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Warum Menschen fremdgehen, obwohl sie ihren Partner lieben

Dieser Artikel erschien zuerst bei HuffPost.
Menschen gehen fremd. Männer genauso wie Frauen. Und es passiert öfter, als man denken könnte: Wissenschaftler der University of Montreal gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit eines Seitensprungs zwischen 40 und knapp 80 Prozent liegt. Das ist ziemlich hoch.
Aber warum gehen Menschen eigentlich fremd? Vor allem dann, wenn sie in ihrer Beziehung eigentlich glücklich zu sein scheinen?
Wissenschaftler und Psychologen haben verschiedene Antworten darauf. Ein sehr interessanter Ansatz kommt von Beziehungs-Expertin Esther Perel. Sie sagte in einem TED-Talk:
"Wenn wir fremdgehen, ist es nicht unbedingt unser Partner, von dem wir uns abwenden, sondern die Person, zu der wir selbst geworden sind. Wir suchen viel mehr nach einem anderen Selbst als nach einem anderen Partner."
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Seitensprünge haben mit uns selbst zu tun

Es geht also oft um ein viel komplexeres Thema als körperliche Begierde.
Perel sagte, dass viele ihrer Klienten ihren Partner nach einschneidenden Erlebnissen betrogen hätten. Zum Beispiel, wenn sie eine schlechte Nachricht von einem Arzt erhalten hatten, oder ein Elternteil verstorben war. Es hatte also weniger mit Problemen innerhalb der Beziehung zu tun als viel mehr mit der Person selbst.
"Tod und Sterblichkeit existieren oft im Schatten einer Affäre, weil sie die Frage aufwerfen: War das alles? Ist da noch mehr? Mache ich die nächsten 25 Jahre so weiter? Werde ich das je wieder fühlen?", sagte sie. "Möglicherweise sind es diese Fragen, die Menschen dazu bringen, die Linie zu übertreten. Einige Affären sind sicherlich der Versuch, eine Leblosigkeit zu bekämpfen - ein Gegenmittel für den Tod."

"Untreue entsteht durch innere Leere"

Bestsellerautorin und Beziehungs-Expertin Margaret Paul hat eine ähnliche Ansicht:
"Untreue kommt im Allgemeinen von derselben inneren Leere wie Alkohol- und Drogenmissbrauch, Essstörungen, Spielsucht, Kaufsucht usw. Im Fall der Untreue - wenn der Grund dafür die innere Leere aufgrund von Selbstaufgabe ist - ist die Affäre die Sucht: Eine andere Person wird dazu benutzt, die innere Leere zu füllen und die innere Einsamkeit zu mindern", schreibt sie in einem HuffPost-Blog.
Doch auch unsere Biologie kann erklären, warum wir Menschen betrügen, die wir lieben.
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Dieser Ansicht ist jedenfalls die Anthropologin und Biologin Helen Fisher. In einem TED-Talk aus dem Jahr 2006 erklärte sie, aus welchen drei Bestandteilen Liebe besteht - aus biologischer Sicht.

Aus biologischer Sicht hat Liebe drei Bestandteile

Die romantische Liebe in einer Partnerschaft existiert laut Fisher, weil der Kontakt zu unserem Partner das Belohnungssystem in unserem Gehirn aktiviert. Das fand die Anthropologin heraus, indem sie Studienteilnehmern Bilder ihrer Partner sowie fremder Personen zeigte und dabei ihre Hirnaktivität maß.
Doch es ist nicht die romantische Liebe allein, die den Menschen zum Handeln antreibt. Es gibt laut Fisher zwei weitere Bestandteile, die eine Rolle spielen und die Seitensprünge erklären können. Zum einen der Fortpflanzungstrieb, der uns ständig unterschwellig daran erinnert, dass wir ja eigentlich unsere Gene möglichst weit verbreiten sollten.
Zum anderen streben wir nach Bindung. Wir suchen nach Partnern, mit denen wir eine enge Beziehung führen können, um beispielsweise den Nachwuchs großzuziehen.
Doch - und das ist das Problem - wir Menschen sind in der Lage, allen drei "Trieben" gleichzeitig nachzugehen. "Kurz gesagt: Wir sind fähig, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben", erklärt Fisher.
Fisher mag aus biologischer Sicht Recht haben. Trotzdem klingt es ein bisschen zynisch, wenn sie sagt: "Ich glaube nicht, dass wir dafür gemacht sind, glücklich zu sein — wir wurden erschaffen, um uns fortzupflanzen."

Aber was, wenn man glücklich sein will?

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Es mag richtig sein, dass Instinkte auch unser Handeln beeinflussen. Andererseits sind wir auch so weit entwickelt, dass wir intelligente Entscheidungen über diese Instinkte stellen können.
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Den Partner zu betrügen - egal wie sehr wir ihn lieben - hat sicherlich etwas mit unserer eigenen Situation zu tun, wie Peres sagt. Aber es hat auch etwas mit der Beziehung zu tun. Die Affäre an sich ist nicht das eigentliche Problem. Sie ist nur das Symptom des eigentlichen Problems.
Und wie bei einer Krankheit sollte nicht das Symptom, sondern die Krankheitsursache bekämpft werden.
Wenn es also einen Betrug gegeben hat, bleibt uns Menschen immer noch die Wahl: Wir können entscheiden, zu gehen. Oder wir entscheiden, daraus etwas über die Beziehung - und vor allem über uns selbst - zu lernen.
Das ist unsere Chance, glücklich zu werden.
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