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Warum stören sich so viele an meiner Nasen-OP?

Manchmal denke ich gern an meine alte Nase zurück: an den breiten Rücken mit Höcker, die runde Spitze und die eingedellte, asymmetrische Seitenpartie. Meine Nostalgie hat aber wahrscheinlich damit zu tun, dass ich vergessen habe, wie es war, tatsächlich mir ihr zu leben.
Foto: Jacqueline Kilikita
Die Redakteurin vor ihrer Nasenkorrektur
Foto: Jacqueline Kilikita
Die Redakteurin vor ihrer Nasenkorrektur
Vor fünf Jahren habe ich mich nach monatelangem Recherchieren und zahlreichen Beratungen zu einer Nasenkorrektur entschlossen. Man hört immer wieder von Menschen, die plastische Operationen bereuen. In meinem Fall vergeht aber kein einziger Tag, an dem ich nicht mit meiner damaligen Entscheidung zufrieden bin – auch wenn für diesen operativen Eingriff die Hälfte meiner Ersparnisse draufging. Meine „neue“ Nase ist zwar nicht makellos (Perfektionist:innen finden aber auch immer etwas zu bemängeln), aber mein schmaleres Nasenbein, die definierten Außenseiten und die sehr subtile „Skipistenspitze“ haben mich auch innerlich verändert. Mein Selbstwertgefühl ist in die Höhe geschossen. Ich zucke nicht mehr zusammen, wenn jemand ein Foto von mir machen will.
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Für diejenigen, die mich seither kennen, ist meine Nase ganz normal; nichts ist außergewöhnlich oder schockierend an ihr. Es fällt mir aber auf, dass sie manche Leute – insbesondere jene, die mich bereits vor meiner Nasenkorrektur kannten – stört. Interessanterweise bemerkte anfangs aber niemand den Unterschied. Nach etwa einem Jahr tauchten dann aber allmählich abfällige Bemerkungen und beleidigende Kommentare in alltäglichen Gesprächen auf.
„Oh, warum hast du dir das bloß angetan, mein Schatz?“, sagte eine ältere Verwandte weinerlich und zeigte dabei beim Familienessen auf meine Nase. Plötzlichen waren alle Augen auf mich gerichtet. Eine Tante, die meine Entscheidung voll und ganz unterstützte, erwiderte an meiner Stelle, dass meine Nase weniger verzweifelte Reaktionen hervorgerufen hätte, wenn ich die Chirurg:innen doch darum gebeten hätte, sie ganz zu entfernen und oben auf meinem Kopf zu befestigen.
Daraufhin bekam ich jene Reaktion zu hören, vor denen es den meisten, die sich unters Messer gelegt haben, graut. „Es ist offensichtlich, dass du eine Nasen-OP hattest“, meinte einmal eine Person, mit der ich früher zusammengearbeitet hatte, bei einem Drink, während andere mit Ausdrücken wie „unecht“ und „Plastik“ nur so um sich warfen. Irgendwann fing ich sogar damit an, diese Worte selbst zu verwenden, wenn jemand nach meiner Nasenkorrektur fragte. „Oh, meine künstliche Nase? Ja, ich habe sie vor ein paar Jahren machen lassen. Nein, die Prozedur hat eigentlich gar nicht wehgetan.“
Foto: Jacqueline Kilikita
Die Redakteurin nach ihrer Nasenkorrektur
Mittlerweile ist plastische Chirurgie aber ausgeklügelter und sicherer als je zuvor. Such dir aber auf jeden Fall angesehene Chirurg:innen, die Mitglieder in all den richtigen Verbänden sind. So wird am Ende praktisch niemand feststellen können, dass du dich einer Nasenkorrektur unterzogen hast. Das ist auch der Grund, warum meine Wahl auf eine bestimmte Klinik fiel. Prinzipiell gibt es bei Nasen-OPs keine Universalmethode mehr. Gute Ärzte achten darauf, subtil zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass das Element, das modelliert und verschönert werden soll, auch tatsächlich zu deinem Gesicht passt: keine übermäßig spitzen Nasenspitzen mehr (Expert:innen bezeichnen das als „Pinocchio-Effekt“), keine Fremdmaterialien und natürlich kein Plastik (auch wenn der Name „plastische Chirurgie“ es vermuten lässt).
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Manchmal erhasche ich im Spiegel oder auf Bildern einen Blick auf meine Nase und bin darüber erstaunt, wie gut sie zu mir passt. Sie ist genau richtig für mich – eine bessere Version meiner vorherigen. Warum also fühlt es sich so an, als hätten so viele andere Leute ein Problem mit ihr? Ich habe Naveen Cavale, Facharzt für plastische und rekonstruktive Chirurgie, gebeten, etwas Licht in die Sache zu bringen. „Vor allem für ältere Generationen stellen Krankenhäuser gefährliche Orte und Operationen eine bedenkliche Angelegenheit dar“, erklärt er. „Es gibt auch eine generationsbedingte ‚Akzeptier deine Umstände einfach und mach weiter‘- und ‚Sei dankbar für das, was du hast‘-Haltung. Heutzutage sind wir aber in der Lage, etwas, das uns nicht zusagt, zu ändern, wenn wir es wollen.“ Diese Erklärung macht sehr viel Sinn, denn einige der negativen Kommentare, die ich erhalte, stammen von viel älteren Verwandten.
Von meinen Millennial-Freund:innen fühle ich mich aber genauso stark verurteilt. „Obwohl sich die Einstellung Schönheitsoperationen gegenüber stark verändert hat, ist dieses Thema immer noch mit einem Stigma behaftet“, sagt Herr Cavale. „Oft sagen Leute: ‚Sie muss wirklich eitel gewesen sein, um sich einer solchen Operation zu unterziehen‘, oder: ‚Warum können wir uns nie einfach mit dem zufrieden geben, womit wir geboren wurden?‘ Der Grund, warum ich Schönheitsoperationen durchführe, hat aber nichts mit Eitelkeit zu tun. In der Tat geht es in 99 Prozent der Fälle nicht um das Ego; die meisten meiner Patient:innen wollen sich einfach besser fühlen und attraktiver für sich selbst aussehen.“
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Herr Cavale erwähnt auch, dass manche Menschen einfach nur neugierig und besorgt sind, wenn es um das Thema Schönheits-OP geht. Es sei außerdem nicht ungewöhnlich, dass Freund:innen und Familienmitglieder sich an diejenigen, die sich bereits operieren haben lassen, wenden, um auszuloten, ob sie sich selbst einer OP unterziehen sollten. „Gerade bei Eingriffen an der Brust stellen junge Frauen oft Vergleiche mit anderen an. Ich habe oft miterlebt, dass manche Personen sich an anderen orientieren, um herauszufinden, ob sie mutig genug sind, den gleichen Schritt zu wagen“, sagt er. „Solche Mund-zu-Mund-Empfehlungen können einen große Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen.“
Ich kann nicht umhin, zu vermuten, dass hier vielleicht auch ethnische Einstellungen eine Rolle spielen. Cavale pflichtet dieser Vermutung bei. Die Kilikita-Nase ist schließlich voller „Charakter“. Denken Freund:innen und Familie etwa, dass ich damals meine Identität ablegen wollte, weil ich nicht stolz auf sie war? Das war nämlich keineswegs der Fall. Ich war einfach nicht zufrieden mit dem Aussehen meiner Nase. Bloß weil ich eine Schönheits-OP hatte, bedeutet das noch lange nicht, dass ich meine Wurzeln verleugne.
Schon vor meinem kosmetischen Eingriff erhielt ich ungebetene Bemerkungen zu meiner markanten Nase. Ich konnte es also noch nie allen recht machen – weder jetzt noch damals. Eine Person, die etwas an ihrem Äußeren verändern ließ, hatte höchstwahrscheinlich einen guten Anlass dazu. Sie muss mit ziemlicher Sicherheit unglücklich mit sich selbst gewesen sein, um solch einen Schritt zu wagen. Abfällige Kommentare könnten diese Unzufriedenheit nur noch verstärken und vielleicht sogar eine neue Form von Unsicherheit hervorbringen. Das gilt für jede Art von Schönheitsoperation – egal, ob es sich um eine Nasenkorrektur, Botox oder Lippenfüller handelt.
Cavale fasst alles gut zusammen: „Leute geben manchmal seltsame Kommentare ab, ohne vorher gründlich nachgedacht zu haben. Das passiert besonders in den sozialen Medien, wo sie sich durch einen Bildschirm geschützt direkt und ungefiltert ausdrücken können.“ Er erwähnt jedoch, dass die meisten von uns generell ein Interesse an Schönheitsoperationen haben und dem Thema manchmal sogar ein wenig ängstlich gegenüberstehen. Während es natürlich einige Menschen gibt, die sich niemals mit kosmetischen Eingriffen anfreunden werden, betont Cavale, wie wichtig es ist, ein unterstützendes Umfeld um dich herum zu haben, wenn du eine Operation in Erwägung ziehst. „Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, und sprich mit Familienmitgliedern, zu denen du eine enge Verbindung hast“, empfiehlt er. „Rückendeckung zu haben, ist wichtig.“
Um dich nicht von negativen Bemerkungen zu deinem Aussehen irritieren zu lassen, musst du dir ein dickes Fell zulegen. Ich jedenfalls bin mit meiner mutigen Entscheidung, mich einer Nasenoperation zu unterziehen, sehr zufrieden. Wenn dir meine Nase nicht gefallen sollte, ist das in Ordnung – sie ist ja schließlich nicht deine.

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