Während Bundy wahrscheinlich der berühmteste Fall eines Verbrechers ist, der weibliche Fans um sich scharte, passiert so etwas immer und immer wieder.
Elizabeth Woollett: Ich fand True-Crime-Geschichten schon immer spannend. Am aufregendsten fand ich die von Leuten, die eigentlich relativ normale Kindheiten gehabt haben, in denen nichts Schlimmes vorgefallen ist. Das Wie und Warum dieser Fälle ist hier besonders interessant und mysteriös für mich. Aus den gleichen Gründen haben mich auch Verbrecherinnen immer besonders interessiert. Frauen werden aus verschiedenen Gründen nicht so häufig mit Straftaten in Verbindung gebracht wie Männer, insbesondere wenn es um Gewaltverbrechen geht. Es ist so unwahrscheinlich, um trotzdem passiert es.
Ich habe Biografien gelesen, True-Crime-Bücher, Prozessmitschriften, Zeitungsartikel und Briefe. Alle relevanten Quellen, die ich in die Hände bekommen konnte. Wenn möglich, habe ich mir außerdem Dokumentationen und Originalmaterial angesehen. Eva Braun beispielsweise hatte jede Menge Homevideos. Um den Ton und die Stimmung der damaligen Zeit zu verstehen, habe ich außerdem Romane und Filme aus der jeweiligen Epoche und den Ländern angesehen, in denen diese Frauen lebten.
Wenn es so etwas wie eine Gemeinsamkeit gibt, dann ist es wohl eine Kombination aus Unsicherheit und der Bereitschaft, ihr Selbstwertgefühl von den Männern, mit denen sie zusammen waren, bestimmen zu lassen. Ich glaube aber, dass Unsicherheit etwas sehr Menschliches ist. Es wird schwierig sein, jemanden zu finden, der nicht auf irgendeine Weise unsicher ist oder es zumindest mal zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens mal war.
Wenn es so etwas wie eine Gemeinsamkeit gibt, dann ist es wohl eine Kombination aus Unsicherheit und der Bereitschaft, ihr Selbstwertgefühl von den Männern, mit denen sie zusammen waren, bestimmen zu lassen.
Das hing von den Informationen ab, die ich zur Hand hatte. Bei Frauen wie Myra Hindley und Eva Braun war es einfacher, sich näher an das Realvorbild zu halten, weil über sie schon viele Bücher geschrieben wurden. Bei ihnen ging es eher darum, Anekdoten oder Zeitpunkte ihres Lebens auszuwählen, die ihren Charakter gut repräsentieren. Wer sie waren, was sie gemacht haben und wie sie dahin gekommen sind, wo sie dann landeten.
Bei anderen, wie Janice Hooker und Veronica Compton, gab es nur wenig Information. Da musste ich meine Fantasie mehr spielen lassen. Ich werde wahrscheinlich nie wissen, wie nah diese Kurzgeschichten an der Wahrheit sind.
Das alle Frauen ihre eigene Stimme haben, war mir extrem wichtig. Ich wollte, dass jede Stimme einzigartig, echt und überzeugend rüberkommt. Wenn Leute ihre eigene Geschichte erzählen, wollen sie in der Regel Mitgefühl erzeugen und sich verletzlich und menschlich zeigen. Ich habe versucht, dass im Hinterkopf zu behalten, als ich die Geschichten geschrieben habe.
Es ist schwer zu sagen, wo die Grenze zwischen dem „bösen Mann“ und dem „Antihelden“ verläuft. Da gibt es einige Vermischungen, die dazu führen, dass böse Männer oft romantisiert werden: Sie sind auf tragische Weise fehlerhaft, aber menschlich. Sie sind düster und unheilvoll, aber aufregend. Solange Antihelden als attraktiv gelten, wird das auch bis zu einem Grad auf böse Männer zutreffen.
Ich habe so meine Probleme mit dem Begriff Gehirnwäsche, weil er für mich Hirnlosigkeit und totale Schwäche impliziert. Das wird der Komplexität des richtigen Lebens und echter Menschen nicht gerecht. Ich glaube, dass es sehr begabte Manipulatoren gibt, die etwas tief in der manipulierten Person Schlummerndes anstoßen und dann kanalisieren können, während sie es dieser Person erlauben, ein Gefühl der Handlungsfähigkeit zu bewahren und in einigen Fällen sogar ihr Ego zu stärken. Diese Dynamik habe ich in vielen dieser Beziehungen festgestellt.
Ich glaube, dass es sehr begabte Manipulatoren gibt, die etwas tief in der manipulierten Person Schlummerndes anstoßen und dann kanalisieren können.
Es gibt sogar Beweise, dass einige von ihnen sehr fürsorglich waren und ehrliche Gefühle gegenüber ihrer Partnerin hegten. Nehmen wir den Serienkiller David Birnie, der über 2000 Briefe mit seiner Frau Catherine Birnie austauschte, bevor sie den Kontakt zu ihm abbrach. Oder Raymond Fernandez, der sich nochmal öffentlich zu seiner Liebe für Martha Beck bekannte, bevor er hingerichtet wurde. Wenn Fürsorge jedoch bedeutet, bereit zu sein, die Bedürfnisse und das Glück eines Anderen über seine eigenen zu stellen, würden die meisten Männer diesen Test wohl nicht bestehen. Generell würden diesen Test aber wohl auch die wenigsten von uns bestehen.