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Wie sich unser Datingverhalten in Zeiten von Dating-Apps wirklich verändert hat

Früher bedeutete das Wochenende für mich Beine rasieren, passenden BH zum Höschen aussuchen und dieses wohlige Kribbeln, namens Aufregung, in der Bauchregion verspüren und genießen. Das Wochenende ist in erster Linie natürlich zum Entspannen da, aber auch gerne mal, um sich ins Nachtleben zu stürzen und auch manchmal nicht zu wissen, wo man am nächsten Tag aufwachen wird. Denn Hand aufs Herz, gibt es ein Gefühl das aufregender ist als jemand neues in einer Bar, Club oder Privatparty kennenzulernen? Aus einem ersten flüchtigen Blick, wird ein zweiter, darauf folgt die Bestätigung des Gegenübers dass er dich auch wahrgenommen hat. Ein Lächeln wird ausgetauscht, als wolle man einen Deal besiegeln. Stunden verstreichen, gefüllt von weiteren Blicken, offensichtlichem Lachen, zuprosten über die Tanzfläche hinweg, bis man irgendwann rein zufällig nebeneinander an der Bar steht und sich einen Drink bestellt. Zaghafte erste Worte bis hin zum euphorischen Gespräch, gefolgt vom knutschen in der Ecke. Von nun an schwebt man auf Wolken, feiert bis morgens zusammen weiter und denkt nicht an morgen. Bis zum nächsten Morgen... Was dann folgt kann sich völlig unterschiedlich entwickeln, aber darum soll es in diesem Text nicht gehen.
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Vielmehr soll er ein Gefühl wecken, uns zurückdenken lassen an eine Zeit ohne Dating-Apps. An eine Zeit in der man noch nach Telefonnummern fragen musste und anschließend auch den Mut dazu fassen, diese Nummer zu wählen. Als ein Date noch etwas Besonderes war und keine Großwildjagd. Können wir überhaupt noch jemanden völlig unvoreingenommen kennenlernen oder haben wir das bereits verlernt? Schließlich sind wir es gewohnt unsere Dating- Partner neuerdings ständig und überall mit uns in der Hosentasche spazieren zu führen. Wir können jederzeit auf sie zugreifen und genauso gut auch wieder weglegen. Es gibt kaum Regeln beim online flirten und wenn es sie gibt, dann sind sie ganz anders als sie früher waren. Früher in einer Zeit ohne Likes, Matches und Chats.
Würden wir unser Verhalten des Online-Datings aufs „echte“ Leben projizieren, würde es wie folgtaussehen; Wir betreten eine Bar und gucken uns um. Der süße Typ da vorne mit der Mütze bekommt sofort ein Like, der daneben auch und der Barkeeper sowieso! Die drei vor der Bar können bitte gehen, bei den anderen sind wir noch nicht sicher. Mist, sie tragen leider kein Profil mit sich rum in das wir mal eben reinblättern können. Wohnort, Interessen, Gemeinsamkeiten - was sonst ein kurzer check ist, erfordert nämlich ernsthaftes Interesse. Wir können uns auch nicht einfach umdrehen und von einem Gespräch in das nächste wechseln, weil es uns gelangweilt hat. Und erst recht nicht können wir ihn mal eben zur Seite legen und erst morgen antworten. Belohnt wird das Durchhaltevermögen mit realer Mimik und Gestik und ersten kleinen Berührungen. Echtem Lachen statt Emoticons. Hierbei geht es nicht um Kritik, richtig oder falsch, sondern vielmehr darum ein Bewusstsein für diese rapide Veränderung zu haben. Mal kurz in sich zu gehen und sich zurück erinnern wie es früher war. Früher als man fast sicher sein konnte, dass an dem Wochenende die einzige war, die von ihm gedatet wurde. Heute wissen wir es nicht. Die Auswahl ist so groß und jederzeit verfügbar und wir somit lediglich die Kartoffeln, neben den Pommes beim All-you-can-eat-Buffet. Ein Buffet ist nichts schlimmes, ein Menü a la Carte aber auch nicht. Das scheinen auch einige Dating-Apps verstanden zu haben und setzen immer mehr auf exklusives
Dating-Verhalten um somit der Willkür einen Riegel vorzuschieben. Bei der Dating-App Lovoo istdas zum Beispiel der sogenannte „Icebreaker“, er kann nur ein mal pro Tag verschickt werden und soll dem Empfänger das Gefühl geben, dass man ihn mit Bedacht ausgewählt hat. Und anstatt eines einfachen “Like”, muss man sich hier schon ein weniger kreativer zeigen, sich Mühe geben. So wie früher an der Bar. Mit etwas Glück schaffen es genau solche Funktionen einen guten, gesunden Mittelweg zu schaffen. Dating soll zwar Spaß machen und unkompliziert sein, doch wollen wir uns ab und zu gerne wie ein “A la Carte Menü” fühlen.
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