise aus Chicago zurück gekommen und in der richtigen Stimmung, meine Mitmenschen so richtig zu verwirren. Meine Freundin Natalie hatte sich für einen Besuch angemeldet und ich jammerte sie voll damit, dass ich nicht zu altbacken aussehen wollte. Sie versprach mir im Gegenzug, sich heute Abend besonders aufreizend anzuziehen. In meinem kurzen Blümchenkleid sah sie einfach fantastisch aus. Schließlich entschied ich mich für ein hochgeschlossenes, graues Maxikleid, dass ich, da es schulterfrei war, mit einer langen Strickjacke kombinierte.
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In Mamtramck, meiner Heimatstadt, nehmen wir Karaokeabende sehr ernst. Immer Sonntags, gehen meine Freunde und ich in die kleine Bar, in der man immer noch rauchen darf. Wenn besonders viel los ist, verwandelt sich der Ort in eine kleine, überhitzte, Räucherkammer, die dir keine andere Wahl lässt, als dich deiner Klamotten zu entledigen, Aber ich war so entschlossen zu meinem Vorhaben, dass ich standhaft blieb und den ganzen Abend meine Strickjacke anließ.
Wie sonst auch, entschied ich mich für die üblichen Karaoke Klassiker, aber irgendwie wollte heute bei „Wrong Way“ von Sublime, nicht so richtig Stimmung aufkommen. Ich musste feststellen, dass mein Mutti-Outfit, auch wenn ich eine ziemlich heiße Mutter war, nicht ganz so gut ankam, wie meine üblichen Outfits.
Da ich durch meine Arbeit an der Universität weiß, wie eine gute Recherche abzulaufen hat, ist mir durchaus bewusst, dass mein Experiment ein paar Schwachpunkte hatte. Der größte war wohl, dass ich nicht wirklich Vergleichsmöglichkeiten heranziehen konnte. Ich wünschte, ich könnte irgendwie empirisch beweisen, dass ich definitiv weniger angebaggert wurde, während dieser Woche, aber da ich damit nicht dienen kann, müsst ihr mich einfach beim Wort nehmen.
Ich bin mir meiner Umgebung immer ziemlich bewusst und plötzlich musste ich feststellen, dass das Interesse an mir proportional zu meinem Rocksaum sank. Ja, ich weiß, wie doof sich das anhört, aber ich werde einfach echt oft angesprochen. Angenommen ich betrete eine Bar, in der sich schon eine ansehnliche Menge an Leuten befindet. Es ist immer mindestens ein Typ dabei, der mich nach meiner Telefonnummer fragt.
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An diesem Sonntagabend allerdings, passierte: Nichts! … und das sollte sich in der kommenden Woche auch nicht ändern.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, betrank ich mich an diesem Abend hemmungslos und schoss aufreizende Selfies von mir. Einer meiner Freunde, den ich ganz gerne Mal zu einem Quickie treffe, schrieb mir, dass ich gut aussehe in Grau...Hey, also wenigstens die Leute, mit denen ich schon mal im Bett gewesen war, fanden mich noch attraktiv.
In dieser Woche, musste ich ehrlich gesagt ganz neu lernen, wie ich mich richtig anziehe. Ich sah einfach schrecklich aus an diesem Sonntagabend...und Tag 2 sollte nicht besser werden.
Montag: „Operation Gebetsschwester“
Tag 2: Am Montag hatte es fast 30 Grad und trotzdem trug ich ein langes Kleid, welches ich erneut mit dem weißen, immer noch ziemlich nach Rauch stinkenden, Cardigan der letzten Nacht kombinierte. Komplettiert wurde der Look dann durch dicke Strumpfhosen und meinen Westernstiefeln. Für meine Bedürfnisse sah ich extrem züchtig aus und wollte so eigentlich um keinen Preis das Haus verlassen. Dennoch zwang ich mich, im Sinne des Experiments, dazu das Haus zu verlassen und immerhin ein paar Besorgungen zu erledigen. Die Frauen in den besten Jahren, schienen mich durch meine neue Aufmachen, plötzlich zu lieben. Ich wurde nicht selten besonders freundlich und nett im Gespräch aufgehalten und viel freundlicher als sonst behandelt.
Später an diesem Abend war ich mit einem Freund auf einen Quickie verabredet. Wir hatten uns schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen und es war sofort klar, als er die Tür öffnete, dass er nicht besonders begeistert von dem war, was er da sah. Als wir es uns etwas gemütlicher machten, verselbständigten sich die obersten Knöpfe meines Kleides und legten den Blick frei auf meinen sexy Bh, bei dessen Wahl ich total meine eigenen Regeln gebrochen hatte, und mein Gegenüber hielt mich davon ab, sie wieder zu zuknöpfen. Sichtlich irritiert über meine Outfitwahl, fragte er mich, ob ich mich extra für ihn so „schick“ gemacht hätte. Vielleicht dachte er beim Anblick der dicken Strumpfhose, einfach, ich hätte sie nicht mehr alle, nachdem es ja der heißeste Tag des Jahres gewesen war. Ich musste innerlich schmunzeln, als ich mich wenig später meiner Kleidung komplett entledigte und mein wahres Ich zum Vorschein gebracht wurde.
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Dienstag: „Mädchen vom Lande“
Tag 3: Am Dienstag war es ziemlich kalt und als ich die Wohnung meines Dates von letzter Nacht verließ, war ich schon ein wenig dankbar, dass ich so viel Stoff am Körper trug. Ein echter Vorteil zu den dünnen Netzkleidchen, in die ich normalerweise nach solchen Treffen schlüpfen kann.
Mein Weg führte mich an diesem Morgen direkt zu „Value World“ einem der besten Second-Hand-Läden in der Umgebung. In der Hoffnung auf Klamotten, die nicht nur zahm, sondern auch ein bisschen kleidsam waren. Tapfer hielt ich mich von der Kinderabteilung fern, in der ich normalerweise meine bauchfreien Tshirts kaufe und entschied mich für diverse Maxikleider, mit langen Ärmeln.
An diesem Abend sah ich ungelogen wie Laura Ingalls Wilder aus „Unsere kleine Farm“ aus. Einer meiner Freunde, erkannte mich noch nicht mal, bis ich auf mich aufmerksam machte. Dennoch, von meinen Freundinnen, bekam ich ziemlich viele Komplimente. Ich war ziemlich überrascht, auf wie viel positive Resonanz mein Outfit stieß.
Mittwoch: „Die Menschen machen sich ernsthafte Sorgen um mich“
Tag 4: An Tag 4 trug ich ein braunes, sackartiges Kleid. Irgendwer meinte, ich sehe aus, wie Jodie Foster in „Nell“. Ein Freund von mir nannte mich sogar Dexter, weil er fand, dass mein Outfit dem ähnelte, welches die Serienfigur immer trägt, wenn er seine Opfer tötet.
Bisher, hatte ich jeden Tag ein Bild meiner Outfits auf den Sozialen Medien gepostet und somit begannen auch meine Freunde, die weiter weg wohnten, meine Verwandlung zu bemerken.
Donnerstag: „Mauerblümchen“
Tag 5: An Tag 5 war meine Schmerzgrenze erreicht. Ich stand auf und öffnete meinen Kleiderschrank mit einem mürrischen Knurren. Ich entschied mich zwar für ein langes Kleid, allerdings mit Puffärmeln, die nur bis zu den Ellenbogen reichten. Ein wenig Haut musste heute einfach sein. Ich fand, dass ich trotzdem noch keusch genug aussah.
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Am Abend ging ich zu einer Party, auf der alle richtig hip und dem Anlass angemessen aussahen...außer mir. Ich war umgeben von Miniröcken, engen Tops und hohen Plateau-Schuhen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl eine Aussenseiterin zu sein und komplett aus dem Rahmen zu fallen. Ich tanzte wie eine Verrückte. Alle fanden es unglaublich lustig, dass ich so komplett anders angezogen war als und mich dennoch so bewegte wie sonst, wenn ich in meinen üblichen Outfits auftrat. Endlich bekam ich die Aufmerksamkeit, die ich die ganze Woche so vermisst hatte, auch wenn es eher unbeabsichtigt gewesen war... ich konnte nicht umhin mich ein bisschen wie eine verzogene Göre zu fühlen.
Freitag: „Fast geschafft“
Tag 6: Vielleicht auch, weil das Ende in absehbare Nähe rückte, war Freitag mit der härteste Tag. Meine Motivation hatte erste Risse bekommen und so entschied ich mich für ein Kleid, dass nicht mehr ganz so züchtig war. Dennoch, war mein Outfit weit davon entfernt in irgendeiner Art und Weise sexy zu sein. Ich sah aus, wie eine durchgeknallte Kunstlehrerin. Diesen Tag verbrachte ich damit ein paar Sachen zu erledigen, unter anderem führte mich mein Weg zur KFZ-Zulassungsstelle, wo ich mein Nummernschild ändern lassen wollte. In Amerika ist es möglich sich personalisierte Kennzeichen anfertigen zu lassen. Ich entschied mich für „LATEX“, was der Dame am Schalter ein sichtbares Schmunzeln ins Gesicht zauberte.
Gegen Abend zog ich mich um und schlüpfte in ein Kleid, dass alle meine Vorgaben erfüllte. Es war bodenlang, langärmlig und hochgeschlossen. Ich ging zu einer Vernissage und bekam von einer Reihe von älteren Männern ziemlich viele Komplimente. Da es mir in meinem Outfit einfach zu heiß wurde, blieb ich nicht besonders lang. Das war das erste Mal, während der gesamten Woche, dass ich aufgrund meiner Kleidung einen Abend früher abbrechen musste.
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Samstag: „Scheiß drauf“
Tag 7: Ich wünschte, ich wäre eine gute Lügnerin und könnte hier einfach behaupten, dass ich es die vollen 7 Tage durchgehalten habe … aber leider: Nein.. ich habe es nicht geschafft. Ich denke ich hätte es schon irgendwie auch noch einen letzten Tag durchgezogen, aber irgendwas sagte mir einfach: „Nein. Jetzt ist Schluss.“ Meine Freundin Molly hat es ziemlich treffend zusammengefasst: es ging nie darum, dass ich zu wenig Haut zeigen konnte, die Kleidung, die ich trug fühlte sich nur einfach immer wie eine Verkleidung an und hatte einfach nichts mit mir zu tun.
Natürlich trage ich auch sonst im Alltag nicht immer nur extrem aufreizende Klamotten und an dem Experiment hat mir vor allem gefallen, dass ich kreativ werden musste, um mir täglich neue Outfits auszudenken. Nach der Woche musste ich mich auch erstmal wieder an meinen üblichen Kleidungsstil gewöhnen. Einen Minirock zu tragen, fühlte sich ziemlich seltsam an.
Während meines Experiments konnte ich auch feststellen, dass ich wesentlich mehr Nackt-Selfies von mir verschickte und definitiv öfter als sonst, zum Handy griff um mit einem meiner Freunde zu sexten. Ich schätze auch, dass ich ungefähr ca. doppelt so oft masturbiert habe, als in einer üblichen Woche. Ganz oft bemerkte ich, wie ich versuchte, trotz der unförmigen Outfits, dennoch irgendwie meine Brüste oder meinen Po in Szene zu setzen.
Leider muss ich auch zugeben, dass ich eindeutig netter war, als ich mich weniger sexy angezogen habe. Vielleicht um einen gewissen Minderwertigkeitskomplex zu kompensieren. Ehrlich gesagt, bin ich meistens nicht besonders nett zu Fremden.
Diese Erkenntnis führte mich zu der Frage: „ Wie sehr lasse ich mein Äußeres über meine Persönlichkeit bestimmen, wie sehr benutze ich es, um positive Resonanz zu bekommen?” Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass sich mir schon großartige Möglichkeiten eröffnet haben, schlicht aus dem Grund, dass jemand sich Chancen bei mir erhofft hat.
Eigentlich bin ich ziemlich beeindruckt davon, dass mir all das durch einen einzige Woche bewusst geworden ist und auch wenn ich nicht perfekt bin, bin ich doch überzeugt davon, von Grund auf ein liebevolles Wesen zu sein, das stets darum bemüht ist, das beste aus sich zu machen und sich zu entwickeln. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich mein Aussehen für meine Belange einsetze, aber ich versuche mich ein wenig zu bessern und es bewusster wahrzunehmen. Ich bin überzeugt davon, dass mich die Erkenntnisse meines Experiments, als Menschen um einiges reicher gemacht haben.
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