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Was ist Sneating & ist die Geldsparmethode moralisch vertretbar?

Photographed by Refinery29.
Als meine Mama 18 war, ging sie sehr häufig auf Dates mit Männern, die sie eigentlich gar nicht mochte. Es klingt wie eine extrem traurige Geschichte: Ein Teenie-Mädchen traut sich nicht nein zu sagen und geht deswegen mit jedem Typen aus, der sie um ein Rendezvous bittet. Doch du musst meine Mama nicht bemitleiden. Sie war kein kleines armes Mädchen, das sich von jedem Mann manipulieren lies. Sie war nur arm. Buchstäblich. Und deshalb ging sie auf Dates, um kostenloses Essen abzustauben, das sie sich selbst nicht hätte leisten können.
Damals hätte man die Strategie meiner Mutter vielleicht als clever oder hinterhältig bezeichnet – je nach dem was du davon hältst, wenn sich jemand von einer anderen Person durchfüttern lässt. Heute gibt es sogar einen Begriff für das Verhalten: Sneating. Es setzt sich, laut dem Urban Dictionary, aus „sneaky“ (raffiniert, gewieft, hinterlistig) und „eating“ (essen) zusammen und existiert angeblich schon seit mindestens 2011. Richtig bekannt wurde es aber erst vor kurzem – als eine Frau namens Sarah WHIMN verriet, sie würde auf ihren Tinder-Dates sneaten. Schlechtes Gewissen? Fehlanzeige.
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In einem Artikel über Sarah heißt es in der New York Post, beim Sneating würden Frauen „galante Männer“ ausnutzen. Aber das sieht nicht jede*r so. Im Prinzip gibt es zwei verschiedene Meinungen: Manche sagen, es wäre manipulativ und unverschämt. Andere finden dagegen, die Männer (denn oft sind es nun mal Männer), die am Ende des Dates bezahlen, wussten von Anfang an, worauf sie sich einlassen – und die Frauen (denn oft sind es nun mal Frauen) sind ihnen nichts schuldig.
Ich kann zwar nachvollziehen, wieso Einige denken, es wäre nicht gerade erwachsen, nur für kostenloses Essen auf Dates zu gehen, aber ich tendiere eher zur zweiten Meinung. Frauen wie meine Mama spielen mit bestehenden Geschlechterrollen, das ist klar. Wenn sich ein cisgender Mann mit einer cisgender Frau trifft, erwarten Viele, dass er bezahlt. Die meisten Männer kennen diese „Dating-Regeln“ nicht nur, sie befolgen sie auch.
Versteh mich nicht falsch: Ich bin auf jeden Fall dafür, die Dating- und Beziehungsregeln, die uns unsere Gesellschaft auferlegt hat, zu überdenken bzw. teilweise über Bord zu werfen – schließlich sind viele, vor allem für Frauen, sehr restriktiv. Doch, wenn du dich als cisgender Mann dazu entscheidest, die Regeln zu befolgen, dann reg dich nicht darüber auf, wenn sie dir nicht nur in die Karten spielen. Dein Date schuldet dir weder eine zweite Verabredung, noch Sex, noch sonst irgendetwas, nur weil du das Dinner bezahlt hast – es sei denn sie oder er hat ausdrücklich gesagt „Ich revanchiere mich bei dir“. Abgesehen davon besteht das Risiko, einer von beiden hätte nach dem ersten Date keine Lust auf eine Wiederholung ja immer.
Und die Moral von der Geschicht? Egal, wie du die Methode nennst, Frauen wie meine Mutter haben nichts anderes gemacht, als ja zu einem Date zu sagen, um das sie jemand gebeten hat und Essen zu verspeisen, das ihnen angeboten wurde.
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