Östrogen. Dieses Wort kennst du bestimmt noch aus der Schulzeit, als der weibliche Körper im Biologieunterricht besprochen wurde. Vielleicht bist du auch schon mal in irgendeiner Werbung zum Thema Verhütung darauf gestoßen. Du erinnerst dich bestimmt noch daran, dass es sich dabei um ein Hormon handelt, das hauptsächlich in den Eierstöcken produziert wird. Für den Fall, dass du während der Bio-Stunde, in der all das erwähnt wurde, gerade ein Nickerchen machtest, wollen wir dich hiermit daran erinnern, dass Östrogen bei so viel mehr als nur Schwangerschaften und den Wechseljahren eine Rolle spielt. Außerdem beschränkt sich seine Wirkung nicht nur auf unser Inneres.
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Wenn du von sinkenden Östrogenspiegeln hörst, kommen dir wahrscheinlich häufig die Wechseljahre in den Sinn – und das, was wir im Allgemeinen damit in Verbindung bringen, wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und eine geringere Libido. Wusstest du aber, dass Östrogen auch im Bereich unserer Haut seine Finger im Spiel hat?
Wenn du unter 40 Jahre alt bist, denkst du jetzt vielleicht: „Darüber muss ich mir ja erst einmal keine Gedanken machen.“ Wie sich herausstellt, ist diese Annahme aber nicht ganz richtig. Während der Perimenopause, als zwei bis fünf Jahre vor Einsetzen der Wechseljahre, und selbst davor beginnt sich die Östrogenproduktion typischerweise im Alter von 30 zu verringern und macht mit 35 einen weiteren Sturzflug. Wie die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Uzzi Reiss in ihrem Buch The Good News About Estrogen schreibt, setzte die Menopause bei früheren Generationen selten vor 55 ein. Aufgrund von umweltbedingten und epigenetischen Stressfaktoren können Frauen heute aber bereits mit 38 Jahren in die Wechseljahre kommen.
Wir haben mit Fachleuten gesprochen, um mehr über östrogenarme Haut zu lernen und zu erfahren, warum das Interesse sowohl zahlreicher Beauty-Brands als auch Konsument:innen an diesem Thema immer mehr ansteigt.
Die Beziehung zwischen Östrogen und unserer Haut
Unsere Östrogenproduktion sinkt im Laufe des Lebens und nimmt mit zunehmendem Alter immer weiter ab, und das hat nicht nur damit zu tun, ob du schwanger werden kannst oder nicht: Östrogen spielt eine wichtige Rolle für deine allgemeine Gesundheit. Überall haben wir Östrogenrezeptoren – in so gut wie jedem Organ des Körpers: vom Gehirn über die Haare, die Gebärmutter und den Knochen, bis hin zur Haut.
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Während die Auswirkungen von Hautalterung den meisten von uns bekannt sind, werden sie selten mit einem Östrogenmangel in Verbindung gebracht. „Sobald sich Frauen zuerst der Perimenopause und dann der Menopause nähern, sinkt der Östrogenspiegel im gesamten Körper auf natürliche Weise“, sagt der Dermatologe Dr. Joel L. Cohen. „Frauen klagen dann im Normalfall über vaginale Trockenheit, wissen aber nicht unbedingt immer, dass es auch Auswirkungen auf die Haut gibt.“ Christi Putman, Wissenschaftlerin und Mitbegründerin von SeeMe Beauty, sagt: „Frauen erzählen uns immer wieder, dass sie die menopausenbedingten Veränderungen ihrer Haut völlig überrascht hätten.“
Wenn es um das Thema Haut geht, führt kein Weg an Östrogen vorbei. Es ist an zahlreichen Prozessen beteiligt: bei der Wundheilung, bei der Reaktion auf Schäden, die durch Sonneneinstrahlung verursacht wurden, beim Aufrechterhalten des Feuchtigkeitsgrades und der Dicke und anderer Eigenschaften, die gesunde Haut auszeichnen. Je mehr sich Frauen der Menopause nähern, desto weniger Östrogen stellen sie her, was wiederum ihre Haut beeinträchtigt. „Eine gesenkte Östrogenproduktion kann mit einem langsameren Zellumsatz der Haut, einer beeinträchtigten Funktion der Hautbarriere und des pH-Werts sowie einer verminderten Kollagenherstellung einhergehen“, sagt der Dermatologe Dr. Joshua Zeichner. „Das führt zu trockener Haut, einem fahlen Teint, feinen Linien, Falten und schlaffer Haut.“
Zunehmende Beliebtheit einer neuen Beauty-Kategorie
Während der Alterungsprozess rund ums Thema Haut und deren Pflege bisher selten mit Östrogen in Verbindung gebracht wurde, steigt jetzt scheinbar das Interesse daran, sowohl seitens Verbraucher:innen als auch Marken. Expert:innen weisen darauf hin, dass die Lebenserwartung von Frauen jetzt höher ist denn je zuvor (in Deutschland beträgt sie 83,6 Jahre) und die Wechseljahre aus diesem Grund länger andauern.
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„Es herrscht eine Angst vor dem Unbekannten. Als Gesellschaft sind wir nun aber dazu bereit, einer älteren Bevölkerungsgruppe mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“
Rochelle Weitzner, Gründerin und CEO von Pause Well-Aging
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Diese angestiegene Lebenserwartung ist nach Ansicht der Profis aber nicht der einzige Grund für die zunehmende Begeisterung für Beauty-Produkte und -Dienste, die sich auf östrogenarme Haut konzentrieren. „Frauen kümmern sich jetzt mehr um ihre Gesundheit und sind besser über die Veränderungen in ihrem Körper informiert“, sagt Dr. Zeichner. Rochelle Weitzner, Gründerin und CEO von Pause Well-Aging, einer Produktlinie, die speziell für hormonell belastete Haut entwickelt wurde, führt diese Entwicklung darauf zurück, dass es heute einfach etwas anderes bedeutet, 50 zu sein, als es früher der Fall war. „Bisher wurde nie direkt über die Menopause gesprochen. Es herrscht eine Angst vor dem Unbekannten. Als Gesellschaft sind wir nun aber dazu bereit, einer älteren Bevölkerungsgruppe mehr Aufmerksamkeit zu schenken“, sagt sie. „Zu Frauen in ihren 50ern gehören heute Promis wie Jennifer Lopez, Jennifer Aniston und Michelle Obama.“
Durch diesen Trend tauchen jetzt mehr und mehr Brands auf, die eine ältere Zielgruppe ansprechen. Östrogenmangel ist sogar der Schwerpunkt einiger davon. Die Marke Emepelle zum Beispiel arbeitete mit Wissenschaftler:innen zusammen, um ihre patentierte und klinisch erprobte MEP-Technologie zu entwickeln. Dank ihr lässt sich die Ursache für den beschleunigten Kollagenverlust und die Hautalterung, die mit einem niedrigen Östrogenspiegel zusammenhängt, effektiv bekämpfen. Für ihr Unternehmen ließ sich Weitzner von ihren eigenen Hitzewallungen inspirieren, wie sie uns erzählte: „Die Beauty-Branche war lange Zeit nicht auf Kundinnen in der Menopause ausgerichtet.“ SeeMe Beauty wurde von drei Frauen in ihren 50ern gegründet, die Produkte für Frauen in ihrem Alter kreieren wollten. Außerdem war es ihr Ziel, für mehr Repräsentation dieser Bevölkerungsgruppe auf dem Markt zu sorgen, der sich sonst eher durch negatives Branding auszeichnet, wenn es ums Thema Älterwerden geht.
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Behandlung östrogenarmer Haut
Neben kosmetischen Produkten gibt es aber immer noch medizinische Optionen (wie eine Hormonersatztherapie), die zur Behandlung von Östrogenmangel und anderen Symptomen der Wechseljahre eingesetzt werden. Wenn du konkrete Fragen oder Bedenken rund um die Themen hormonelle Schwankungen oder Hormonmangel hast – egal, ob in Zusammenhang mit Östrogen oder anderen Hormonen –, solltest du unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin zu Rate ziehen. Jeder Mensch ist schließlich anders und medizinischer Rat sollte nur von Fachleuten eingeholt werden.
Wenn es dir aber mehr das Aussehen deiner Haut geht, und du dir weniger Sorgen um deinen Hormonhaushalt machst, sind topische Produkte zweifelsfrei eine gute Wahl. Da östrogenarme Haut empfindlicher ist, sind feuchtigkeitsspendende Cleanser zu empfehlen, die die Haut nicht unnötig irritieren und gleichzeitig kollagenstimulierende Inhaltsstoffe wie Retinol, Hydroxysäuren und/oder Peptide enthalten. Dr. Zeichner empfiehlt das Double Serum von Clarins wegen seiner entzündungshemmenden und festigenden Wirkung. Was du außerdem wissen solltest, ist, dass die natürlichen Abwehrkräfte östrogenarmer Haut geringer sind. Daher ist es eine gute Idee, eine reichhaltige Feuchtigkeitspflege zu verwenden, um eine schützende Schicht zu schaffen. Natürlich ist auch Sonnenschutz wie immer unerlässlich. „Östrogenarme Haut kann sich selbst nicht so gut vor äußeren Einwirkungen schützen, wie es bei jüngerer Haut der Fall ist. Daher ist täglicher UV-Schutz ein Muss“, sagt Dr. Zeichner.
So findest du heraus, wie es um deinen Östrogenspiegel steht: Das lässt sich anhand der Symptome bestimmen. Außerdem gibt es zu diesem Zweck spezielle Blutuntersuchungen. Einige Fachleute wie Dr. Rebecca F. Dunsmoor-Su, die für die Online-Klinik Gennev tätig ist, raten aber davon ab, sich auf diese zu verlassen. „Blutwerte sind im Allgemeinen nicht hilfreich“, sagt sie. „Wir überwachen und behandeln Patient:innen auf Basis von Symptomen, nicht basierend auf Werten. Das trifft besonders bei Frauen in ihren Wechseljahren zu. Da ihre Resultate von Monat zu Monat sehr unregelmäßig sein können, sind Bluttests weder hilfreich, noch tragen sie dazu bei, Vorhersagen machen zu können.“
Letztendlich ist es nie zu früh oder zu spät, um mehr über die Auswirkungen des Älternwerdens zu erfahren. Es ist an der Zeit, dass die Schönheitsbranche anerkennt, dass Hautveränderungen als Folge von hormonellen Veränderungen im Laufe unseres Lebens einen wesentlichen Teil unserer Bevölkerung betreffen. Das Wichtigste ist aber, dass am Altern absolut gar nichts anti ist.
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