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Eine Person, die BDSM mit einer anderen Person praktiziert, ist zu sehen.

Aftercare – warum wir alle damit anfangen sollten

Foto: Isa Wipfli.
Wenn du mit der BDSM-Szene nicht vertraut bist, denkst du vielleicht, dass es dabei nur um Peitschen, Handschellen und lustvollen Schmerz geht. Es gibt aber ein wichtiges Element, das BDSM-Praktizierende in ihr Sexleben eingebaut haben, um sicherzustellen, dass sich alle Beteiligten nach der Play-Time sicher und umsorgt fühlen: eine Praxis, die als „Aftercare“ (zu Deusch: Nachsorge) bekannt ist. Und ganz gleich, ob du nun auf BDSM stehst oder Blümchensex bevorzugst, Aftercare ist etwas, das wir alle tun sollten.
In der BDSM-Welt bezieht sich Aftercare auf die Zeit und Aufmerksamkeit, die sich Partner:innen einander nach einer intensiven sexuellen Erfahrung schenken. Die Beteiligten handeln Sessions im Voraus aus und geben ihre Zustimmung, wobei unter anderem Safewords vereinbart werden (für den Fall, dass sich jemand in einem bestimmten Moment unwohl fühlt). Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht rücksichtsvoll und kommunikativ zu sein brauchen, wenn alles vorbei ist. Laut Galen Fous, einem Sexualtherapeuten und Fetisch-Sexualpädagogen, sieht Aftercare bei jeder Person anders aus. Das liegt daran, dass unseren sexuellen Vorlieben so vielfältig sind. In der grundlegendsten Form der Bezeichnung bedeutet Aftercare, dass Personen nach dem Sex miteinander kommunizieren und sich umeinander kümmern, um sicherzustellen, dass sich alle mit dem, was passiert ist, zu 100 Prozent wohlfühlen. Das kann laut Fous alles beinhalten – von der Versorgung von Wunden bis hin zu einem Moment der Stille, um die Erfahrung zu genießen.
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„Speziell in Bezug auf BDSM ist der ‚Sub-Drop‘ das, was wir [während der Nachsorge] abzufedern hoffen“, sagt die PsychotherapeutinAmanda Luterman. Ein „Sub-Drop“ bezieht sich auf die Traurigkeit, die ein:e unterwürfige:r Partner:in empfinden kann, wenn das Endorphin-Level crasht und der Körper nach einer Session mit Adrenalin überflutet ist (obwohl laut Fous auch dominante Partner:innen einen solchen Drop erleben können).
Natürlich kann es auch ohne BDSM dazu kommen, dass du nach dem Sex etwas down bist. Eine Studie aus dem Jahr 2015 ergab, dass fast 46 Prozent der 230 befragten Frauen mindestens einmal in ihrem Leben nach dem Sex zum Weinen zu Mute war oder dass sie unruhig oder nervös waren. Das wird als „postkoitale Dysphorie“ bezeichnet (und etwa 5 Prozent ging es in den vier Wochen vor der Studie einige Male so). Expert:innen glauben, dass das auf die hormonellen Veränderungen zurückzuführen sein könnte, die Menschen (insbesondere diejenigen mit Vaginas) nach dem Orgasmus erleben. Viele sind aber der Meinung, dass es auch durch ein Gefühl von Vernachlässigung dazu kommen kann. Die sogenannte „Orgasmuslücke“ deutet darauf hin, dass vor allem heterosexuelle Frauen oft das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse im Bett ignoriert werden. Luterman erklärt, dass sich Menschen im Allgemeinen nach dem Sex schlecht fühlen können, wenn sie sich nicht darüber austauschen, was ihnen an dem Erlebnis gefallen oder nicht gefallen hat.
Wenn du dir nach dem Sex die Zeit nimmst, liebevoll zu sein und mehr zu reden – auch bekannt als Aftercare –, kann Sex zu einer besseren Erfahrung für alle Beteiligten werden – nicht nur für diejenigen, die mehrere Paar Handschellen besitzen. Was bedeutet das also für dich? Das hängt von der Art von Sex ab, die du hast, und davon, mit wem du schläfst.
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Wenn du dir nach dem Sex die Zeit nimmst, liebevoll zu sein und mehr zu reden – auch bekannt als Aftercare –, kann Sex zu einer besseren Erfahrung für alle Beteiligten werden – nicht nur für diejenigen, die mehrere Paar Handschellen besitzen.

Wie schon erwähnt gibt es viele Richtlinien für die Nachsorge bei BDSM. Wenn du Gelegenheitssex hast, kann Aftercare bedeuten, dass du dich verletzlich zeigst und über die Erfahrung sprichst. Bei einem One-Night-Stand kann das aber beängstigend sein. Es hängt definitiv von der Situation ab. Luterman schlägt vor, zu sagen, dass du eine gute Zeit hattest und dann zu schauen, ob die andere Person daran interessiert ist, sich wieder zu treffen (falls es das ist, was du willst natürlich). „Menschen wollen daran erinnert werden, dass sie für die andere Person mehr sind als bloß ein Mittel zum Zweck, um sexuell befriedigt zu werden“, sagt Luterman. Wenn dein Erlebnis nicht gut gelaufen ist, ist es wichtig, das auch anzusprechen.
Aftercare ist genauso etwas für Menschen in Langzeitbeziehungen, sagt Luterman, vor allem, wenn sie etwas Neues ausprobiert haben (z. B. Analsex). Hat es wehgetan? Möchtet ihr es wieder tun? Was hat euch daran gefallen und was nicht? Du kannst nicht wissen, was dein:e Partner:in denkt, wenn du ihn:sie nicht fragst. Außerdem kann es in Langzeitbeziehungen passieren, dass sich Partner:innen irgendwann für selbstverständlich halten. Deshalb ist es wichtig, nach dem Sex zu kuscheln, sich gegenseitig die Haare zu streicheln und den Moment auszukosten, damit sich selbst der routinemäßigste Sex wie etwas Besonderes anfühlt.
Eine Sache, die wir alle im Hinterkopf behalten sollten? Es kann auch hilfreich sein, diese Gespräche fortzusetzen, wenn alle Beteiligten wieder in senkrechter Position befinden, angezogen sind und das Gefühlshoch nach dem Orgasmus abgeklungen ist.
Letzten Endes ist Aftercare nur ein anderer Begriff dafür, sicherzustellen, dass alle nach dem Sex zufrieden sind. Und obwohl Kommunikation auch vor und währenddessen wichtig ist, haben diese Gespräche nach dem Sex einen zusätzlichen Bonus: Beteiligte können aus der Erfahrung lernen, damit das nächste Mal noch heißer werden kann.

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